Messewirtschaft: Der Transformationsdruck ist hoch

Freitag, 21.07.2023

Irgendwo kriselt es immer. Doch die letzten Jahre haben die die Messe- und Event-Industrie vor ungeahnte Aufgaben gestellt. Und während die Pandemie zusehends abebbt, bleibt der Wellengang weiter rau.

Die Messewirtschaft steht vor vielen Herausforderungen, das hat einmal mehr die Messefachtagung verdeutlicht, die kürzlich erstmals im Messe und Congress Center Basel stattgefunden hat.

Organisiert hatten den Branchenaustausch die Verbände der DACH-Länder, Expo Event Swiss, Messen Austria sowie der deutsche Fachverband Messen und Ausstellungen (FAMA). In einer gemeinsamen Mitteilung heißt es zur aktuellen Situation der Messewirtschaft: Vieles sei fast wie früher, aber trotzdem völlig anders. So das Urteil von Event-Consulter Bruno Walter, der unter anderem die Messe Berlin zur ITB berät und als einer von 180 Gästen der Einladung zu dem Forum gefolgt ist.

Das neue Normal ist ein vorläufiges, der Rückkehr zu einer operativen Vor-Corona-Realität stehen mehrere Widrigkeiten im Weg. Gestiegene Kosten, Personalnot, reduzierte Geschäftsreisetätigkeit treffen auf einen gestiegenen Transformationsdruck, der aus Digitalisierung, der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und der anstehenden Berichtspflicht zur Nachhaltigkeit entsteht.

„Wir sind sehr erleichtert, dass das Geschäft wieder zurück ist“, freut sich Roman Imgrüth, Vorstandsmitglied der Expo Event Swiss. „Aber jetzt kommen die Herausforderungen, die nichts mehr mit Covid zu tun haben: Welche Infrastruktur brauchen wir, was wollen unsere Kunden, was unsere Mitarbeitenden?“

Einig ist man sich in der Erklärung der austragenden Verbände: Für den Blick zurück ist keine Zeit, Transformation ist das Gebot der Stunde.

Beispielhaft hierbei werden genannt: 

Vor allem das Thema Nachhaltigkeit sitzt den Akteuren im Nacken. „Die Uhr tickt rasend schnell, für einige vielleicht zu schnell“, so Jürgen May, Geschäftsführer von 2bdifferent, einer der diesbezüglich marktführenden Beratungsunternehmen. 

Denn: die Berichtspflicht Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) beginnt bereits für das Geschäftsjahr 2024. Von dieser Pflicht betroffen sind Unternehmen, die zwei der drei Kriterien erfüllen – eine Bilanzsumme von mehr als 20 Mio. Euro, einen Nettoumsatz von über 40 Mio. Euro oder einer Untergröße von mehr als 250 Beschäftigten. Allein in Deutschland sind das 15.000 Betriebe.

Aber nicht nur die Big Player haben zu kämpfen. „Auch wenn wir uns emotional zurückversetzt fühlen ins Jahr 2019, weil 2023 erstmals wieder ein volles Veranstaltungsjahr ist, darf es nicht darüber hinwegtäuschen, dass speziell mittlere und inhabergeführte Messeunternehmen vor großen Herausforderungen stehen“, mahnt der FAMA-Vorstandsvorsitzende Henning Könicke.

Zwar stimmten, laut Mitteilung, die Kennzahlen der ausstellenden Unternehmen und BesucherInnen wieder, insbesondere bei regionalen Messen, wie es heißt. „Unverkennbar“ sei jedoch, „dass die wirkliche Währung, der Quadratmeter, weiterhin schwächelt.“ Grund dafür seien steigende Kosten und ein gestiegener Aufwand, so Könicke. „Das drückt schmerzhaft auf die Margen.“

Die nächste FAMA-Messefachtagung findet am 20. und 21. November 2023 bei der Messe München statt. Die kommende DACH-Messefachtagung findet am 24. und 25. Juni 2024 bei der Messe Dornbirn statt.

Felix Hormel