Auf der Suche nach dem „Kongress der Zukunft“

Montag, 01.07.2013
BodenseeMeeting.  Neue Ansätze für die Gestaltung von Kongressen zu finden: Dies ist das Ziel des Forschungsprojekts „mice lab“ des Netzwerks BodenseeMeeting. Von 24.-26. Juni trafen sich zehn Experten aus unterschiedlichen Disziplinen – darunter Theaterdramaturgin Veronica Kaup-Hasler, Therapeut Günther Maag-Röckemann, der Soziologe Gerhard Schulze oder re:publica-Gründer Andreas Gebhard – ,um zu ergründen, wie Teilnehmer Kongresse mitgestalten, […]

BodenseeMeeting.  Neue Ansätze für die Gestaltung von Kongressen zu finden: Dies ist das Ziel des Forschungsprojekts „mice lab“ des Netzwerks BodenseeMeeting. Von 24.-26. Juni trafen sich zehn Experten aus unterschiedlichen Disziplinen – darunter Theaterdramaturgin Veronica Kaup-Hasler, Therapeut Günther Maag-Röckemann, der Soziologe Gerhard Schulze oder re:publica-Gründer Andreas Gebhard – ,um zu ergründen, wie Teilnehmer Kongresse mitgestalten, ihr Wissen optimal austauschen und sich besser vernetzen können. Am dritten Tag folgte ein Austausch mit Branchenvertretern.

„Wir haben das Forschungsprojekt mice lab gestartet, um die Anforderungen an Kongresse der Zukunft zu erarbeiten“, sagt Gerhard Stübe, Direktor des Bregenzer Festspielhauses und Sprecher der Interessensplattform BodenseeMeeting, ein länderübergreifendes Netzwerk von Vertretern aus der Kongressbranche, dem Tourismus und der Wirtschaft. „Beim Kongress der Zukunft geht es nicht mehr nur um reinen Wissenstransfer. Die wichtigsten Faktoren sind Begegnung und Vernetzung“, bringt es Stübe auf den Punkt.

Die klassische Kongress-Situation „Wissender trifft auf viele Unwissende“ müsse aufgebrochen werden, darin waren sich alle einig. Der Trend führe weg von wenigen Vortragenden mit Reihenbestuhlung hin zum Moderator für ein breites Publikum, das selbst viel beizutragen hat und mitgestalten will. Stübe sieht darin ein Paradigmenwechsel: „Plant man heutzutage keine große Beteiligung der Teilnehmer an Kongressen ein, gehört man zum Auslaufmodell“, warnt er. Eine große Herausforderung sei es, neue Formate zu entwickeln. Stichwort war hier der „chaordische“ Kongress, eine Kombination aus Chaos und Ordnung bzw. aus freien Gestaltungsräumen und klaren Strukturen.

Auch die zunehmende Digitalisierung ist ein zentrales Thema. Andreas Gebhard, Spezialist auf dem Gebiet der digitalen Teilhabe, wies auf mögliche künftige Entwicklungen hin, die die Kongresskultur beeinflussen könnten. „Ich gehe davon aus, dass Hybridkongresse zur Normalität werden“, ist Gebhard überzeugt. Kritisch betrachtet Gebhard die Monopolisierung des Wissens durch wenige Unternehmen wie etwa Google. „Die Rechenkapazität verdoppelt sich derzeit alle 18 Monate und wird dies künftig noch schneller tun. Die zunehmende Privatisierung ist meiner Ansicht nach eine bedenkliche Entwicklung und könnte uns vor große Herausforderungen stellen.“

Die Ergebnisse des Treffens werden ab 8. Juli auf der Webseite www.bodenseemeeting.com zur Verfügung gestellt. Das Interreg-Projekt „mice lab“ soll nächstes Jahr wieder stattfinden.