Belüftung ist Bedingung

Montag, 08.02.2021

Wie Präsenzveranstaltungen künftig möglich sein ‧können, fragen Studien und Trendanalysen. Die Voraussetzung sind zuverlässige Hygienekonzepte und entsprechende Ausstattung.

Neue Standards. Veranstaltungen sind möglich, wenn strikte Hygienekonzepte befolgt werden. Dies ist das Resultat des Forschungsprojekts Restart-19, das die Universität Halle an der Saale am 28. Oktober 2020 veröffentlicht hat. Aufgrund der Auswertung von drei Modell-Szenarien während eines Live-Konzerts am 22. August 2020 in der Quarterback Immobilien Arena Leipzig kommt Studienleiter Dr. Stefan Moritz zu dem Schluss, dass gute Belüftungstechnik einen entscheidenden Unterschied für das Ansteckungsrisiko macht. Er empfiehlt, dass Bund und Länder ein Investitionsprogramm starten, um Veranstaltungshäuser dabei zu unterstützen, mit innovativer Technik regelmäßigen Raumluftaustausch mit frischer Luft zu ermöglichen. Mithilfe von Contact-Tracern hat die Studie zudem ermittelt, dass beim Einlass und in den Pausen ein erhöhtes Risiko bestehe. 90 Prozent der Studienteilnehmer hatten kein Problem damit, eine Maske während des Events zu tragen. Die Kontrolle könnten Hygiene-Stewards übernehmen.
 

Der hohe Bedarf an Coronaschutz-Möglichkeiten hat die Messe Erfurt spontan veranlasst, am 5. und 6. November 2020 mit der Pro.vention die erste Fachmesse für Dienstleistungen und Konzepte zum Pandemieschutz zu veranstalten. 200 Gäste, die sich zuvor mit der App Pass4all registriert hatten, trafen auf 125 Aussteller. Eine Podiumsdiskussion, an der Thüringens Minister‧präsident Bodo Ramelow teilnahm, sowie digitale Vorträge zu Infektionsschutz und Lüftungstechnik fanden regen Zuspruch. Möglich war die Messe, bei der ein aus‧‧geklügeltes Hygienekonzept zum Einsatz kam, aufgrund der in Thüringen geltenden Sonderverordnung im Lockdown light.

Für die im Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC) organisierten Zentren hat der EVVC einen neun Punkte umfassenden „EVVC Rahmenplan Corona“ formuliert, der online tagesaktuell angepasst wird. Der erhöhte Platzbedarf zur Einhaltung des Mindestabstands hat das durchschnittliche Sitzplatzangebot von ‧Veranstaltungsstätten von je 936 auf 230 Plätze um rund 70 Prozent verringert. Dies ermittelt das German Convention Bureau (GCB) in der aktuellen Corona-Studie. Vor ‧Inkrafttreten des Lockdown light, der die ‧Situation erneut verschärft hat, lag die ‧Buchungsauslastung der Betriebe für das vierte Quartal 2020 bei je etwa einem Drittel des Vorjahreszeitraums. „Finanzielle Hilfsmaßnahmen sind unerlässlich“, sagt EVVC-Präsidentin Ilona Jarabek.

Für eine Trendanalyse zum Restart aus der Coronakrise hat der Verband der Kongress- und Seminarwirtschaft Degefest 85 Prozent seiner Mitglieder befragt. Die Studie von Professor Jerzy Jaworski von der Fakultät International Business der Hochschule Heilbronn ergibt, dass 66,7 Prozent der Anbieter neue Formate und Hybridveranstaltungen nutzen wollen, um Kunden weiterhin für Präsenzveranstaltungen zu gewinnen. Während 33,9 Prozent auf verstärkte Akquise setzen, sind 25,9 Prozent optimistisch, dass Präsenzveranstaltungen bald wieder zunehmen werden. Jeder Dritte der Befragten glaubt, dass Kunden für erhöhten Hygieneaufwand nicht mehr bezahlen wollen. Dies gelte auch für den technischen Mehraufwand bei hybriden Veranstaltungen.
 

„Messen sind möglich. Mit dem #B-Safe4‧business Village präsentieren wir konkrete Umsetzungsbeispiele und stärken das Vertrauen in uns als Messeveranstalter. Wir zeigen, wie es geht“, so Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse. Wie gut der Messeveranstalter auf große Events vorbereitet ist, hat er mit dem Prototypen einer Messe in Halle 9 des Messegeländes gezeigt. Mitarbeitern und Kunden ‧wurde anhand konkreter Beispiele gezeigt, wie die Hygiene- und Abstandsmaßnahmen in der Praxis umgesetzt werden. Neben‧ ‧modernster Lüftungstechnik ist die Koelnmesse mit kontaktlosen Körperscannern und Human Security Radar (HSR), einem Free-Flow-System zur Sicherheitskontrolle von tausenden Personen pro Stunde, ausgestattet.

Die Sicherheit von großen Veranstaltungen stand im Fokus eines Pilotprojekts mit rund 2.000 Schnelltests, den das Austria Center Vienna (ACV) bereits Mitte September 2020 durchgeführt hat. Vom Abstrich bis zur Sichtbarkeit des Ergebnisses sind jeweils nur 6-10 Minuten zu veranschlagen. Eine festgelegte Anzahl von „Teststraßen“ und Zeitslots hat es möglich gemacht, 2.000 Probanden vor dem Event zu testen. Zudem soll ein neuer Veranstaltungsschutzschirm in Höhe von 300 Mio. Euro, der für Österreich angekündigt ist, die Planungssicherheit für 2021 erhöhen.

Katharina Brauer