Sinnierend im Spätsommer. Nach 18 Monaten dürfen Clubs und Diskotheken für Geimpfte und Genese in Berlin wieder öffnen. Ohne Maske, ohne Abstand, fast so wie früher. Das ist natürlich toll, weil diese Stadt wie keine andere von der Party- und Clubkultur partizipiert. Und weil das Risiko einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus oder für einen schweren COVID-19-Verlauf bei diesen Personengruppen deutlich geringer ist. Es ist ziemlich gut beherrschbar.
Unser Kongress wäre im November mit einem neuen Hybrid-Konzept an den Start gegangen, mit mehr Zeit für Networking und Fokussierung auf das Wesentliche. Mit 3.000 statt der sonst 6.000 Gäste wäre er auch noch unter Pandemie-Bedingungen wirtschaftlich gewesen. Alle Teilnehmenden hätten geimpft oder genesen sein müssen. Einen tagesaktuellen Test hätten wir zusätzlich verlangt. Also quasi eine 2-G-Plus-Regel für ein Maximum an Sicherheit. Ein bisschen viel Konjunktiv in diesem Absatz? Jo, denn im Mai haben wir den Kongress abgesagt und entschieden, erneut ins digitale Exil zu gehen. Das Gesundheitsamt konnte uns die Veranstaltung mit Verweis auf das aktuelle Infektionsschutzgesetz nicht genehmigen.
Die Organisation einer Großveranstaltung mit vielen AusstellerInnen und LeistungspartnerInnen braucht Planungssicherheit. „Auf Sicht fahren“ funktioniert ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr und ist irgendwann auch unseriös. In dieser besonderen Situation braucht es Mut, nicht nur auf Veranstalterseite, sondern auch und gerade von der Politik. Ich bin mir sicher, dass viel mehr Großveranstaltungen mit 2-G- Regeln im Herbst und Winter möglich gewesen wären. Die jetzt zaghaft nur auf einige Bundesländer beschränkten Regeln nutzen uns in diesem Jahr nichts mehr. Der Zug ist abgefahren und das ärgert mich.
Was hilft gegen Ärger? Vielleicht Tanzen… Meine Jahresend-Kolumne ist dann wieder ein Feuerwerk an positiver Energie und Fröhlichkeit. Versprochen!
David Friedrich-Schmidt