Leserfeedback zum cim-Newsletter 16. Mai

Donnerstag, 24.05.2012
Claus Bühnert Leiter Thieme Congress Lieber Herr Funk, zunächst einmal warne ich sehr davor, aus der Entfernung (und die haben alle, die nicht unmittelbar in das Bauprojekt eingebunden sind) mit schnellen Kommentaren Besserwisserei zu betreiben bzw. zu solcher zu ermuntern. Ein Flughafen (wie in Berlin), ein unterirdischer Bahnhof (wie in Stuttgart) oder ein Konzerthaus (wie […]

Claus Bühnert

Leiter Thieme Congress

Lieber Herr Funk,

zunächst einmal warne ich sehr davor, aus der Entfernung (und die haben alle, die nicht unmittelbar in das Bauprojekt eingebunden sind) mit schnellen Kommentaren Besserwisserei zu betreiben bzw. zu solcher zu ermuntern. Ein Flughafen (wie in Berlin), ein unterirdischer Bahnhof (wie in Stuttgart) oder ein Konzerthaus (wie in Hamburg) sind hochkomplexe Projekte. Sie erfordern ein hohes Maß an Sachverstand, der in Deutschland in populistisch geführten Diskussionen und in emotionalen Demonstrationen allzu oft zu kurz kommt oder in manchen Fällen auch bewusst ausgeblendet wird. 

Ob Missmanagement vorliegt oder ob sich solche Projekte auch einmal verzögern dürfen, ist keine Frage der persönlichen Einschätzung. Beides nämlich duldet nicht die Spur von Toleranz. Deshalb muss man da auch genau hinsehen und den Kontrollinstanzen Zeit für die gründliche Aufarbeitung geben. Die dahinter versteckte Negativ-Botschaft aber lautet: es ist hierzulande zunehmend schwerer geworden, große Infrastrukturprojekte auf den Weg bzw. zu einem guten Ende zu bringen. Das hat natürlich mit einem kritischeren Umgang mit solchen Großprojekten zu tun. 

Gleichwohl üben sich aber auch etliche gesellschaftliche und politische Kreise angesichts von Großprojekten aller Art in großer Betroffenheit und dann vor allem in der Formulierung von Zusatzanforderungen, die am Ende Budget- und Zeitrahmen sprengen. Einer Kritik müssen sich die – politisch und unternehmerisch – Verantwortlichen in Berlin allerdings schon heute stellen. Großprojekte stehen im Rampenlicht, deshalb sind die Anforderungen an Information und Kommunikation enorm. 

Neben der Frage nach dem Warum steht deshalb in Berlin auch die Frage im Raum, seit wann intern bekannt war, dass der geplante Eröffnungstermin platzen kann bzw. wird. Die späte Information (4 Wochen vor der geplanten Eröffnung!) hat einen erheblichen Kollateralschaden am Image Berlins und Deutschlands angerichtet. Jene in Berlin, die mit dieser Nachricht auf Zeit gespielt haben, deren Zeit ist abgelaufen. Und jene, die ihren Sitz in den Kontrollgremien vor allem ergonomisch verstanden haben, auch.

Schöne Grüße!

Claus Bühnert 

Dr. Ajit Singh Sikand

President / CEO

HBC Tourism Consulting

Lieber Christian,

es ist insgesamt sehr unglücklich. Sofort wurde über ein einziges Aufsichtsratsmitglied gespottet – über den Oberbürgermeister (Klaus Wowereit, SPD; Anm. d. Red.). Was war mit den Anderen? Das ist Spiegel-Online-Journalismus ohne Verantwortung. Wir alle kochen doch wohl mit Wasser. 

Schadenfreude? Nein, alle derart großen Projekte haben eine gewisse Eigendynamik und dürfen doch Verspätung haben. Es hätte zwar nicht passieren sollen, aber wir in Deutschland sollten besser damit umzugehen wissen.

Es mag heute dem Standort Berlin schaden und dem Standort Frankfurt nützlich sein, aber im Großen und Ganzen schadet es nur Deutschland insgesamt. Daher möchte ich allgemein zur Vorsicht im Umgang mit diesem Thema ermahnen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ajit Singh Sikand