CIM:Sie sind der Tagungspräsident der 17. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik vom 8. bis 11. März 2006 in Heidelberg. Was sind Humangenetiker?
Bartram: Die Humangenetik ist ein Fach der Medizin, das an Bedeutung gewinnt und eine Brückenfunktion zu den Grundlagenfächern der Biomedizin sowie allen klinischen Disziplinen wahrnimmt. Die Humangenetik erforscht die genetischen Grundlagen von Krankheiten sowie Krankheitsdispositionen. Fachärzte für Humangenetik vermitteln diese Erkenntnisse bei genetischen Beratungen den Patienten sowie deren Angehörigen und tragen mit Hilfe von Chromosomenanalysen und molekulargenetischen Untersuchungen zur besseren Diagnosestellung, Prognose und Prävention bei.
Welches Thema wird die 1.000 Teilnehmer besonders beschäftigen?
Das Programm der Jahrestagung befasst sich mit klinischen Fragestellungen zur Erblichkeit von Hautkrankheiten, Schwerhörigkeit und anderen Nervenkrankheiten ebenso wie mit den genetischen Grundlagen von Krebs und anderen Volkskrankheiten oder dem Aufbau der Erbinformation und ihren Reparatursystemen sowie Einflüssen der Umwelt auf das genetische Programm.
Tagungsort sind das Chemische Institut und das Kirchhoff Institut für Physik der Universität Heidelberg. Wieso tagen Sie nicht in einem Kongresszentrum oder Hotel?
Wir möchten die Verbundenheit zur Universität Heidelberg ausdrücken. Aber eigentlich haben wir aus der Not eine Tugend gemacht, denn bedauerlicherweise hat Heidelberg kein geeignetes Kongresszentrum. Hier muss für eine der wesentlichen Metropolregionen der Biomedizin in Deutschland dringend Abhilfe geschaffen werden.
Am 9. März findet der öffentliche Vortrag von Paul Kirchhof �Die Zukunft des Standortes Deutschland in unseren Kindern� statt. Wieso sprechen Sie die Öffentlichkeit an?
Die Humangenetik lebt nicht nur von der interdisziplinären Kooperation mit anderen Wissenschaften, sondern dem ständigen Dialog mit der Öffentlichkeit. Traditionell werden z.B. Selbsthilfegruppen und Patientenvereinigungen in unsere Jahrestagungen integriert. Themen wie die Vorhersagbarkeit von Krankheiten, die erst später im Leben auftreten, die pränatale Diagnostik oder die Betreuung von behinderten Menschen sind von allgemeiner Bedeutung. Mit Paul Kirchhoff konnten wir einen der brillantesten, allseits bekannten Professor unserer Universität für einen öffentlichen Abendvortrag zu einem hoch aktuellen gesellschaftspolitischen Thema gewinnen.
Wie wird dieses Angebot angenommen?
Das wird sich am Ende des Kongresses zeigen. Die vorliegenden Anmeldungen und die Resonanz stimmen mich ausgesprochen optimistisch.
Vielen Dank für das Interview, Prof. Bartram!