Zahlen lügen nicht und das Ergebnis ist nach wie vor ernüchternd: die gastronomischen und beherbergenden Betriebe performen hierzulande im Schnitt immer noch unter Vorkriesenniveau und steuern so auf das nunmehr vierte Verlustjahr in Folge nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie zu. Wie der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) mitteilt, betrug das preisbereinigte Minus im Gastgewerbe von Januar bis Juni 10,4 Prozent gegenüber 2019.
Besonders der Juni habe demnach zu Buche geschlagen und „mit einem realen Umsatzverlust von 10,7 Prozent nicht nur unter dem Juni 2019“, sondern auch mit negativ 5,4 Prozent unter dem Juni 2022 gelegen. Noch höhere Verluste für die erste Jahreshälfte verzeichnet das Gaststättengewerbe mit 13 Prozent.
„Die Lage bleibt extrem herausfordernd“, sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Dass gerade jetzt die Revision der verringerten Mehrwertsteuer auf Speisen diskutiert wird, kommt noch obendrauf. Die Erhöhung zurück auf den Vor-Corona-Satz von sieben auf 19 Prozent hätte „fatale Folgen“, mahnt Zöllick. Dann seien „weitere Betriebsschließungen vorprogrammiert“ und Städte wie auch der ländliche Raum würden „massiv an Attraktivität“ einbüßen.
Seit Jahrzehnten fordert der Dehoga, dass Essen einheitlich mit dem reduzierten Satz besteuert wird. Zöllick: „Wir wollen, dass Gleiches gleichbehandelt wird. Supermärkte und Discounter treten mit ihrem umfangreichen Angebot verzehrfertiger Speisen längst in Konkurrenz zur klassischen Gastronomie. Warum sollten wir wieder steuerlich benachteiligt werden?“ Denn: „Es wäre widersprüchlich und wettbewerbsverzerrend, frisch zubereitetes Essen in unseren Restaurants ab dem 1. Januar 2024 wieder mit 19 Prozent zu besteuern, während auf Essen zum Mitnehmen, im Supermarkt oder bei der Essenslieferung 7 Prozent erhoben werden. Für die Zukunftssicherung der Restaurants und Wirtshäuser ist es von zentraler Bedeutung, dass für Essen, egal wo und wie zubereitet und verzehrt, dauerhaft 7 Prozent Mehrwertsteuer gelten“, appelliert der Dehoga-Präsident.
In 20 EU-Staaten gelte der reduzierte Steuersatz, heißt es von dem Dachverband, und damit die steuerliche Gleichbehandlung seit vielen Jahren oder Jahrzehnten – bloß in Bulgarien, Griechenland und Deutschland aktuell befristet bis zum Jahresende.
In den Pandemiejahren habe das Gastgewerbe gemäß der Umsatzsteuerstatistik von 2020 und 2021 insgesamt 36.000 steuerpflichtige Unternehmen verloren. Laut einer DEHOGA-Umfrage vom Juli 2023 würden weitere 12.000 Betriebe schließen.
Die Steuererhöhung würde zu weniger Gästen und geringeren Umsätzen führen, befürchtet der Dehoga. Zudem sei der Kostendruck für die Betriebe gewaltig, und das bei einer gleichzeitig inflationsbedingten Konsumzurückhaltung der Gäste. So lautet das Ergebnis einer DEHOGA-Umfrage zu den Kostensteigerungen im Juni 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat: Die Preise für Lebensmittel lagen um 24,7 Prozent höher, die von Getränken um 17,8 Prozent. Die Kosten für Energieprodukte stiegen im Vergleich zum Juni 2022 um 45,1 Prozent und für Personal um 19,8 Prozent.