Die rasante Entwicklung beim Thema Digitalisierung verändert die MICE-Branche schon seit Jahren. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Denn die großen Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz wirken sich auch auf das Event-Management aus.
Das war die zentrale Botschaft von KI-Experte und Wirtschaftspsychologe Steffen Ronft während eines Vortrags vor den 320 Mice-ExpertInnen in der Stadthalle Rostock. Viele Arbeitsabläufe würden sich gravierend verändern, verwies Steffen Ronft unter anderem auf neue Anwendungsfelder und KI-Tools im Event-Management. Im Blick hat er dabei unter anderem Präsentationen per Powerpoint, Unterstützung bei der Datenauswertung und die Suche nach Locations.
KI: „Welcome to the Jungle“
Ganz einfach sei die Umsetzung jedoch nicht, gestand der KI-Experte den Mitgliedern des Europäischen Verbands der Veranstaltungs-Centren (EVVC). „Welcome to the Jungle“, sagte Ronft mit Blick auf die Vielfalt der vorhandenen KI-Tools. Sie würden im Hintergrund zwar letztlich alle auf lediglich vier bis sechs Modelle zugreifen, seien in der Funktion und Anwendung aber recht unterschiedlich. Man müssen deshalb vorab genau analysieren, für was die KI verwendet werden solle und welches Tool das richtige sei.
MICE-ExpertInnen, die sich in das Thema Künstliche Intelligenz einarbeiten wollen, erhalten in der Fokus-Geschichte der CIM-Ausgabe 5/23 einen guten Einblick in das Thema. Dort werden auch Einsatzmöglichkeiten im MICE-Bereich vorgestellt.
Einen konkreten Praxisbericht gibt es zudem im jüngsten CIM-Magazin 4/24. CIM-Redakteurin Susanne Layh berichtet darin über die Erfahrungen des Ton- und Medientechnikers Shawn Hellmann. Dessen Fazit: „Vieles hört sich ersteinmal gar nicht so kompliziert an.“ Die Herausforderung liege aber im Detail.
Welche Überraschungen man beim Thema KI erleben kann, beschrieb in Rostock MFT-Redner Steffen Ronft mit einer simplen Frage an Perplexity: „Wer ist ein geeigneter Speaker für Event-Psychologie und Künstliche Intelligenz?“ Die Antwort: „Dr. Steffen Ronft“.
Keynotes zu Gen Z und Mental Health
Überraschungen, die nicht immer unbedingt positiver Natur sind, erlebt die Branche aktuell auch beim Thema Nachwuchs. Felix Beilharz, Experte für Social Media Marketing, nahm in seiner Keynote deshalb auch kein Blatt vor den Mund: „Wer die Generation Z nicht kapiert, verliert“. Die Erwartungen junger Menschen an ihren Job seien zum Teil gänzlich andere als vor 20 Jahren.
So spiele zwar das Gehalt weiterhin die wichtigste Rolle. Gleichzeitig würde ein Viertel (!) der beruflichen NeueinsteigerInnen am liebsten mit einer Vier-Tage-Woche starten. Sehr wichtig seien der Jugend zudem eine attraktive Arbeitsatmosphäre und attraktive Aufstiegsmöglichkeiten.
Um mentale Gesundheit im stressigen Arbeitsalltag drehte sich wiederum die Abschlusskeynote von Fréderic Letzner. Auch hier ging es um die Work-Life-Balance, die keineswegs nur der Generation Z wichtig ist: Auch 27 Prozent der 30- bis 49-Jährigen bevorzugt inzwischen eine Vier-Tage-Woche. Zum Vergleich: Bei den über 50- Jährigen ist dies nur für 20 Prozent der ArbeitnehmerInnen ein Argument, eventuell den Job zu wechseln.
16 Sessions für Austausch und Wissenstransfer
Zum Teil tief ins Detail ging es während der 16 verschiedenen Sessions der Tagung. Eine wichtige Rolle spielte dabei erneut der „Open Space“. Er bot allen TeilnehmerInnen die Möglichkeit, eigene Themen einzubringen.
Neben der Anwendung von Künstlicher Intelligenz und Fragen zum Event-Management wurden Themen wie „Nachhaltigkeit“, „Recht“ und „Future“ diskutiert. Weitere Sessions widmeten sich unter anderm der nachhaltigen Sanierung von Event-Locations und der „Diversity in High Performance Teams“.
Darüber hinaus gaben diverse Mitglieder des EVVC einen Einblick in ihre Expertise und präsentierten ihre neuesten Lösungen und Innovationen. Von Digital Signage über modernste Bühnenbeleuchtung bis hin zu Videomarketing: „Die Themen der vielen verschiedenen Slots zeigten die ganze Bandbreite des Fachwissens im Partner-Pool des EVVC, der seit dem vergangenem Jahr nochmals vergrößert und inhaltlich verstärkt werden konnte“, freute sich Präsidentin Ilona Jarabek.
Positive Bilanz der Tagung und Ausblick auf 2025
Dass mit 320 MICE-Profis so viele Interessierte den Weg nach Rostock folgten, sorgte beim EVVC für Begeisterung. „Die MFT hat sich in den letzten Jahren nicht nur zur größten Veranstaltung des EVVC-Jahres, sondern über die Grenzen des Verbands hinweg zu einem echten Branchen-Highlight entwickelt“, so die Bilanz von EVVC-Präsidentin Ilona Jarabek.
Und Petra Burmeister, Geschäftsführerin der „inRostock“ GmbH, ergänzte: „Ich bin überzeugt, dass sich unsere Locations sowie die gesamte Destination Rostock von ihrer besten Seite präsentiert haben und bei den Teilnehmenden einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen konnten“.
Zum Ende der Tagung übergaben Jarabek und Burmeister den Staffelstab an die Messe-und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg GmbH. In der dortigen jüngst wiedereröffneten Hyparschale findet am 29. und 30. September 2025 die 26. Management-Fachtagung des EVVC statt.
Das ist der EVVC
Der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren repräsentiert rund 600 Veranstaltungszentren, Kongresshäuser, Arenen und Special Event Locations in Europa. Veranstaltungsplaner und Zulieferbetriebe ergänzen das Spektrum „und machen den EVVC zum vielseitigsten Netzwerk der Branche“, wirbt EVVC-Präsidentin Ilona Jarabek. Weitere Informationen zum Verband gibt es unter www.evvc.org.
Leonard Gürtler