So hat die Messe Nürnberg das Minus im Zaum gehalten

Montag, 18.07.2022

Das Krisen-Management der Messegesellschaft in der Frankenmetropole trägt Früchte. Jetzt blickt die Geschäftsführung zuversichtlich nach vorn.

„Die Lagerfeuer brennen wieder“, verkündet Peter Ottmann. Der CEO der Nürnberg-Messe freut sich über einen vollen Messekalender und rechnet noch in diesem Jahr mit insgesamt „136 Veranstaltungen, die wir weltweit durchführen werden“. Wenn das so kommt, sei ein Umsatzsprung auf deutlich über 200 Millionen Euro zu erwarten, heißt es in einer Pressemitteilung.

Möglich gemacht habe den Restart vor allem „eine konsequente Kosten- und Investitionsbremse sowie staatliche Hilfen“. Außerdem habe man Personalkosten einsparen können sowie das Investitionsvolumen gesenkt, wozu insbesondere die Verschiebung des geplanten Baus des NCC Süd zählen. Dadurch sei es gelungen, den Jahresfehlbetrag in 2021 auf 42 Millionen Euro zu reduzieren. Dieser habe im Vorjahr noch über 68 Millionen Euro betragen. Der operative Verlust ließ sich demnach von 67,7 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 38,5 Millionen Euro quasi halbieren. Erfreulich: Betriebsbedingte Kündigungen seien dafür nicht nötig gewesen.

In diesem Jahr finden laut Messegesellschaft voraussichtlich über 80 Prozent aller geplanten Veranstaltungen statt – onsite, online und hybrid. Neuen Formate, mit denen die Präsenzveranstaltungen ergänzt und deren Reichweite noch erhöht werden kann, kämen gut an, heißt es. Gleichzeitig habe man sich zum Ziel gesetzt, „künftig noch nachhaltiger, serviceorientierter und digitaler“ für die Kunden da zu sein, verspricht Geschäftsführer Roland Fleck.

Co-Chef Ottmann weiß: Neben attraktiven Messekonzepten und einem leistungsfähigen Team wird „Nachhaltigkeit künftig ein zentraler Gradmesser für die Zukunftsfähigkeit der Messebranche sein“. Leitbild in Nürnberg: die klimaneutrale Energieversorgung bis 2028.

Neuerdings sind während der Messelaufzeit „Service Buddies“ im Messegelände unterwegs: MitarbeiterInnen aus allen Bereichen des Unternehmens gehen dabei aktiv auf Aussteller zu, erfassen digital deren Belange und leiten diese an die zuständigen Bereiche – etwa Catering, Reinigung, Technik oder Sicherheit – weiter. Neu ist auch das Lkw-Abrufsystem „Transitfair“, das die Zufahrt zum Messegelände bei Auf- und Abbau steuert und so den Verkehrsdruck und Wartezeiten rund um das Messezentrum reduziert, heißt es.

Zudem verbindet die Nürnberg Messe im „Digital Network“ künftig verschiedene Dienstleister. KundInnen und MitarbeiterInnen können dabei laut Mitteilung auf die deren Digital-Kompetenzen zugreifen – etwa auf Entwickler von Aussteller- und Produktdatenbanken oder Agenturen für Bewegtbild und hybride Formate. Mit einem dieser neuen Partner, der Agentur hl studios aus Erlangen, habe die Messe das erste Green-Screen-Studio für virtuelle Medienproduktionen auf einem deutschen Messegelände eingerichtet. Dieses stehe KundInnen für Content-Produktion, Produktschauen, Vorträgen oder Live-Streams ab sofort zur Verfügung.
 

Felix Hormel