CIM:Wieso beschreiben Sie Vertrauen als die „härteste Währung“?
Dr. Schweer: Unsere sozialen Beziehungen werden ganz entscheidend durch (fehlendes) Vertrauen geprägt. Ob im privaten oder beruflichen Kontext, Vertrauen bildet eine wichtige Grundlage für positive, zufriedenstellende Erfahrungen. Gleichzeitig ist Vertrauen ein zerbrechliches Gut, Enttäuschungen können sich massiv auswirken. Erschwerend kommt hinzu, dass wir oft „gezwungen“ sind, zu vertrauen; wie sonst könnten wir uns einer Operation unterziehen?
Sie koordinieren das Projekt „VERMIKO – Vertrauens-Managementsysteme für Innovations-Kooperationen in Produkt- und Dienstleistungsentwicklungsprozessen“. Was verbirgt sich dahinter?
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sind Unternehmen zunehmend auf Innovationen angewiesen und so in der Regel auf Kooperationen. Sie bergen eine Reihe von Risiken, etwa die Angst, dass Mitarbeiter abgeworben oder eigenes Know-how geklaut wird. Die Förderung von Vertrauen durch ein praxisgerechtes Vertrauens-Managementsystem bildet daher das Herzstück. Es wird im Rahmen des Projektes entwickelt, prototypisch in den beteiligten Firmen angewendet und evaluiert, so dass ein Transfer auf andere möglich wird.
Lässt sich Vertrauen denn überhaupt managen?
Ganz entscheidend ist, dass man Vertrauen nicht strategisch einsetzen kann. Das würde sich ins Gegenteil verkehren, denn für Vertrauen ist Authentizität entscheidend. Dennoch ist ein „Management“ dahingehend möglich, die Beteiligten für Prozesse zu sensibilisieren, die Vertrauen fördern bzw. hemmen. Dies reicht von nonverbalen Signalen bis zu Kommunikationsstrukturen, die Transparenz, Eigenverantwortlichkeit und Mitbestimmung fördern. Alleine die Reflektion über den hohen Stellenwert von Vertrauen hat einen positiven Effekt.
Sie nehmen an vielen Kongressen teil. Wie wichtig ist es, dass Delegierte sich vertrauen?
Vertrauen spielt eine wichtige Rolle in der Hinsicht, dass berichtete Ergebnisse zuverlässig und nach den verbindlichen Kriterien der Scientific Community ermittelt worden sind. Das Vertrauen zwischen den Wissenschaftlern – verbunden mit wahrgenommener fachlicher Kompetenz und Gefühlen von Sympathie – fördert die in der Forschungslandschaft wichtiger werdende interdisziplinäre Kooperation.
Unterstützt Ihr ZfV Tagungsplaner, die das Thema Vertrauen ins Programm nehmen wollen, z.B. mit Informationen und Referenten?
Unser Forschungszentrum ist neben der wissenschaftlichen Forschung im engeren Sinne in hohem Maße daran interessiert, einen konkreten Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme leisten zu können. Aus diesem Grund versuchen wir sehr gerne, soweit es unsere begrenzten Ressourcen zulassen, solche Unterstützung zu leisten.