Wasserstand. Aktuelle Studien haben ergeben, dass sich die Wirtschaftskrise nicht nur auf sinkende Hotelpreise, sondern auch auf die Veranstaltungsbranche auswirkt. Sie sprechen alle eine gemeinsame Sprache: Gekürzte Budgets machen sich bei Veranstaltungsgröße, Veranstaltungsort, Tagungspauschalen und bei der Auswahl der Veranstaltungs-locations bemerkbar.
Die Kunden sind preissensibler geworden: Für 71 Prozent der Befragten (zehn Prozent mehr als im Vorjahr) sind Preis und Preis-Leistungsverhältnis neben Lage und Anbindung des Hotels die wichtigsten Entscheidungskriterien für die Auswahl des Tagungshotels. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Veranstaltungs-Report 2009, den das Hotelportal HRS im April beim Marktforschungsinstitut Yougovpsychonomics in Auftrag gegeben hat. Rund 250 Mice-Verantwortliche wurden dabei befragt.
Der Veranstaltungs-Report zeigt auch, dass Strukturen professioneller werden. Sie reichen von klaren Budgetrichtlinien innerhalb der Unternehmen bis zur Nutzung spezieller Buchungssysteme. Immer häufiger wird online gebucht, weil Unternehmen darin eine Kostenersparnis sehen.
Ein weiteres Ergebnis des Veranstaltungs-Reports ist der Trend zu kleineren, internen und günstigeren Veranstaltungen. Zunehmend nutzen Einkäufer eigene Räumlichkeiten im Unternehmen. Die Zahl von Meetings unter zehn Personen steigt.
Zum siebten Mal hat sich American Express gemeinsam mit dem Veranstalterverband Meeting Professionals International (MPI) in der Veranstaltungsbranche umgehört. Die 2.700 befragten Unternehmen, Kongress- und Veranstaltungsmanager sowie Lieferanten gehen davon aus, dass in diesem Jahr im Schnitt neun Prozent weniger Veranstaltungen stattfinden als 2008. Tenor des Future Watch 2009: „Qualität statt Quantität“. Der Fokus der Veranstaltungsplaner liegt darauf, weniger Veranstaltungen durchzuführen, den Qualitätsanspruch pro Veranstaltung jedoch höher anzusetzen. Von den Anbietern erwarten sie Flexibilität und Innovation.
Die bei der Future-Watch-Studie befragten Unternehmen gehen davon aus, dass weniger Veranstaltungen statt finden werden; zwei andere Studien belegen, dass sich die Zahl der Veranstaltungen in Deutschland aufgrund der Wirtschaftskrise bisher noch nicht verringert hat. Die Ergebnisse beider Studien divergieren aufgrund unterschiedlicher Erhebungsmethoden. Alle Ergebnisse machen jedoch deutlich: Die Zahl der Veranstaltungen in Deutschland ist nicht gesunken, sondern stagniert.
„In dem wirtschaftlich angespannten Umfeld, in dem wir uns seit Mitte des vergangenen Jahres bewegen, ist es eine äußerst erfreuliche Meldung, dass der Meeting- und Eventmarkt zwar nicht boomt, wir uns aber immer noch auf einem hohen Niveau bewegen“, so Joachim König, Präsident des Europäischen Verbands der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC), bei der Vorstellung des Meeting- und EventBarometers 2009.
Bereits zum dritten Mal haben der EVVC, die Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. (DZT) und das GCB German Convention Bureau e.V. das Europäische Institut für TagungsWirtschaft beauftragt, den deutschen Meeting- und Eventmarkt zu beleuchten. Das Ergebnis: 2008 wurden mit Geschäftsreisen insgesamt rund 53 Milliarden Euro Umsatz generiert. 318 Millionen Teilnehmer haben rund 2,76 Millionen Veranstaltungen in Deutschland besucht. Damit ist die Teilnehmerzahl trotz wirtschaftlich schwieriger Lage gegenüber dem Vorjahr nicht gesunken. Gespart wird eher an der Größe der Veranstaltungen und der „Arbeitscharakter“ steht deutlich im Vordergrund.
Wie die Future-Watch-Studie hat auch das Meeting- und EventBarometer ergeben: Mehr Wert legen die Veranstal-tungsplaner auf die Qualität der Meetings und Tagungen sowie auf „weiche“ Faktoren wie soziale und ökologische Verantwortung. Der Trend geht hin zu umweltfreundlichen Meetings: Mehr als die Hälfte der befragten Veranstalter (58 Prozent) sieht die Klimaschutzziele als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ an. König betont: „Ein qualitativ hochwertiges, umweltorientiertes Angebot ist eine wichtige Grundlage, um steigende Nachfrage in diesem Sektor zu generieren.“
Während der IMEX 2009 hat auch die ghh consult GmbH gemeinsam mit dem Berlin Convention Office eine Studie vorgestellt. Die Erhebung zum Tagungs- und Kongressmarkt in Deutschland und in Berlin 2008 spiegelt die Ergebnisse des Meeting- und EventBarometers wider: Insgesamt hat sich die Anzahl der Veranstaltungen im Vergleich zum Vorjahr nicht reduziert, jedoch sind die Auswirkungen der Krise deutlich spürbar.
Kleine Meetings nehmen zu, die Ansprüche der Tagungsplaner steigen. Ausblick: Laut GCB ist Deutschland durch sein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bestens aufgestellt. Mit der Hoffnung auf einen internationalen Aufschwung ab 2010 wird Deutschland wieder das hohe Niveau von 2007 erreichen können und dann zu Wachstum zurückkehren.
Download:
Veranstaltungs-Report 2009 von HRS
Future Watch 2009 von American Express
Zusammenfassung Meeting- und Eventbarometer 2009