Laut Forum Veranstaltungswirtschaft ist die Branche der von den Covid-19-Infektionsschutzmaßnahmen am härtesten getroffene Wirtschaftszweig Deutschlands. Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts für die Branche sei von minus 2,2 Punkten im Oktober 2021 auf minus 26 Punkte im November gesunken, heißt es.
Im November-Bericht des Instituts schreibt dessen stellvertretender Leiter, Dr. Klaus Wohlrabe, zum Geschäftsklima in der Veranstaltungswirtschaft: „Bis Oktober gab es noch Hoffnung auf Besserung. Diese ist im November verschwunden.”
Die Branchenmitglieder beklagten vor allem die Perspektivlosigkeit, unter der man seit 22 Monaten leide. „Letztlich befinden wir uns seit März 2021 in einem faktischen Lockdown“, sagt Professor Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV). Die vereinzelt durchgeführten kleineren Veranstaltungen seien nach einhelligem Urteil der Verbandsvertreter aufgrund von Kapazitätsbeschränkungen, einem erheblichen zusätzlichen Personalaufwand und der vom Publikum erwarteten Infektionsschutzmaßnahmen wirtschaftlich bedeutungslos geblieben.
Die Branche habe bis heute nur aufgrund der Corona-Fördermaßnahmen des Bundes überleben können. „Diese sind zwar beachtlich und in Europa sicher auch einmalig“, kommentiert Michow. „Wenn jedoch ein Wirtschaftszweig so herausragend von einer Wirtschaftskrise betroffen ist, bedarf es eines umfassenden, auf den konkreten Bedarf zugeschnittenen Sonderprogramms, um sein wirtschaftliches Überleben zu retten. Ein solches Programm muss dann jedenfalls eine Laufzeit bis Ende 2022 haben. Das Forum Veranstaltungswirtschaft hat der neuen Regierung dazu einen detaillierten Forderungskatalog vorgelegt.“ Nur mit dessen Umsetzung werde der Branche zumindest die Chance eines Neustarts gegeben.
Mit einem Umsatz von etwa 81 Milliarden Euro und etwa 1,13 Millionen Erwerbstätigen ist die Veranstaltungswirtschaft die sechsgrößte Wirtschaftsbranche in Deutschland. Sie umfasst neben dem öffentlichkeitswirksamen Kulturveranstaltungsbereich auch die Veranstaltungsunternehmen der Messe-, Kongress- und Tagungswirtschaft, die Betreiber von Veranstaltungshäusern und Musikclubs, Agenturen und Künstlervermittler bis hin zum Schaustellergewerbe sowie rund 243.000 vor allem im Dienstleistungsbereich tätige Solo-Selbständige.
Ihre wirtschaftlichen Interessen werden durch sechs maßgebliche Branchenverbände repräsentiert, die seit Beginn der Pandemie in der Allianz „Forum Veranstaltungswirtschaft“ kooperieren und Netzwerke, Kompetenzen und Ressourcen bündeln, um damit und durch einen gemeinsamen Auftritt bei der politischen Lobbyarbeit noch schlagkräftiger zu sein.
Linda Residovic, Geschäftsführerin des Verbandes für Medien- und Veranstaltungstechnik (VPLT), nennt ein Beispiel für Verbesserungspotenzial: „Wir begrüßen die Verlängerung des erleichterten Zugangs und die Bezugsdauer beim Kurzarbeitergeld. Allerdings: Die Erstattung von lediglich 50 Prozent der Sozialversicherungsbeiträge ab dem 01.01.2022 ist aber für viele Unternehmen nicht leistbar. Der Fachkräftemangel, der durch die Krise entstanden ist, gefährdet eine Erholung der wirtschaftlichen Tätigkeiten im Jahr 2022. Die Branche benötigt von der Bundesregierung endlich klare finanzielle und inhaltliche Perspektiven.“
Dem Forum Veranstaltungswirtschaft gehören folgende Verbände an: der BDKV (Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e.V.), der EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V.), der FAMA (Fachverband Messen und Ausstellungen e.V.), die ISDV (Interessengemeinschaft der selbständigen Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Veranstaltungswirtschaft e.V.), der LIVEKOMM (Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V.) und der VPLT (Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V.).