David Friedrich-Schmidt, Geschäftsführer Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)
Sie kommen in ein Hotel und gleich am Eingang prangen stolz diverse Schilder mit Siegeln. Und im Bereich Nachhaltigkeit scheint der Markt besonders groß. Es gibt viele bunte Schilder, die es einem schwer machen, sie auseinander zu halten.
Da fragt man sich als denkender Gast: Warum? Steckt da wirklich Interesse dahinter? Sind die Siegel Zeugnis für die Notwendigkeit, in jeglicher Hinsicht nachhaltig zu agieren? Oder sind sie für die einen Greenwashing und für die die anderen eine Gelddruckmaschine? Ich weiß es nicht genau und bin ganz ehrlich: Ich bräuchte diese Siegelmanie nicht.
Ich möchte in Hotels logieren, die Nachhaltigkeit ganz einfach leben: Wo ich in der Tiefgarage mehr als eine E-Ladesäule vorfinde, die nicht in der letzten Ecke montiert ist. Bei denen ich im Zimmer keine Kaffeeautomaten mit Plastik-Kapseln oder im Bad Seife, Duschbad, Shampoo und andere Pflege-Utensilien einzeln verpackt vorfinde. Wo ich beim Frühstück Butter und Marmelade mühevoll aus Plastik-Näpfchen rauskratzen muss, die ich danach – es gibt sie immer noch – in Tischmülleimern (!) entsorgen muss.
Dieser Beitrag stammt aus der CIM-Ausgabe 3/2023 – das komplette E-Paper finden Sie hier
Ich möchte in Hotels tagen, in denen nicht extra nachhaltige Tagungspauschalen angeboten werden müssen, weil einfach das gesamte gastronomische Angebot nachhaltig ist. Wo Wasser in Karaffen und nicht in Glasflaschen angeboten wird, die durch halb Europa gekarrt wurden, weil italienisches Wasser geschmacklich so viel besser als deutsches Leitungswasser ist.
Und wenn es schon ein Zertifikat sein muss, warum nicht ein einziges, das alle wesentlichen Kriterien vereint und so die ganze Nummer glaubwürdig(er) machen würde. Gibt’s nicht? Gibt’s doch, und Neele Westphal kann davon berichten.
Neele Westphal, Vertriebsleiterin der Scandic Hotels Deutschland
Auch für uns in der Praxis ist es nicht leicht zu entscheiden, welches Siegel und welche Zertifizierung für uns am effektivsten sind. Wir wissen aber natürlich, dass Siegel wie TÜV, DIN, Stiftung Warentest, ÖKO Test etc. Verbrauchern Vertrauen schenken. Auch wenn wir uns als Vorreiter in puncto Nachhaltigkeit in der Hotellerie positionieren und in Bezug darauf die sogenannte „extra Mile“ gehen, haben wir uns oft dazu entschieden auf eine Zertifizierung zu verzichten.
In unseren Augen ist es Verschwendung von Ressourcen, zu versuchen, bei allem mitzuziehen – auch wenn wir häufig die Voraussetzungen übertreffen. Sich bei allem rauszuhalten, ist aber auch nicht die Lösung! Was kann also Orientierung geben?
Ein Qualitätssiegel muss vor allem eins sein: vertrauenswürdig! Vertrauen wird erzeugt durch Transparenz und Vergleichbarkeit. Beides liegt vor, wenn es eine unabhängige Bewertung der Kriterien gibt.
Gefunden haben wir dies im Nordic Swan Ecolabel. Dies ist das offizielle Nachhaltigkeits-Umweltzeichen für Produkte aus den nordischen Ländern. Es wurde 1989 vom Nordischen Ministerrat eingeführt und ist vergleichbar mit dem Blauen Engel.
Was machen die Skandinavier besser? Streng genommen erfasst der Blaue Engel mit 100 Produktkategorien mehr als das Nordic Swan Ecolabel mit aktuell 67. Ausschlaggebend ist, dass das Nordic Swan Ecolabel auch Dienstleistungen als Kategorie mit aufnimmt. Daher haben wir uns schon vor Jahren in den nordischen Ländern für das Siegel mit der höchsten Bekanntheit, dem höchsten Standard und dem damit einhergehenden Vertrauen in die Glaubhaftigkeit entschieden.
Nordic Swan gibt uns zukünftig die Möglichkeit, schonungslos konfrontiert zu werden mit bisher ungenutzten Chancen, ökologischer zu handeln und einzukaufen und zukünftigen Gästen Orientierung zu geben.