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Mission: Nachhaltigkeit

// Ulrika Mårtensson

Wenn die Branche ihr Verständnis von Nachhaltigkeit nicht weiter spannt und von den positiven Einflüssen ihrer Aktivitäten berichtet, könnte sie in ihrer Existenz bedroht sein.

Veränderungen bewirken. „Wir schlafwandeln als Branche in ein potenzielles Desaster, bei dem CSR-Manager möglicherweise zu ihren CEOs sagen: Lasst uns alle physischen Meetings abschaffen und stattdessen Videokonferenzen halten. Wir reduzieren so unsere CO2-Emissionen und sparen Geld. Es ist höchste Zeit, dass die Event-Branche die vielen Vorteile von Präsenzveranstaltungen hervorhebt und aufzeigt, wie mit ihrem Einfluss eine bessere Welt geschaffen werden kann“, sagt Fiona Pelham, die sich für eine nachhaltigere Event-Branche einsetzt.

Pelham besitzt umfassende Erfahrung auf dem Gebiet der Präsenzveranstaltungen und, was man mit ihnen bewirken kann. Sie ist die jüngste Frau, die einen ISO-Standard (ISO 20121 – Nachhaltiges Eventmanagement) vorgelegt hat. Sie ist Gründerin und CEO von zwei eventbezogenen Firmen und ist als erste Frau zur globalen Vorsitzenden der Meeting Professionals International (MPI) berufen worden.

Unternehmen haben sich bereits beim Realisieren nachhaltiger Veranstaltungen auf Pelham verlassen, darunter waren die San Francisco Giants, VMware, die Olympischen und Paralympischen Spiele von Rio.

„Als ich 2004 beschlossen habe, mein Event-Business zu gründen, habe ich den Begriff Nachhaltigkeit nicht einmal gekannt. Naiv wie ich damals noch war, dachte ich, dass positives für Unternehmen und Umwelt zu bewirken, bei vielen Event-Unternehmen selbstverständlich im Fokus steht. Als ehemalige Pfadfinder-Führerin habe ich erlebt, was Veranstaltungen in einer Gemeinschaft bewegen können. Also ist das für mich schlicht gesunder Menschenverstand“, antwortet Pelham auf die Frage, wo für sie alles begonnen hat.

So ist sie – fast wie zufällig – zu einer Expertin in Sachen Nachhaltigkeit geworden. Sie setzt einfach das in die Tat um, woran sie glaubt. Nachdem sie ein Jahr lang nachhaltige Veranstaltungen geplant hat, erkennt Pelham, dass hier enormer Aufklärungsbedarf besteht. Immer mehr Klienten fordern nachhaltige Lösungen. Somit hat sie beschlossen, „Positive Impact“ zu gründen, um Fortbildung für eine nachhaltige Veranstaltungsbranche bereitzuhalten.

2008 war Pelham Vorsitzende eines britischen Standards-Komitee, inspiriert von den Olympischen und Paralympischen Spielen 2012 in London. Diesem Komitee hat sie auch weiterhin vorgestanden, als der Standard mit über 30 Mitgliedsländern international Bedeutung erlangt hat: Seit der Einführung 2012 ist ISO 20121 die allgemein anerkannte Norm der globalen Event-Branche.

„Im Vorfeld zu London 2012 habe ich erlebt, wie die Macht eines Mega-Events Veränderungen innerhalb einer Lieferkette bewirken kann. 2017 hat Positive Impact branchenweite Untersuchungsergebnisse vorgelegt, die dies untermauern. Menschen werden von Veranstaltungen inspiriert. Wenn Menschen zusammenkommen, schaffen wir ein Umfeld, das für alle funktioniert. Wir kooperieren, sind innovativ, teilen und verbinden“, sagt Pelham.

„Eine Welt, die für alle funktioniert“ fasst die Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung mit den Sustainable Development Goals, kurz SDGs zu einer griffigen Formel zusammen. Pelham arbeitet weiterhin eng mit globalen Meinungsbildnern, darunter UN-Gremien zusammen und betont, dass die SDGs Regierungen und Unternehmen erkennen lassen, wie dringend zu handeln sei und, dass dieses nachhaltige Handeln auch wirtschaftlichen Sinn mache.

Dies unterstreicht auch Melanie Delaplanche von MCI. Schon vor zehn Jahren hat MCI Nachhaltigkeit zu einem seiner zentralen Fachgebiete erklärt. „Zahlreiche Organisationen integrieren die SDGs. Darüber hinaus werden Leistungs-Kennzahlen (KPIs) eingeführt, die Resultate messbar machen“, sagt Delaplanche.

„In den vergangenen beiden Jahren habe ich beobachtet, wie Nachhaltigkeit eine immer höhere Priorität einnimmt und marktführende Unternehmen nachhaltige Praktiken in das Planen und Durchführen ihrer Veranstaltungen integrieren. Wir unterzeichneten kürzlich einen Vertrag mit einer führenden Finanzinstitution, um sie beim Implementieren der ISO 20121 im Rahmen ihrer weltweiten Veranstaltungen zu unterstützen. Es ist ermutigend zu sehen, wie Unternehmen reifer werden, die uns bevorstehenden Herausforderungen wahrnehmen und die Vorteile einer ganzheitlichen Betrachtungsweise erkennen“, so Delaplanche.

Nachhaltig organisierte Events zeigen, dass Organisationen insgesamt umweltfreundlich, sozial und wirtschaftlich gemanagt sind“, so Claudia van‘t Hullenaar, Inhaberin von Sustained Impact und Mitglied des Komitees für nachhaltige Veranstaltungen des Events Industry Councils: „Wirtschaftsführer übernehmen die SDGs und richten ihre Unternehmen strategisch auf diese Ziele aus. Events können diese Ziele festigen.“

Die SDGs reichen von Gleichstellung und Frieden, bis hin zu gleichberechtigtem Zugang zu Bildung und vollständigem Eliminieren von Armut. Eine von Positive Impact durchgeführte Umfrage zeigt jedoch, dass 61 Prozent der Veranstaltungsexperten der Ansicht sind, Nachhaltigkeit beschränke sich lediglich auf ein Reduzieren der Umweltbelastung. Laut Pelham ist dies ein Hemmnis für die Branche, die vom Fokus auf Nachhaltigkeit und SDGs profitieren kann. Events sind hierfür ein Katalysator.

Pelham appelliert: „Es ist an der Zeit, nicht mehr nur über CO2-Fußabdruck und Abfallmanagement zu reden, sondern auch über die positiven Auswirkungen unserer Veranstaltungen. Berichten wir nicht darüber, sind Veranstaltungen in ihrer Existenz bedroht.“