CIM: Warum waren Emotionen essenziell wichtig, um den ESC-Kongress 2019 für alle Delegierten noch wertvoller zu machen?
Isabel Bardinet: Ein Kongress, sei es zu welchem Thema auch immer, ist die höchste Form der Kommunikation und des Austauschs. Er bringt Menschen mit gleichen Überzeugungen und der gleichen Wissensbasis zusammen. Wie bei allen Themen, entwickeln sich Menschen durch Austausch weiter. Dieser Austausch ist Ausdruck unterschiedlicher Ansichten und Emotionen. „Wissenschaft entspringt nicht nur der Vernunft, sondern auch der Romantik und Leidenschaft“, wie es Stephen Hawking auf den Punkt gebracht hat.
Anfang September 2019 hat der ESC in Paris stattgefunden. Wie hat Europas größtes Kongressgelände die Anforderungen erfüllt?
Unser Layout wird an jeden Veranstaltungsort angepasst und jedes Jahr verändert. Die Lage von Viparis Porte de Versailles mitten in der Stadt ist hochattraktiv: Alles ist gut erreichbar. Die ESC-Teilnehmer konnten die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.
Was wissen Sie darüber, wie die Teilnehmer den ESC Kongress erlebt haben?
Jedes Jahr führen wir – an Ort und Stelle, direkt nach dem Kongress – Umfragen durch. Wir haben herausgefunden, dass 70 Prozent unserer Teilnehmer den ganzen Tag vor Ort sind. Es gilt durch unseren Service sicherzustellen, dass sie sich jederzeit wohl fühlen. Wir müssen bei 30.000 Menschen für einen reibungslosen Ablauf sorgen und nach den besten Vernetzungs- und Informationsmöglichkeiten suchen. So haben wir einen von der Ausstellung getrennten Bereich – die ESC Plaza – geschaffen, wo die Delegierten mit ihren nationalen Verbänden sprechen und Wissen austauschen können.
Wie wurde mit Gestaltungselementen frischer Wind in das Teilnehmererlebnis gebracht?
Das ist doch wohl eine Mentalitätsfrage: Wir betrachten jedes Element und versuchen uns vorzustellen, wie ein Delegierter dies erleben wird; dazu gehören Beschilderung, Teppichfarben, Registrierung, Toiletten usw. sowie der Grundriss, Titel, Dokumente und Gastronomie etc. Wir versuchen, das Erlebnis vor Ort einzigartig und teilnehmerorientiert zu gestalten. Für 2019 haben wir den international renommierten Parfümhersteller Molinard in Grasse beauftragt, für den ESC drei potenzielle Düfte zu kreieren, die bei einer Auswahlrunde mit dem ESC-Vorstand und Präsidenten der nationalen Kardiologiegesellschaften gekürt wurden. Während des Kongresses gab es eine Abstimmung, um den spezifischen Duft für die ESC – den „ESCent“ – auszuwählen.
Medizinische Kongresse scheinen vor allem inhaltsorientiert zu sein. Werden Inhalte in einem eher erlebnisorientierten Umfeld künftig eine untergeordnete Rolle spielen?
Auf keinen Fall! Es wäre ein großer Fehler zu glauben, dass Inhalte trockene, nüchterne Themen sind. Ganz im Gegenteil. Stephen Hawkings Zitat unterstreicht, dass Wissenschaft nicht nur eine Frage des Denkens ist, sondern auch der Inspiration und Fantasie, die uns über den Tellerrand hinausblicken lässt.
Erfordert die Denkweise von Teilnehmern der Millennial-Generation einen anderen Ansatz bei der Vermittlung von Inhalten und neuen Erkenntnissen?
Jede Generation bringt neue Ideen und Sichtweisen mit, dieses ist die natürliche Evolution. Als Kongressveranstalter ist es unsere Verantwortung, aufmerksam zuzuhören, dann zu analysieren und zu liefern. Die neue Generation verwendet andere Werkzeuge, z. B. Bildschirme anstelle von Papier und Stift. Wir müssen dafür sorgen, dass sich alle Generationen wohl fühlen. Das ist natürlich auch eine Kostenfrage.
Entspricht die Option, z. B. eine Party am Tagungsort zu veranstalten, Compliance-Anforderungen?
Bei uns gibt es keine Party am Tagungsort und wir haben keine Abendveranstaltungen, auch aus Compliance-Gründen.
Der ESC 2019 hatte „Global Health“ als Hauptschwerpunkt und wurde als „Special Edition“ veranstaltet. Was bedeutet das?
Der ESC-Kongress 2019 wurde gemeinsam mit der World Heart Federation und ihrem Weltkongress organisiert, der 2019 erneut in Europa stattfand. Die wichtige Herz-Kreislauf-Gesundheit weltweit ist hier der natürliche Schwerpunkt.
Vielen Dank für das Gespräch!