Positive Ausblicke

Montag, 06.12.2021

Den Restart der Hotellerie flankieren digitale Angebote und flexible Raum­konzepte. MitarbeiterInnen-Recruiting ist das Thema der Stunde. Groß­zügige Neueröffnungen stimmen optimistisch.

Anpassung. Nach der pandemiebedingten Durststrecke meldet die Hotellerie wieder steigende Umsatz- und Belegungszahlen und blickt optimistisch nach vorn. Durch die Investition in digitale Lösungen und Nachhaltigkeit, das Angebot flexibler Stornierungsfristen und die Garantie hoher Hygienestandards sind die Tagungshotels gut gerüstet für Buchungsanfragen. Die große Herausforderung jedoch liegt im Fachkräftemangel, da sich viele MitarbeiterInnen der Gastgewerbeindustrie in der Zwischenzeit neue Beschäftigungen gesucht haben. Allein in Deutschland liegt der personelle Aderlass in der Branche bei 325.000 Fachkräften, wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) unter Berufung auf eine Studie des Branchendienstes mrp Hotels feststellt. Das Münchner ifo-Institut konstatiert am 13. August 2021, dass „unter Hoteliers und PensionsinhaberInnen 56 Prozent angeben, Probleme bei der Stellenbesetzung zu haben“.

Mit dem Appell „Rethink HR!“ betonte der 6. HR Hospitality Award am 17. September 2021 in Köln die Dringlichkeit des Recruitings. Ein Preis des von der Deutschen Hotelakademie (DHA) ausgelobten Awards ging an die Lindner Hotels, die mit einem ganzheitlichen HR-Konzept und digitalem Talent Management innovative Wege gehen. MitarbeiterInnen können sich per Video bewerben, Castings vor Ort haben Event-Charakter. Wie privat geführte Hotels MitarbeiterInnen binden können, zeigt das Platzl Hotel München mit der Employer Branding-Kampagne unter dem Motto „Was du kannst, macht uns noch besser“. Auf der Landingpage platzltalente.de ist ein MitarbeiterInnen-Blog Indikator für den Fokus auf Einbindung und Gemeinsamkeit, der dem Haus Platz 1 in der Kategorie HR-Strategie Individualhotellerie sicherte. Austragungsort des Hospitality HR Awards war das Dorint Hotel an der Messe Köln.

Die Dorint-Hotels, zu deren Marke nunmehr 62 Häuser zählen, konnten die Pandemie-Talsohle offenbar hinter sich lassen. „Unser Umsatz im September lag knapp über 20 Mio. Euro und da­mit wieder auf dem Niveau vor der Corona-Krise“, zitiert das Handelsblatt am 18. Oktober 2021 Dorint Hotelgruppen-Chef Dirk Iserlohe. Die durchschnittliche Zimmer­be­legung von 65 bis 67 Prozent gehe allerdings überwiegend auf das Konto von TouristInnen, nicht von Tagungsklientel. Das verwundert nicht. Wie der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) kürzlich in einer Umfrage bei den ReisemanagerInnen von 800 Unternehmen und öffentlichen Organisationen ermittelte, planen Unternehmen 30 Prozent weniger Geschäftsreisen als vor der Pandemie. Es ist die Zeit digitaler Lösungen. Auch die Dorint-Gruppe hat mit ihrem Produkt „Dorint HybriD Events“, das fünf Module für hybride Tagungsformate bereithält, ein attraktives Angebot geschaffen, das „räumliche Distanz zu produktiver Nähe werden lässt“, so Jörg T. Böckeler, Geschäftsführer Dorint Hospitality und Innovation (DHI).

Als Vorreiter für digitale Veranstaltungen verstehen sich auch die Lindner Hotels, die in ihren Häusern komplett ausgestattete Pop-up Streaming Studios bereitstellen und drei verschiedene „Bundles“ (Pakete) anbieten – vom Bundle 1, das simples Livestreaming beinhaltet, über das Bundle „Hybrid Plus“ mit der Option der Zuschaltung von mehreren Personen bis hin zum Bundle 3, wo auch komplexe digitale Veranstaltungskonzepte realisiert werden können. Zudem hat Lindner als erste deutsche Hotelgruppe realitätsgetreue und ortsunabhängige virtuelle Hotelbesichtigungen ermöglicht.

Neueröffnungen lassen die Branche nach vorn blicken und setzen ein positives Zeichen. Umso mehr, wenn es sich um einen 176 m hohen Turmbau mit 45 Etagen und 525 Zimmern handelt: den Estrel Tower in Berlin. Die Grundsteinlegung ist erfolgt; die Eröffnung ist für 2024 geplant. Der Bau des Berliner Architekturbüros Barkow Leibinger wird 2.000 qm Veranstaltungsfläche im Sockel des Towers und weitere, flexibel nutzbare Eventflächen in den oberen vier Etagen, wo sich auch eine Skybar mit Außenterrasse befinden wird, beherbergen. Über einen Tunnel wird eine Anbindung an das 30.000 qm große Estrel Congress Center (ECC) ermöglicht.

Mit der Einweihung des Mövenpick Hotels Basel erfährt die Schweizer Metropole eine Bestätigung ihrer Bedeutung als internationale Messestadt. Das am Bahnhof SBB situierte Haus verfügt über 234 Zimmer und 30 Suiten sowie ein 2.000 qm großes Konferenzzentrum. Der fünf m hohe Ballsaal ist für 600 Personen ausgelegt. Das elegante Interieur des 16 Etagen hohen Gebäudes besorgte der Architekt Matteo Thun.

Bekannt für ihre kreative, inspirierende Ausstattung sind auch die stark expandierenden Leonardo Hotels. Im Sommer 2021 ist das Leonardo Royal Barcelona Fira mit 10.000 qm Gesamtfläche, 204 Zimmern und sieben Veranstaltungsräumen an den Start gegangen. Das Innendesign verantwortet der Chefdesigner der Leonardo Hotels, Andreas Neudahm, der bei seinen Entwürfen immer die Bedürfnisse der MICE-Klientel berücksichtigt. „Events – ob rein physisch oder als Hybrid mit digitaler Anbindung – werden künftig noch mehr Flexibilität voraussetzen – sowohl in Bezug auf das Design als auch auf die technische Ausstattung“, ist Neudahm überzeugt. Neben Technik, im Raum beweglichem Mobiliar und individuell steuerbaren Lichtquellen in den Tagungsräumen hält es der Designer für wichtig, Räume für den persönlichen Austausch zu schaffen. „In kleinen cosy corners, in denen man zwar mitten im Geschehen ist, aber gleichzeitig einen Rückzugsort hat, entstehen kreative Konversationen und Treffen, die Verbindlichkeit schaffen“, erläutert Neudahm. Jüngstes Haus auf deutschem Boden ist das am 20. Oktober eröffnete Leonardo Augsburg mit 235 Zimmern und acht flexibel teilbaren Veranstaltungsräumen inklusive einer Conference Hall für bis zu 300 Teilnehmende. Die Open Lobby mit Bar und Co-Working-Spaces und räumlich abtrennbaren Cosy Corners vermittelt den GästInnen durch lokaltypische Designakzente authentische Inspirationen der Fuggerstadt.

Katharina Brauer

Katharina Brauer