Umdenken. Für persönliche Begegnungen und Wissensaustausch bei Präsenzveranstaltungen scheint es endlich wieder Raum zu geben. Für live erlebte Begegnungskultur sind alternativ angebotene virtuelle und hybride Formate kein vollwertiges Äquivalent. Allerdings bieten sie den Vorteil vergrößerter Reichweite und der zeitlich unbegrenzten Verfügbarkeit von Kongressinhalten. So verwundert es nicht, dass in einer im Juni 2021 veröffentlichten Studie der International Congress and Convention Association (ICCA) 56 Prozent der befragten PlanerInnen von Verbandskongressen angeben, virtuelle Formate für ihr größtes 2021 geplantes Meeting adaptieren zu wollen. Die AnbieterInnen von Tagungsräumen sind damit gefordert, technisch nachzurüsten. Auch wenn KundInnen sich für ein hybrides Format entscheiden, muss investiert werden: In Lüftungstechnik und flexible Raumlösungen zur Ermöglichung der Abstandsregeln. Gleichzeitig fallen Einnahmen aus dem Catering, früher ein Standard jeder Veranstaltung, derzeit pandemiebedingt weg. Wie die aktuelle Degefest-Trend-Analyse „Restart 2021/22“, erhoben in einer Online-Befragung der Degefest-Mitglieder im März 2021, ermittelt, erwarten 85 Prozent der Befragten 2021 nicht mehr als 70 Prozent des Umsatzes aus dem Jahr 2019. Der Initiator der Studie, Professor Jerzey Jaworski von der Hochschule Heilbronn, kommentiert das Resultat mit der Einschätzung: „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Veranstaltungshäuser ihre Umsätze primär nicht durch die Wissensvermittlung generieren, sondern insbesondere durch Leistungen wie Catering, Veranstaltungsdienstleistungen, Übernachtungen, Begleitprogramme und vieles mehr. Finden Präsenzveranstaltungen aufgrund der Pandemie nicht statt und werden diese durch Online-Events ersetzt, wird damit das Kerngeschäft eines Veranstaltungshauses gefährdet.“ Auf dezidierten Mitgliederwunsch wird die Degefest-Fachtagung am 14. und 15. Oktober 2021 live in Dortmund stattfinden.
Grünes Licht für Messen ab 1. August 2021 hat der Freistaat Bayern am 20. Juli erteilt. Die Entscheidung erfolgte nach der erfolgreichen Durchführung der Pilotmesse TrendSet vom 10. bis 12. Juli 2021. In der Messe München präsentierten sich 600 Aussteller-Innen den 16.633 FachbesucherInnen, ein Plus von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. An die reibungslose Umsetzung sämtlicher Hygiene-Infektionsschutzmaßnahmen hat die München-Premiere der IAA Mobility 2021 vom 6. bis 12. September 2021 angeknüpft. Mit ihrem neuen Konzept nimmt die IAA Mobility alle Formen der Mobilität in den Blick und versteht sich weniger als Leistungsschau von Kfz-Marken denn als Zukunftsschau mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit.
Das neue Konzept beinhaltet die drei Formate Summit, Blue Lane und Open Space. Zudem gibt es erstmals die Plattform IAA Conference, parallel auf Englisch und Deutsch, wo sich die BesucherInnen in Halle A an innovativen Formaten wie einem Business Club House beteiligen können. Mit dem Open Space öffnet sich die Messe in die Münchner Innenstadt hinein und bespielt mehrere Plätze, wo Münchner Bürger-Innen Angebote zu neuer Mobilität aktiv ausprobieren können. Die Blue Lane verbindet als zwölf Kilometer lange Teststrecke die Plätze.
„Im Nürnberg Convention Center (NCC) wenden wir das Hygienekonzept an, das gemeinsam mit der bayerischen Staatsregierung, den anderen bayerischen Messeplätzen sowie privaten Messeveranstaltern entwickelt wurde. Dieses wurde bereits erfolgreich auf einer Pilotmesse in München erprobt und kommt bei unserer Fachmesse FachPack im September 2021 zum Einsatz“, sagt Alexandra Költsch, Managerin Akquise und Marketing im NCC.
Das 180.000 qm große Messegelände mit seinen drei Convention Centern ermöglicht flexible Raumkonfigurationen mit einer großzügigen Aufplanung und die Einhaltung der Abstandsregeln. Begleitet werden die Präsenzveranstaltungen in Nürnberg von digitalen Formaten, wie bei der it-sa, Europas größter Fachmesse für IT-Sicherheit mit dem begleitenden Kongress Congress@it-sa, die vom 12. bis 14. Oktober 2021 stattfindet. Ganzjährig treffen sich die IT-ExpertInnen online auf www.itsa365.de. Als weiteres Benefit für KundInnen nennt Alexandra Költsch die enge Kooperation des NCC mit der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg. „Der Service für die Destination und die Messe sind in Nürnberg optimal koordiniert“, weiß Költsch.
Auch in Regensburg ist der Raum für Veranstaltungen weit geöffnet durch eine Einbeziehung der gesamten Stadt. „Da Menschen auch im Business-Bereich Begegnung brauchen, hat Regensburg sich zu Beginn der Pandemie das Konzept der dezentralen, hybriden Events einfallen lassen, bei der eine Tagung auf verschiedene atmosphärisch einzigartige Locations der Stadt verteilt wird und abwechselnd aus den Locations live berichtet wird“, erläutert Daniela Wiese. Die Streamingkosten hielten sich durch das Partnerkonzept in Grenzen, weiß die MICE-Marketingexpertin der Regensburg Tourismus GmbH. Das Angebot ergänzen Rahmenprogramme, so dass die Veranstaltungsgäste die ganze Stadt als ihre Bühne nutzen können.
Dass reale Raumerlebnisse nach wie vor die Qualität einer Veranstaltungsteilnahme prägen, ist die Überzeugung der Hofburg Vienna. „Die Raumgestaltung und Konzeption ganzheitlicher Raumbilder haben bei Events erheblichen Einfluss auf das Besuchererlebnis. Der Raum und die Ausstattung schaffen nicht nur Atmosphäre, sie leiten uns, beeinflussen unser Verhalten, fördern Kreativität, erzeugen Emotion und sind an dem ganzheitlichen Eindruck eines Events beteiligt“, sagt Hofburg Vienna-Geschäftsführerin Mag. Alexandra Kaszay. Die Umsetzung dieses Konzepts wird im Herbst 2021 zu erleben sein bei der „marke(ding) Wien“, beim Österreichischen Zahnärztekongress sowie dem HR Inside Summit. Vom 8. bis 10. Oktober 2021 wird die Design District 1010 die Hofburg Vienna und den ersten Bezirk in eine außergewöhnliche Design-Erlebniswelt verwandeln. Katharina Brauer
