EVVC-Tagung: Die Philosophie von Borussia Dortmund

Mittwoch, 12.10.2022

Beim Fußball geht es um Siege – und um Geld. Doch Monetarisierung habe auch ihre Grenzen, so BVB-Mitgeschäftsführer Carsten Cramer während eines Vortrags bei der jüngsten EVVC-Fachtagung in Dortmund.

Wenn man sich als Unternehmen in Vertrieb und Marketing auf der einen Seite bewusst selbst eingrenzt oder einfach bestimmte Möglichkeiten nicht hat, muss man sich auf der anderen Seite verstärkt engagieren. Und man muss alle Möglichkeiten ausschöpfen, die sich dabei bieten. Dies war einer der Botschaften der Rede von Carsten Cramer, seit 2018 Mitgeschäftsführer von Borussia Dortmund, während des Management Fachtages des EVVC in Dortmund.

Cramers Aussage basiert auf der Entscheidung des Vereins, die „Kommerzialisierung der Fans“ nicht auf die Spitze zu treiben. Natürlich koste auch ein BVB-Trikot stolze 85 Euro und es gebe richtig teure Tribünenplätze. Aber die Zahl der VIP-Logen sei bewusst begrenzt. Und auf der berühmt-berüchtigten Südtribüne mit der „gelben Wand“ könnte Fans auch heute noch für 15 Euro die Spiele des BVB verfolgen und bejubeln.

„Bei diesen 25.000 Plätzen verzichten wir bewusst auf die Monetarisierung“, so Cramer. Dass sei zwar ein Wettbewerbsnachteil gegenüber Vereinen wie den FC Bayern, Manchester United oder Arsenal. Aber es sei Teil der BVB-Philosophie und des Slogans „Echte Liebe“.

Für die Kompensation der entgangenen Einnahmen, auf die man im eigenen Stadion zugunsten der Fans und der Atmosphäre bewusst verzichte, gehe der BVB andere Wege, so Cramer. Die Lösung dabei heißt in erster Linie Social Media: Ein Team von 30 Redakteuren folgten dem Fußball-Team seit Jahren auf Schritt und Tritt, um insgesamt 46 digitale Kanäle zu füttern.

Das sorgt für eine gigantische Resonanz, neue Fans und zusätzliche Einnahmen – hier liegt als Marke „unser Wachstumspotenzial“, verweist Cramer unter anderem auf 16 Millionen Follower auf Instagram, 15 Millionen auf Facebook und knapp sechs Millionen auf Tiktok. Man sei stolz auf jene 86.000, die zu jedem Heimspiel des BVB ins Stadion kämen. Aber Social Media sei eine ganz andere Dimension.

Auch mit Blick auf die aktuelle Situation bezüglich Corona und Energiekrise hatte Cramer eine klare Botschaft an die EVVC-Mitglieder: Wenn jetzt wieder überlegt werde, eventuell Veranstaltungen abzusagen, „sei dies ein falscher Ansatz.“

Matthias Gürtler