CIM: Herr Jung, worauf fokussieren Sie sich aktuell, wenn Sie Südkorea als MICE-Destination promoten?
Chang Wook Jung: Das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus und die KTO haben vor kurzem eine „MICE Global Leap Declaration Ceremony“ abgehalten und drei Ziele festgesetzt, dank derer bis 2028 die „K-MICE-Ära“ eingeleitet werden soll. Sie lauten: 1.400 internationale Konferenzen abzuhalten und damit weltweit die Nummer Eins zu werden, sowie 1.3 Mio. ausländische TeilnehmerInnen und drei Milliarden USD in ausländischen Währungen zu gewinnen.
Der Fokus unserer mittel- bis langfristigen Strategie zur Wiederbelebung der MICE-Branche liegt auf den Themen „gemeinsamer regionaler Wohlstand“ und „zukünftige Innovation“. Das Ziel ist es, die im Großraum Seoul konzentrierte Nachfrage auf die Regionen zu verteilen und durch die Kombination von digitalen Innovationen und Events über interregionale Grenzen hinweg eine neue Art internationaler Großveranstaltungen zu entwickeln.
Sie sprechen von einer „Wiederbelebung“ – inwieweit haben sich die MICE-Geschäfte in Südkorea inzwischen von der Pandemie erholt?
Auch wenn wir das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 noch nicht wieder ganz erreicht haben, ist ein klarer Erholungstrend zu erkennen. Für das Veranstaltungsjahr 2023 werden die genauen Zahlen noch zusammengestellt, aber wir schätzen, dass wir uns um etwa 60 Prozent erholt haben. In diesem Jahr, das bislang völlig von der Pandemie verschont geblieben ist, haben wir bereits viele Anfragen für unsere Destination erhalten. Wir gehen davon aus, dass wir bald wieder das Niveau von 2019 erreichen werden.
Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie liegen langsam, aber sicher also hinter uns, für die Eventbranche gibt es aber natürlich stets neue Herausforderungen zu bewältigen. Welche sind das aktuell für Sie?
Eine Herausforderung besteht darin, dass sich die Nachfrage nach MICE-Veranstaltungen auf den Großraum Seoul konzentriert und nur schwer zu zerstreuen ist. Derzeit gibt es landesweit 19 Kongresszentren. Zwar ist der Bau neuer Zentren geplant, aber der Mangel an Bekanntheit ihrer Standorte stellt uns vor ein Problem. Um dieses zu lösen, will die zentrale Tourismusbehörde das Angebot an MICE-Einrichtungen diversifizieren, indem sie die Attraktivität von MICE- Angeboten und touristischen Zielen in den einzelnen Regionen fördert. Da die Tagungen seit der Pandemie kleiner und digitaler geworden sind, bemühen wir uns außerdem um die Weiterentwicklung der Tagungstechnik, wobei uns die hervorragende koreanischen IT-Technologie zugutekommt.
Das Thema Nachhaltigkeit gilt als eines der dringendsten für die globale MICE-Industrie. Wie geht Südkorea als Meetingstandort damit um?
Die Bedeutung der Nachhaltigkeit für die MICE-Branche hat Südkorea erkannt. Die Koreanische Zentrale für Tourismus treibt daher die Einführung eines nachhaltigen Managements für die heimische Veranstaltungsindustrie voran: Sie hat einen MICE-ESG-Leitfaden erstellt, der den globalen Standards entspricht, dieser wird aktiv beworben und verbreitet. Bei der Unterstützung internationaler Konferenzen, die in Südkorea stattfinden, prüfen wir vorab auch, ob der ESG-Leitfaden befolgt wurde, um den Umfang der Unterstützung zu bestimmen.
Vielen Dank für das Interview, Herr Jung! Johanna Palmu