CIM: Frau Klotz, Frau Schlipf, Sie beide studieren an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim BWL – Messe-, Kongress- & Eventmanagement. Wenn man den Weltuntergangsszenarien der Branche glaubt, gehören Sie damit schon fast zu einer aussterbenden Spezies. Warum haben Sie sich für diesen Studiengang entschieden?
Jennifer Klotz: Ich organisiere einfach sehr gerne und interessiere mich für Kultur, Kunst und Musik. Das sind schon mal gute Voraussetzungen für einen Job in der MICE-Branche, wie ich finde. An dem dualen Studium hat mich gereizt, dass man im Wechsel drei Monate in einem Unternehmen arbeitet und dann wieder drei Monate an der Hochschule ist. So merkt man schon während des Studiums, ob man überhaupt anwenden kann, was man lernt. Und es wird nie langweilig.
Leonie Schlipf: Ich hatte vor dem Studium bereits eine Ausbildung als Veranstaltungskauffrau im Messe-Bereich absolviert. Mir gefällt der Wechsel aus Theorie und Praxis ebenfalls sehr gut, so muss man jedenfalls nicht befürchten, am Ende vielleicht das Falsche studiert zu haben.
Welche Inhalte schätzen Sie besonders?
Jennifer Klotz: Am meisten habe ich mich auf die verschiedenen Module zur Eventkonzeption und -organisation gefreut. Auch die Vorlesung zur Eventpsychologie war spannend. Man muss sich aber bewusst sein, dass auch klassische BWL-Inhalte auf einen zukommen. Abgeschreckt hat es mich aber nicht und Themen wie Unternehmensführung oder Recht haben mir dann doch überraschend viel Spaß gemacht. Und natürlich braucht man diese Kenntnisse auch im Job.
Leonie Schlipf: Ich finde super, dass wir so viele externe DozentInnen aus der Praxis haben. Sie können aus dem Alltag beispielsweise bei Messe- oder Event-Agenturen berichten und wissen ganz genau, welche Herausforderungen es dort gibt. Kurios fand ich zu Beginn, dass sich alle zu kennen scheinen – so haben wir schnell gemerkt, dass die Branche total klein ist.
Die Event-Branche gilt als sehr weiblich. Trifft das auch auf Ihren Studiengang zu?
Leonie Schlipf: Das kann mal wohl so sagen, ja. Zu Beginn des Studiums haben wir mit 19 Leuten in unserem Kurs angefangen, darunter waren gerade mal fünf Männer!
In welchem Unternehmen absolvieren Sie den Praxisteil Ihres Studiums?
Jennifer Klotz: Ich bin bei m:con in Mannheim und dort im Bereich Kongress-Organisation tätig.
Leonie Schlipf: Ich bin bei der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH.
Die Vorurteile gegenüber der Branche sind teilweise stark ausgeprägt. Was entgegnen Sie Leuten, die sagen: Da hat man fürchterliche Arbeitszeiten und verdient schlecht?
Leonie Schlipf: Dass wir keinen klassischen Nine-to-five-Job haben, ist klar. Andererseits sind die Events ja gerade die Highlights, auf die wir so lange hingearbeitet haben. Das macht extrem viel Spaß und ist mir zumindest jetzt gerade wichtiger als geregelte Arbeitszeiten. Außerdem ist es gar nicht so extrem, wie es oft dargestellt wird.
Jennifer Klotz: Ich hatte in dieser Hinsicht nie Probleme mit meinem Arbeitgeber und konnte immer Ausgleichstage nehmen, wenn ich länger im Einsatz war. Vielmehr ist es oft schade, wenn man ein Event ewig am Schreibtisch geplant hat und dann nicht dabei sein kann. Das ging uns in den letzten Jahren häufiger so, wenn wieder eine Theoriephase des Studiums anstand. Wer das möchte, findet aber auch in unserer Branche einen Job mit geregelten Arbeitszeiten.
Und was ist mit dem Klischee: Sie arbeiten, wenn andere feiern?
Jennifer Klotz: Die feiern ja, weil wir das Event geplant haben! Ist doch super, wenn die Leute Spaß haben. Dann wissen wir, dass wir unseren Job gut gemacht haben.
Falls junge Menschen zögern, ein Studium in der Branche zu beginnen: Was würden Sie ihnen raten?
Jennifer Klotz: Wenn man gerne im Team und für Menschen arbeitet, ist das die beste Grundvoraussetzung, dass man in dem Job glücklich wird. Unser Studiengang ist extrem vielfältig und man legt sich auf nichts fest. Man kann immer auch noch in die BWL-Schiene gehen, wenn man merkt, dass einem das besser liegt.
Leonie Schlipf: Ich würde ihnen raten, sich gut zu informieren und sich die Inhalte des Studiums genau anzuschauen. Dabei werden sie feststellen, wie abwechslungsreich die Themen sind: Technik, BWL, B2B, B2C, Public Events, Messen… Wenn man überlegt, mit wie vielen schlechten Nachrichten wir heutzutage konfrontiert sind, ist es doch super, wenn man einen Ausgleich schaffen kann und Menschen Spaß haben.
Sie sind demnächst mit Ihrem Studium fertig. Wissen Sie schon, wie es weitergeht?
Jennifer Klotz: Ich bleibe als Junior-Projektleiterin in der Kongress-Organisation bei der m:con. Darüber freue ich mich sehr, denn das Unternehmen gefällt mir sehr gut. Vielleicht setze ich auch irgendwann noch ein Master-Studium obendrauf – wer weiß?
Leonie Schlipf: Ich orientiere mich erst mal neu, in Wiesbaden geht es für mich nicht weiter. Im letzten Studienjahr habe ich mich in Richtung Sport-Events spezialisiert – das kann ich mir gut vorstellen.
Danke für das Interview! Susanne Layh
Der Studiengang BWL – Messe-, Kongress- & Eventmanagement
Nach Aussage von Studiengangsleiter Prof. Dr. Michael Dinkel vermittelt das Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim „sowohl betriebswirtschaftliches Wissen als auch die branchenspezifischen Anforderungen des Veranstaltungssektors“. Etwa 160 Studierende aus dem gesamten Bundesgebiet werden abwechselnd am Hochschulstandort Mannheim und bei einem ihrer Dualen Partner ausgebildet. Die DHBW Mannheim veranstaltet zudem in enger Zusammenarbeit mit der epicto GmbH die EVENTCOUCH. Vertreten wird die Hochschule dabei von den Studierenden des Studienganges Messe-, Kongress- und Eventmanagement.
Weitere Infos gibt es unter www.mannheim.dhbw.de/bwl-mke