Nachhaltigkeit: Die Hotellerie und ihre Zertifikate

Mittwoch, 21.06.2023

Nachhaltigkeit in der Hotellerie wird immer wichtiger. Es gibt zig verschiedene Zertifizierungen, der „Markt“ ist unübersichtlich. Viele Hotels scheuen den bürokratischen Aufwand. Wir stellen Anbieter und Alternativen vor.

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Hotellerie zu einem interessanten Geschäftsmodell geworden: Mehr als 60 Labels stehen Anbietern von Unterkünften allein in Deutschland zur Verfügung. Die Auswahl reicht dabei von relativ schwachen Zertifikaten mit geringen Auflagen bis hin zu umfangreichen und aufwändigen Zertifizierungen.

Gerade letzteres scheuen vor allem mittelständische Hotels: Obwohl einige von ihnen sehr aktiv im Bereich Nachhaltigkeit sind, ist für sie der bürokratische Aufwand einer Zertifizierung zu groß.

Als spannendste Alternative hat sich für sie der DEHOGA Umweltcheck erwiesen. Er ist zwar „nur“ an die relativ lockeren Auflagen des Zertifkatgebers Viabona gebunden, schafft aber für PlanerInnen dennoch eine gute und vergleichbare Basis, wenn es um nachhaltige Übernachtungs- und Tagungsangebote geht.

Jüngstes Mitglied beim DEHOGA Umweltcheck ist das Best Western Premier IB Friedberger Warte in Frankfurt am Main. Das Haus erhielt für sein kontinuierliches Engagement im Bereich Umwelt- und Klimaschutz jetzt die Umweltcheck-Auszeichnung in Gold.

Entsprechend stolz zeigte sich Hotelchef Michael Mauersberger. Die Auszeichnung sei für ihn „eine Bestätigung für die Investitionen der vergangenen Jahre“ und ein Beweis, dass „praktizierter Umweltschutz und wirtschaftlicher Erfolg“ sich nicht ausschließen.

Insgesamt sind beim „Umweltcheck“, den die DEHOGA als „praktische und finanzierbare Lösung für den Mittelstand“ bezeichnet, rund 200 Hotels mit den Labels „Gold“, „Silber“ oder „Bronze“ zertifiziert. Wer dabei sein will, muss sich einer kritischen Überprüfung der Bereiche Energie- und Wasserverbrauch, Abfallaufkommen und Restmüll sowie Lebensmittel unterziehen.

Hotelketten und große Kongresshotels wie das Estrel Berlin gehen andere Wege. Neben selbst aufgelegten und oftmals strengen Nachhaltigkeitskriterien arbeiten sie mit großen Zertifkatgebern zusammen, um vor allem Geschäftsreise- und MICE-Kunden Deutschlands eine Orientierungshilfe zu geben.

Das Estrel Hotel und Convention Center orientiert sich etwa an den 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der UN. Zudem läuft aktuell das Zertifizierungsverfahren „Sustainable Meetings“.

Ketten wie Welcome und Linder Hotels haben sich jüngst dem Label GreenSign angeschlossen. Dieses sieht sich in Deutschland inzwischen als Marktführer bei den Nachhaltigkeits-Zertifizierungen. Insgesamt 23 Hotelmarken sind inzwischen bei GreenSign mit dabei, neben den bereits genannten unter anderem auch Ringhotels, Novum, Libertas, Azimut und die Classik Hotel Collection. Einer der Gründe für den Erfolg ist die Anerkennung durch den Global Sustainability Tourism Council (GSTC).

Voraussetzung für das Zertifikat ist grundsätzlich ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept auf Basis der ESG-Kriterien. Das Kürzel steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Aufsichtsstrukturen) und ist auch die Basis für andere Zertfikate, darunter Green Key.

Diesem Label hat sich jüngst die Leonardo-Kette angeschlossen. Die ESG-Grundlagen hatte Leonardo im Oktober 2022 geschaffen. Damals rückte die Hotelgruppe ihr „Bewusstsein für unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung“ mit einer 160 Punkte umfassenden Strategie „noch mehr in den Fokus des unternehmerischen Handelns“. In Bezug auf Green Key sind inzwischen 25 Leonardo Hotels zertifiziert, bis Ende 2023 sollen alle 62 deutschen Häuser dabei sein. 

Bei der Hotelkette Iberostar, die in zahlreichen Ländern vertreten ist und ebenfalls über ein breites MICE-Angebot verfügt, ist die Mehrheit der Häuser durch Earthcheck zertifiziert. Das Label zählt laut Iberostar-Managerin Isabelle Dupre „zu den ambitioniertesten und strengsten Zertifikaten weltweit“. Darüber hinaus habe die Kette einen großen Regelkatalog im Rahmen der eigenen „Agenda 2030“ und dem Projekt „Wave of Change“ aufgelegt.

Wie Geschäftsreiseketten und Buchungssysteme mit dem Thema
Hotel-Nachhaltigkeit umgehen, lesen Sie in der neuen Ausgabe von
CIM Conference & Incentive Management, die am 7. Juli erscheint.

 

Matthias Gürtler