Natur und Faktor Mensch

Mittwoch, 11.03.2020

Der Einzelne macht den Unterschied. Genaue Kunden­ansprache lautet das Credo für Veranstalter. Die neue Wertschätzung der Natur fördert Nachhaltigkeit, Inspiration und Erkenntnis.

Neuorientierung. „Realitätsschock bedeutet, dass wir jahrzehntealte Gewissheiten aufgeben müssen, unter anderem, weil wir mit einer Überdosis Weltgeschehen und Komplexität konfrontiert werden“, erklärt Journalist Sascha Lobo den alarmierenden Titel seines Buches „Realitätsschock“. Die Irritation über eine aus den Fugen geratene Welt benennt auch der Begriff VUCA: „volatil, unberechenbar, komplex, voller Ambiguität“. So gilt es bei Entscheidungen immer häufiger, Zielkonflikte abzuwägen und im Umgang mit Kunden stets flexibel zu bleiben. Kunden sind heute mündige Teilhaber und wünschen sich Transparenz in der Dienstleistungskette und Partizipation. Dem trägt das Motto „Menschen machen Meetings“ der Meetings Experts Conference (Mexcon) am 29. und 30. Juni 2020 im Hub 27 der Messe Berlin Rechnung. „Aktiv gestalten, statt passiv zu konsumieren“ lautet die Devise der fünften Veranstaltung von German Convention Bureau (GCB) und Europäischem Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC), die mit interaktiven Formaten aufwarten wird.

Kundenfokussierung hat für Anbieter im innovativen Singapur oberste Priorität. „Wir müssen auf verfeinerte Ansprüche der Teilnehmer dynamisch und kreativ reagieren und unsere Veranstaltungen zu bedeutungsvollen Erfahrungen machen“, sagt Aloysius Arlando. Der CEO der SingEx Holdings Private Limited kann mit den beiden neuen Produkten ApeX und FleX Event-Erlebnisse kreieren, die alle Sinne ansprechen. „Wir haben das Kundenverhalten genau studiert und analysiert. Abgesehen von innovativer Technik reagieren wir darauf auch mit neuen Food & Beverage-Konzepten“, sagt Arlando. Bei der Eigenveranstaltung Singapore Fintech Festival, zu deren dritter Ausgabe vom 9. bis 13. November 2020 die Singapore Expo 60.000 Teilnehmer erwartet, wird rund um die Uhr Essen an diversen Stationen angeboten. Dank des „farm-to-table“-Konzepts, bietet Küchenchef Richmond Lim, der auf ein Team von neun externen Caterern zurückgreifen kann, regionale, frische Produkte an. Speziellen Diätvorgaben verschiedener Religionen trägt das Angebot selbstverständlich Rechnung.

Das gilt inzwischen auch für die im Branchenverband Leading Event Caterer Asso­ciation (LECA) zusammengeschlossenen Event-Caterer Deutschlands. Bei ihnen werden vegane Gerichte verstärkt nachgefragt.

Grün, Natur und Gesundheit haben neue Priorität und rücken in den Fokus von Veranstaltungen. Erneut geht Singapur als „City in a Garden“ mit positivem Beispiel voran: Neben zwei Mio. Bäumen, 350 Parks und Gärten plus 303 ha Naturreservat punktet der Stadtstaat mit begrünten Hochhausfassaden sowie einem künstlichen tropischen Regenwald mit hohem Wasserfall direkt am Changi Flughafen. Die Pflanzungen sollen das Öko-System der extrem dicht besiedelten Stadt stabilisieren.

Dass „Mutter Natur“ die wertvollste Ressource des Planeten ist, unterstreicht die IMEX Frankfurt vom 12. bis 14. Mai 2020 mit dem Leitthema „Nature“, das für zwei Jahre gilt.

„Es ist einfach, die Weisheit der Natur und alles, was sie uns lehren kann, zu übersehen oder gar nicht wahrzunehmen. Die Natur kann uns auch dabei helfen, Events zu gestalten, indem sie unsere Kreativität freisetzt und die Fähigkeiten beflügelt, komplexe Herausforderungen zu lösen und Resultate von Veranstaltungen zu vergrößern“, betont IMEX-CEO Carina Bauer. Bei der IMEX wird es darum gehen, was wir für die Natur tun können, und die Natur für uns. Neben dem großen Thema Nachhaltigkeit erhält die Inspirationskraft der Natur unter dem Motto „Magical Places & Spaces“ Raum. Präsentiert werden Besonderheiten urbaner und natürlicher Landschaften. Referenten und Aussteller werden zudem an Fallbeispielen aufzeigen, was es mit der angeborenen Verbindung des Menschen mit der Natur (Biophilie) und dem von auf biologischen Prinzipien basierenden Design (Biomimik) auf sich hat.

Weisheit und Inspiration der Natur wahrnehmen kann nur, wer offen ist und mit wachem Bewusstsein durch die Welt geht. Hier ist Selbstfürsorge gefragt. „Klar-gehen“ heißt ein Workshop in der Natur, den die frühere GCB-Mitarbeiterin Renate Brand, heute selbständiger Coach, für Menschen in Veränderungsprozessen anbietet. Eine Empfehlung für mehr Offenheit und Inspiriertheit hat auch der Schweizer Autor Rolf Dobelli. Er rät in seinem aktuellen Buch „Die Kunst des digitalen Lebens“ zu einem radikalen Verzicht auf den ständigen News-Konsum auf digitalen Nachrichtendiensten. Statt sich dem „medialen Dauerfeuer“ auszusetzen, solle man sich auf seinen Kompetenzkreis fokussieren und kuratierte Angebote nutzen, wie sie Kongresse und Fachmedien bieten, empfiehlt der Erfolgsautor. Verlockend an der News-Diät sei der freie Kopf und die Zeit, die man gewinnt. Für alle, die den Kontrast zwischen Natur und Technik nur etwas verringern wollen, gibt es positive Neuigkeiten aus Japan. Der Konzern Mui Lab bietet digitale Geräte an, die dezent in eine Naturholzleiste eingebaut und damit kein optischer Störfaktor im Ambiente sind.

Katharina Brauer