Digitalpolitisches Live-Event

Dienstag, 03.12.2019

Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstandes, und Stefan Köster, Leiter Gastevents der Deutschen Messe AG, erläutern das „Smart-Venue“-Konzept in Hannover.

CIM: Welchen Anteil haben Kongresse im Portfolio?
Stefan Köster: In Hannover gibt es kaum mehr reine Messe- oder Kongress­formate. Kaum eine Messe verzichtet auf Tagungs­­­anteile, mit dem Ziel, den Content-Bereich der Veranstaltung zu stärken. Kongresse ohne Begleitausstellung sind aus Vermarktungsgründen kaum realisierbar. Speziell bei Corporate-Events setzen die Veranstalter zusätzlich zu Ausstellung und Tagung häufig noch auf das Format „Event“.

Der Launch der „5G CMM Expo“ im Oktober 2019 erfolgt als Kongress, dann erst als Messe 2020. Ist das ein Trend?
Dr. Jochen Köckler: Das ist eine bewusste Entscheidung von uns als Pilotprojekt. Wir sehen Potenzial auch für einen Messemarkt, haben aber gemeinsam mit unserem Expert-Circle die erste Auflage der 5G CMM Expo als Kongress konzipiert. Die Hannover Messe 2019 hat mit ihrer 5G-Arena den Anfang gemacht. Unser Projekt ‚Smart-Venue‘ – also smarter Tagungsort – geht sehr viel weiter. Ziel ist, Hallen und Freigelände bis Sommer 2020 mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G auszurüsten. Mit der ganzjährigen Verfügbarkeit von 5G lassen sich dann künftig besser innova­tive Anwendungen aus Industrie, Mobilität, Logistik, Smart-City oder Gesundheit testen und demonstrieren, die ohne 5G nicht machbar wären.

Die 5G-Arena war eine Weltpremiere auf der Hannover-Messe 2019. Was bringt die 5G- Infrastruktur für Teilnehmer?
Dr. Köckler: Nun, 365 Tage Live-Showcases. Die Vernetzung intelligenter Maschinen im Smart-Manufacturing, autonomes Fahren, vertikale Logistik oder Smart-Farming setzen eine mobile Gigabit-Anbindung voraus. Wir bauen deshalb unser Gelände zu einem Schaufenster der Zukunft aus, wo wir sehen können, wie sich Arbeitswelt und öffent­liches Leben verändern. 5G ist Schlüsseltechnologie für das digitale Transformieren von Wirtschaft und Gesellschaft. Mit 5G wird das Konsumenten- zum Industrie-Internet. Hier werden so künftig an 365 Tagen die Möglichkeiten von Zukunftstechnologien sichtbar sein.

Wollen Sie das bei der Hannover-Messe 2019 erstmals erfolgte Besucher-Tracking auch bei Kongressen durchführen?
Dr. Köckler: Momentan ist das nicht geplant. Wir nutzen weiterhin die Hannover Messe, um das Besucher-Tracking als System zu testen und bei Bedarf auszubauen.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Hannover Congress?
Köster: Im Destination-Marketing arbeiten mehrere Player eng zusammen: Unter anderem Hannover Marketing und Tourismus, Deutsche Messe und Hannover Congress Centrum, die zusammen die Sales-Agentur Hannover Convention für das Meeting- Geschäft betreiben sowie der dehoga und der Airport.

Nach dem Aus der CEBIT lancieren Sie im Dezember 2019 die Techtide. Welche Erwartungen haben Sie?
Dr. Köckler: Die Techtide ist eine Digitalkonferenz, die wir gemeinsam mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung initiiert haben. Damit möchten wir das digital­politische Leitevent in Niedersachsen starten, das unternehmerische und gesellschaftliche Auswirkungen der Digitalisierung diskutiert sowie Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik zu Wort kommen lässt.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für deutsche Messe­gesellschaften?
Dr. Köckler: Wir müssen die Digitalisierung und auch die Veränderungen in unserem Business meistern. Das gilt sowohl für das Kern­geschäft der Messegesellschaften in Deutschland als auch für unser aller Engagement im Ausland. Das Messewesen muss Marktchancen erkennen und ergrei­fen und sie dann schnell mit entsprechenden Formaten besetzen. Das gilt für unser Kerngeschäft ebenso wie für die digitalen Produkte und Anwendungen, die einen  Messe­besuch begleiten.

Vielen Dank für das Interview, Dr. Köckler und Herr Köster!

Katharina Brauer