VDR: Tagesreisen nicht mehr zeitgemäß

Donnerstag, 29.06.2023

Die aktuelle Ausgabe der VDR-Geschäftsreiseanalyse 2023 zeigt: Die Branche ist im Aufwind und denkt klimabewusster als früher.

Das Volumen an Business-Reisen deutscher Unternehmen ist im Vergleich zum Vorjahr enorm gestiegen – und dennoch meilenweit vom Vor-Corona-Niveau entfernt. Das ergab die aktuelle Geschäftsreiseanalyse 2023 des Verbands Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR), die die Entwicklung der Branche im Jahr 2022 unter die Lupe genommen hatte.

Das Fazit: „Es wird seltener gereist, aber dafür mit einer längeren Aufenthaltsdauer von mehreren Tagen. Tagesreisen ins Ausland aber auch innerdeutsch sind auch im Hinblick auf klimabewusstes Reisen nicht mehr zeitgemäß“, heißt es in einer Mitteilung des VDR.

Der Reihe nach: Im Jahr 2022 wurden von deutschen Unternehmen 75,1 Millionen Geschäftsreisen durchgeführt, 82 Prozent mehr als im noch stark Corona-gebeutelten Vorjahr 2021. Die Ausgaben dafür lagen bei 26,9 Milliarden Euro und damit ziemlich genau doppelt so hoch wie 2021. Insgesamt waren 8,4 Millionen Business-Traveller (plus drei Millionen im Vergleich zu 2021) unterwegs. Den Anstieg haben insbesondere die größeren Unternehmen zu verantworten: Sie schickten etwa doppelt so viele MitarbeiterInnen auf Reisen wie noch im Jahr zuvor.

Was erst mal beeindruckend klingt, erhält einen Dämpfer, wenn man sich die Zahlen des Vor-Corona-Jahres 2019 anschaut – denn damals waren im Auftrag deutscher Firmen noch etwa 13 Millionen Geschäftsreisende unterwegs. Dieser Einbruch muss nach Aussage von VDR-Vizepräsidentin Inge Pirner aber gar nicht schlecht sein – und ist zumindest in Teilen auch gewollt. Wachstum sei zwar gewünscht, aber mit Augenmaß.

So erwartet mehr als die Hälfte der Befragten, „dass Geschäftsreisen dauerhaft auf einem niedrigeren Niveau bleiben werden als in den Rekordjahren“. Gründe dafür seien nicht mehr Lockdowns, Reiseverboten oder Angebotsstreichungen, sondern vielmehr Energiekrise, Kostensteigerungen sowie eine generell klimaschonendere Einstellung der Unternehmen.

In der Folge wurden bereits im vergangenen Jahr Geschäftsreisen gebündelt, um Geld und Ressourcen zu sparen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag bei 2,4 Tagen. Lediglich 45 Prozent der Reisen fanden ohne Übernachtung statt, im Jahr 2019 lag der Anteil der Tagesreisen noch bei 70 Prozent.

„Insgesamt ist der Anteil von Unternehmen, die sich aktiv für Nachhaltigkeit im Geschäftsreisebereich einsetzen, gestiegen“, heißt in der VDR-Mitteilung. So werde heute vermehrt abgewogen, ob eine Geschäftsreise überhaupt unbedingt sein muss. Für 90 Prozent der Unternehmen sei die Reduktion der Reisetätigkeit die bevorzugte klimaschonende Maßnahme, 83 Prozent der Firmen setzten zur Förderung der Nachhaltigkeit auf einen Umstieg vom Flug auf den Zug.

Bei den Reisezielen im Ausland konnten im vergangenen Jahr insbesondere Österreich und die Schweiz zulegen, die USA, China und Großbritannien haben dagegen an Bedeutung verloren. Russland taucht aufgrund des Angriffskriegs in der Ukraine gar nicht mehr in der Statistik auf.

Für die VDR-Geschäftsreiseanalyse waren zwischen Januar und April dieses Jahres 800 computergestützte Telefon- und Online-Interviews durchgeführt worden. Die komplette Analyse kann unter www.geschaeftsreiseanalyse.de kostenfrei bezogen werden.

 

Susanne Layh