Die Anzahl an Geschäftsreisen geht weiter zurück. Ein Grund dafür ist das Thema Nachhaltigkeit, das bei vielen Unternehmen im Zuge der Corona-Pandemie immer stärker in den Fokus gerückt ist. Zu dieser Einschätzung kommen zehn europäische Führungskräfte, die die Hotelkette Accor im Zuge der Veranstaltung „Masters of Travel“ zur Entwicklung des Segments befragt hatte.
So erwartet beispielsweise Sophie Hulgard, Senior Vizepräsidentin Sales Nordeuropa bei Accor, für 2022 einen Rückgang der Geschäftsreisen um 20 Prozent im Vergleich zu 2019. Andere Experten gehen von einem Minus von 50 Prozent aus. Die Technologie habe oftmals die Notwendigkeit zu reisen ersetzt.
Gereist werde oft lediglich dann, wenn der Erfolg davon abhänge. Laut einer Untersuchung von Accor erwarten Arbeitnehmer von einem persönlichen Treffen einen etwa 25 Prozent höheren Umsatz als bei einem virtuellen Meeting. Darüber hinaus gaben sie an, persönlich dreimal so viel erreichen zu können.
Nicht außer Acht gelassen werden darf das Wohlergehen der Mitarbeitenden. Dazu könne der persönliche Austausch beitragen, so die Meinung des Expertengremiums. Im Zuge dessen gaben die Teilnehmer der Masters-of-Travel-Runde als Geschäftspriorität für das aktuelle Jahr an, ihre Mitarbeiter zu motivieren, wieder unterwegs zu sein.
Wichtig dabei ist jedoch auch das Thema Nachhaltigkeit. Dieser Aspekt sei mittlerweile entscheidend, wenn darüber diskutiert wird, ob Reisen als sinnvoll erachtet werden oder nicht. „CO2-Emissionen zu kompensieren, ist nicht mehr ausreichend“, sagte ein Mitglied des Expertengremiums. „Unsere Hotelpartner müssen nachweisen können, dass sie den CO2-Fußabdruck von Geschäftsreisenden aktiv reduzieren.“ Ein weiterer Gesprächspartner brachte laut Accor die zentrale Bedeutung von Umweltfragen auf den Punkt und prognostizierte, dass Unternehmen „2023 ein Emissions- an Stelle eines Kostenbudgets haben werden“.
Um eine Geschäftsreise nachhaltiger und sinnvoller gestalten zu können, haben die Teilnehmer von „Masters of Travel“ mehrere Kriterien zusammengetragen.
Sophie Hulgard geht davon aus, dass 20 Prozent der Geschäftsreisen in Zukunft nicht mehr stattfinden könnten. „Wir beobachten aber das Entstehen eines viel zielgerichteteren Geschäftsreisesektors, in dem Unternehmen den Wert jeder Reise maximieren wollen, um Teams wieder zusammenzubringen, die Kultur zu fördern, Strategien zu entwickeln, Geschäfte abzuschließen und die Bindung zu den Mitarbeitenden zu stärken.“
Das Expertengremium „Masters of Travel“ wurde 2021 von Accor ins Leben gerufen und soll eine gemeinsame Vision entwickeln, wie Meetings und Geschäftsreisen nach der Corona-Pandemie gestaltet werden können.
Eine andere, internationale Befragung ergab kürzlich, was die Entwicklung des Volumens von Geschäftsreisen angeht, eine andere Prognose, siehe hier.