Ostern steht vor der Tür. Am Karfreitag 2023 laufen dann die letzten Corona-Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes aus. Das nimmt der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (AUMA) zum Anlass für eine Schlussrechnung nach der Pandemie.
Corona habe tiefe Spuren hinterlassen: knapp 670 Messen seien seit März 2020 ausgefallen. Auf den zwischen den Lockdown-Maßnahmen stattfinden Messen hätten dann noch bis zu 87 Prozent der ausstellenden Unternehmen gefehlt, heißt es vom AUMA. Das gesamtwirtschaftliche Minus: 60 Millarden Euro.
In der Hochphase der Pandemie hätten bis zu 180.000 Arbeitsplätze nur durch Kurzarbeit gesichert werden. Trotzdem: Wegen der lange fehlenden Öffnungsperspektive haben ungezählte Fachkräfte die Branche dennoch verlassen.
AUMA-Chef Jörn Holtmeier bilanziert: „Novemberhilfen, Überbrückungsgelder sowie Kurzarbeit haben funktioniert und geholfen, das Schlimmste zu verhindern.“ Für ihn bleiben allerdings „beißende Widersprüche“ aus der Pandemie zurück: Den Messeprofis sei zwar der Aufbau von Test- und Impfzentren anvertraut worden. Das sichere Durchführen ihres Kerngeschäfts habe man ihnen jedoch nicht zugetraut, klagt Holtmeier.
„Bei dreimal so hoher Inzidenz wie in Deutschland wurden in Madrid Messen unter erprobten Hygienekonzepten durchgeführt, in Amsterdam das Messe-Gelände von Lockdowns ausgenommen. In Paris, London und Dubai waren Messen längst möglich, als hierzulande Lockdowns noch ein großes Thema waren.“, so Holtmeier, der sich ein „gezieltes Ermöglichen“ wie dann in Nordrhein-Westfalen deutschlandweit gewünscht hätte.
Der vom Bund aufgelegte Sonderfonds Messen, heißt es vom AUMA, sei überwiegend ins Leere gelaufen. Dieser sollte Veranstalter, die Messen aufgrund eines behördlichen Messeverbots absagen mussten, entschädigen. Fast immer waren die Gründe für Absagen aber andere: Strenge Regelungen, wie starre Personenobergrenzen, führten dazu, dass Messen wirtschaftlich nicht mehr machbar waren.
Ein weiterer Grund war, dass Aussteller wegen Restriktionen nicht an- oder einreisen konnten. Auch wurden Messeverbote meist kurzfristig verhängt. Veranstalter, die freiwillig Messen wegen des Infektionsgeschehens absagten, gingen komplett leer aus. Für ausstellende Unternehmen habe ein Absicherungsprogramm völlig gefehlt.
Beim Neustart des Messegeschäfts im späten Frühjahr 2022 seien wieder neue Hindernisse entstanden: Allein für die Anerkennung aller Corona-Impfstoffe der WHO habe das Gesundheitsministerium ein halbes Jahr länger als die meisten anderen Länder gebraucht. Unzählige ausländische Messeteilnehmer konnten dadurch gar nicht erst nach Deutschland einreisen.
Jüngste Zahlen des Welt-Messeverbandes UFI spiegeln den Hürdenlauf der deutschen Messewirtschaft auch im sogenannten Global Barometer wider: Während in etlichen Wettbewerbsmärkten die Umsätze bereits ein Vor-Corona-Niveau erreichen, werden viele deutsche Messegesellschaften in diesem Jahr noch dahinter zurückbleiben. Ein Vor-Corona-Niveau hierzulande erwarten AUMA-Fachleute frühestens im kommenden Jahr.
Auch der Positivbeitrag der deutschen Messewirtschaft zum Bruttoinlandsprodukt bleibt hinter den Vorjahren deutlich zurück: Trug die Branche 2019 noch mit 28 Milliarden Euro dazu bei, waren es 2022 knapp 14 Milliarden Euro.
Mehr als 7,2 Millionen Besucherinnen und Besucher sowie über 142.000 ausstellende Unternehmen waren in Summe 2022 zu Gast auf deutschen Messen. Das sind etwa 70 Prozent der Aussteller und knapp 65 Prozent der Besucher der Vor-Corona-Zeit.
AUMA-Chef Holtmeier: „Die Pandemie hat klargemacht: An Messen hängt viel. Ihre Relevanz als Treffpunkt für GestalterInnen und ProblemlöserInnen sowie als Schaufenster für Innovationen ist kaum zu überschätzen. Der Bundeswirtschaftsminister ist gut beraten, die enorme Bedeutung zu verstehen und das Messeland Nummer 1 zu stärken.“