„Die Lage des deutschen Messemarktes hat sich 2004 stabilisiert. Die internationalen Messen haben die Zahlen der Vorjahre erreicht“, eröffnete Thomas H. Hagen, Vorsitzender des AUMA, Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, das Deutsche MesseForum am 1. Juni 2005 im Kurhaus Wiesbaden. Belebt wurden die 154 internationalen Messen 2004 von 2,2 Mio. Besuchern aus dem Ausland. Potenzial für Aussteller im Inland sieht Hagen bei jungen Firmen und appelliert: „Wir müssen die Bedingungen für Einsteiger und Innovationen verbessern“.
„Deutschland hat die beste Infrastruktur“, ermunterte Prof. Franz Radermacher der Universität Ulm in seiner Keynote „Innovationen made in Germany: Noch Weltspitze?“. „Die Entwicklung der Menschheit der letzten vier Mio. Jahre ging von Innovationen aus. Wenn eine Innovation da war, wurde die umgesetzt und kommuniziert“. Dabei liege es im Charakter der Innovation, dass ihre Entwicklung sich nicht vorhersehen ließe und Visionen brauche („Wie das Automobil erfinden, wenn keine Reifen und Straßen vorhanden sind?“).
Ein Grund mehr Start ups zu werben. „Es geht nicht nur um Geld, sondern um die Organisation wie Logistik und Catering“, sagte Dr. Roland Gaschnitz in der Podiumsdiskussion „Neue Aussteller braucht das Land – Sind die Inlandspotenziale ausgeschöpft?“. Der Geschäftsführer von aix-o-therm, GeoEnergien, wünscht sich Einstiegspakete für Messen. Genauso wie die 12,4 Prozent der 350.000 Großunternehmen in Deutschland, die (noch) nicht ausstellen. Gaschnitz bestückt mittlerweile die vierte Messe („Es lohnt sich für uns“) und rät Veranstaltern: „Sie sollten die jungen Unternehmen nicht vernachlässigen, denn sie werden – hoffentlich – auch mal groß und erfolgreich“.
Nach dem Nutzen gefragt
Groß und erfolgreich ist Fujitsu Siemens und stellt seine 450 Messen und Events in Deutschland auf den Prüfstand. „Bei knapp zwei Veranstaltungen am Tag müssen wir uns genau überlegen, was wir tun“, berichtete Gisela Strnad. „Das Wichtigste ist: Klare Ziele formulieren!“ Um den Erfolg zu messen, reicht es nicht nach Preis oder Presseerwähnung zu schauen, es muss das ganze Unternehmen mit seinen Zielen und der Gesamtnutzen gesehen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass bei aller Effizienzmessung das Bauchgefühl eine große Rolle spielt, wie bei Hospitality-Events ? la Formel Eins die Affinität der Geschäftsführung.
Nach dem Nutzen des MesseForums fragten sich auch manche Vertreter der ausstellenden Industrie. „Wir haben uns den Spaß gemacht und die Teilnehmerliste durchgesehen: Zählt man jedes Unternehmen einfach, sind es 13, sonst 17“, verrät Gabriel Striebel, ABB AG. „Hier handelt es sich wohl eher um ein Stammestreffen als um Wissensübermittlung“, beschreibt der First timer seine Eindrücke. „Die Keynote war stark, die Fachbeiträge schwächer“, so Striebel. „Die Fachbeiträge waren zu flach, wir sind doch viel weiter“, bezieht sich Jörg Messwarb, Schott AG, auf die Erfolgsmessung. Und die Vorträge zum „Closed shop Japan“ hätten die Themen der Industrie wie interkulturelle Verschiedenheiten bei Vertragsanbahnungen und Restriktionen bei der Materialverwendung ausgespart.
„Die Frage ist: Wen will der AUMA ansprechen? Die ausstellende Industrie oder die Messegesellschaften?“, bemerkt ein Dritter. Der AUMA berücksichtige zu viele Interessengruppen und würde keiner gerecht. Zwar müssten alle zusammen gebracht werden, doch sollte es Foren für jede Gruppe geben – mit Zeit zum Austausch. Auch fehle die kritische Auseinandersetzung zwischen Ausstellern und Messen. Er warnt: „Wenn sich daran nichts ändert, bleibt die Industrie weg!“.
Hoffnung macht, dass der AUMA-Vorsitzende Hagen als CEO und Vorstand der Weidmüller-Gruppe weiß: „Wir müssen im Messebereich unser eigenes Verhalten kritisch prüfen und den Kunden mehr in den Mittelpunkt rücken“.
Kerstin Hoffmann, k.hoffmann@cim-publications.de
AUMA-Termine
8. November 2005: AUMA-Hauptstadttreff, Berlin
17./18. Mai 2006: 10. Deutsches MesseForum, Wiesbaden
www.auma.de