Anreize für grünes Handeln

Mittwoch, 20.11.2019

Die Meetingindustrie verursacht Emissionen. Ihren Akteuren die Dringlichkeit eines grünen Bewusstseins zu vermitteln, ist das Ziel von Kampagnen, Awards und Zertifizierungen.

Haltung. „Ich sage Kongresse ab.“ Der Satz, fett gedruckt in der Wochenzeitung „Die Zeit“ am 22. August 2019, kommt von Stefan Rahmstorf. Der Klima­tologe und Leiter des Bereichs Erdsystemanalyse am Potsdamer Institut für Klimaforschung sagt: „Wissenschaftler müssen fliegen, um ihre Arbeit gut zu machen. Trotzdem tragen wir Verantwortung. Ich wäge immer die Emissionen gegen die Wichtigkeit eines Termins ab und sage viele Vortragseinladungen und auch wichtige Kongresse in den USA ab.“

Die Reisen nachhaltiger zu gestalten, ist das Gebot der Stunde. Der Anteil klimaschädlicher CO2-Emissionen der Luftfahrt weltweit liegt bei knapp 3 Prozent, die Flüge gelten als „Klima­killer“. Das globale UN-Abkommen zur CO2-Kompensation Corsia („Carbon offsetting and reduction scheme for international aviation“), hat nun auf der Generalversammlung der UN-Luftfahrtorganisation ICAO in Montreal Ende September 2019 erneut Anlass zu Kontroversen gegeben. Ungeachtet nationaler Positionen, bekennen sich jetzt auch die Flug­gesellschaften zu nachhaltigen Zielen und bieten ihren Gästen eine CO2-Kompensation an.

Mit „Compensaid“ bietet die Lufthansa ihren Passagieren gleich mehrere Optionen, die Emissionen von Lufthansa-Flügen auszugleichen. Der Kunde kann zwischen Aufforstung in Nicaragua oder der Betei­ligung an einem Sustainable Aviation Fuel wählen, wobei auch die Höhe seines mone­tären Einsatzes freigestellt ist.

„Müssen Sie sich immer persönlich treffen?“, provoziert die niederländische Fluglinie KLM ihre Gäste. Der Satz ist Teil der Kampagne „Fly responsibly“, die die Fluglinie KLM anlässlich ihres 100-jährigen Jubiläums auf­gelegt hat. Gleichzeitig bietet sie allen anderen Fluglinien „CO2Zero“, ihr CO2-Ausgleichsprogramm an. Zudem hat KLM deutsche Start-ups aufgefordert, Ideen zur Nachhaltigkeit vorzustellen. Für die zehn Besten des Wettbewerbs übernimmt dann KLM ein Jahr lang die CO2-­Kompensationen auf Flügen von KLM-, Air France und Delta Airlines. Die Schwester-Fluggesellschaft Air France geht mit gutem Beispiel voran und gleicht ab 21. Januar 2020 auf allen Inlands­flügen die CO2-Emission über die Teilnahme an zertifizierten Projekten aus.

Zertifizierungen sind eine wirksame Maßnahme zur Umsetzung nachhaltiger Ziele. Die gilt insbesondere für die Meeting-Industrie. „Wichtig ist, dass Veranstalter, Agenturen, Veranstaltungszentren und Dienstleister die Nachhaltigkeit fest in ihrer Firmenphilosophie verankern und in konkreten Schritten angehen. Grundlegend sind immer die Energieeffizienz und eine gute Versorgung mit erneuerbaren Energien, die Verringerung der Materialmengen, ein nachhaltiges Catering und eine umweltfreundliche Anreise“, resümiert Professor Große Ophoff, DBU Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück.

Die Green-Globe-Zertifizierung hält er als Nachhaltigkeitsbeauftragter des Europäischen Verbands für Veranstaltungs-Centren (EVVC) für ein gutes Tool, um Nachhaltigkeitsaspekte im eigenen Unternehmen zu überprüfen. Green-Globe listet in vier Kategorien 44 Kriterien mit 385 Indikatoren, die mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen verbunden sind. Die Zertifizierung nach ISO 14001 muss durch jährliche Audits aktualisiert werden. Die Green-Globe-Mitgliedschaftsgebühr richtet sich für Kongresshäuser nach der Mitarbeiterzahl und für Hotels nach der Zahl der Zimmer.

„Derzeit sind 30 Veranstaltungszentren und 32 Tagungshotels in Deutschland zertifiziert. Ebenso haben sich der EVVC und das German Conven­tion Bureau (GCB) sowie das Hamburg Convention Bureau für unsere Zertifizierung ent­schieden“, erklärt Ioana Nan, Green-Globe-Auditor und Key-­Account-Manager für Zentral- und Osteuropa.

Als erste deutsche Messegesellschaft ist die Messe Leipzig seit 2009 Green-Globe-zertifiziert. Nachhaltigkeit bestimmt auch den zur Messe gehörenden Unternehmensbereich Congress Center Leipzig (CCL), der 2013 mit dem „Meeting Experts Green Award“ ausgezeichnet worden ist. Das CCL war 2019 Gastgeber der alle zwei Jahre vom GCB gemeinschaftlich mit dem EVVC veranstalteten Green Meetings- und Events-Konferenz. Gewürdigt für ihr nachhaltiges Engagement wurden das Landgut Stober und das Unternehmen Zeeh Design.

Die nächste Green Meetings- und Events-Konferenz findet vom 3. bis 5. März 2021 in Osnabrück statt.

Katharina Brauer