CIM: Herr Prießmann, welche Aufgaben umfassen Ihre Rolle als Sicherheitschef der NürnbergMesse?
Heinz Prießmann: Gemeinsam mit meinem Team bin ich zuständig für den Schutz und die Sicherheit aller Personen (physical security) auf unserem Messegelände, sowohl während der Veranstaltungen als auch in veranstaltungsfreien Phasen. Darüber hinaus gewährleisten wir den Schutz von Sachwerten. Die Prävention und Aufklärung von Straftaten auf dem Gelände der NürnbergMesse zusammen mit den Behörden fällt ebenso in unseren Aufgabenbereich.
Wie eng arbeiten Sie bei Gastevents mit dem Veranstalter zusammen?
Wir informieren unsere Gastveranstalter intensiv über die Sicherheitsmaßnahmen auf unserem Gelände und erstellen auf Wunsch auch veranstaltungsbezogene Sicherheitskonzepte für sie. Teil davon ist unser externer Sicherheitsdienstleister, der mit dem Umgang unserer Sicherheitseinrichtungen wie Brandmeldeanlagen oder Videoüberwachung bestens vertraut ist und über die besten Geländekenntnisse verfügt.
Und wer trägt in dem Fall die Hauptverantwortung für das Sicherheitskonzept?
In Deutschland trägt grundsätzlich der Veranstalter die Hauptverantwortung für das Sicherheitskonzept. Bei uns in Bayern ist das gesetzlich über die Versammlungsstättenverordnung (VStättV) geregelt. Als Geländebetreiber verbleibt auch ein kleiner Verantwortungsbereich bei der NürnbergMesse selbst.
Unterscheiden sich Ihre Sicherheitsvorkehrungen für verschiedene Veranstaltungen?
Die im veranstaltungsbezogenen Sicherheitskonzept festgelegten Sicherheitsmaßnahmen sind abhängig von unterschiedlichen Faktoren wie der Besucherzahl, der Art der Veranstaltung wie zum Beispiel Kongress, Fach- oder Publikumsmesse und dem Veranstaltungsthema wie IT-Sicherheit oder Biolebensmittel. Ebenso spielt es eine Rolle, ob sogenannte Schutzpersonen, wie hochrangige Politiker oder VIPs, teilnehmen und auch die aktuelle Sicherheitslage ist zu beachten. Wetterereignisse wie Stürme oder Eisglätte und Parallelveranstaltungen wie Rock im Park bei uns in der Nachbarschaft des Messezentrums berücksichtigen wir ebenso bei der Lagebewertung.
Können Sie uns von einer schwierigen Sicherheitslage erzählen, die Sie gemeistert haben?
In der Vergangenheit kam es zu einem Bedrohungsszenario per E-Mail. Durch unseren engen Kontakt zur örtlichen Polizei konnten wir die Bedrohungen fachlich einordnen und gemeinsam Maßnahmen für die Sicherheit umsetzen. Was wir daraus gelernt haben: Der intensive, persönliche Austausch mit den örtlichen Behörden wie Polizei, Feuerwehr, Rettungs- und Hilfsdiensten ist immer die Grundlage für eine gute Krisenintervention.
Privatsphäre und Sicherheit, das scheint teilweise schwer vereinbar. Wie balancieren Sie die Notwendigkeit umfassender Sicherheitsüberwachung mit den Datenschutzrechten der MessebesucherInnen?
Die Datenverarbeitung, zum Beispiel durch die Videoüberwachung, und die Speicherung von personenbezogenen Daten läuft streng nach den Vorgaben der DSGVO. Löschfristen werden strikt eingehalten. Dabei berät uns fachkundig und kompetent unsere Rechtsabteilung. Auch zu diesem Thema stehen wir im engen Austausch mit dem Landesamt für Datenschutz – und auch hier bewährt sich der gute Behördenkontakt.
Was glauben Sie wird in den kommenden Jahren die größte Herausforderung für die Sicherheit auf Veranstaltungen sein?
Die größten Herausforderungen sehe ich in den verschiedenen Bereichen der Cyberkriminalität. Die NürnbergMesse unternimmt hier sehr große Anstrengungen, um unsere Datensicherheit auf einem sehr hohen Niveau zu gewährleisten. Auch dabei werden wir von den Experten des Bayerischen Landesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik beraten.
Besorgniserregend sind natürlich die zunehmenden Messerangriffe im öffentlichen Raum. Hier hat der Gesetzgeber bereits reagiert und wir werden das Messerverbot bei Messeveranstaltungen konsequent umsetzen – sowohl mit entsprechender Detektionstechnik wie auch durch manuelle Personenkontrollen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Prießmann! Johanna Palmu