Agenturen. Vergangene Woche haben die Kommunikationsfachzeitungen „Horizont“ und „w&v“ das jährliche Umsatzranking der Live-Kommunikationsagenturen veröffentlicht. In Zusammenarbeit mit dem Verband Direkte Wirtschaftskommunikation, FAMAB, wurde das Erhebungsverfahren in diesem Jahr verändert.
Das Testat wurde von der Wirtschaftsprüferin Karin Schernus für alle Agenturen erstellt. Aufgrund des Verfahrens zur Gestaltung des Rankings und einer geringen Beteiligung kommt es nun zum Streit zwischen einigen der Agenturen und der Arbeitsgemeinschaft aus Horizont, w+v und dem FAMAB.
„Der Teilnehmerrückgang beim Ranking der Live-Kommunikationsagenturen konnte leider nicht gestoppt werden“, informiert der designierte FAMAB Geschäftsführer Jan Kalbfleisch. Zwar ist die Anzahl der teilnehmenden FAMAB-Mitgliedsagenturen mit zwölf Teilnehmern konstant geblieben, aber diverse Agenturen übten sich auch in diesem Jahr in Zurückhaltung.
Die Gründe für die Abstinenz sind vielfältig. Auf Nachfrage waren die häufigsten Antworten: „Wir möchten das neue Verfahren erst einmal beobachten“ und „wir haben schlicht keine Zeit uns darum zu kümmern“.
„Die Zurückhaltung ist schade“, so Kalbfleisch weiter. „Über Sinn, Zweck und Aussagekraft von Rankings – auf welchen Vergleichsgrößen auch immer basierend, wird schon lange und bisher ohne erkennbare Konklusion diskutiert. Faktisch jedoch gibt ein möglichst repräsentatives Ranking den Kunden unserer Branche eine notwendige – dabei jedoch nicht die alleinige – Orientierungshilfe. Der FAMAB steht für Transparenz in der Branche. Ein Umsatzranking schafft allerdings nur dann die nötige Transparenz für Kunden, wenn sich eine möglichst große Anzahl von Unternehmen auf einheitlicher Grundlage beteiligt.“
Wie Agenturen im nächsten Jahr reagieren werden, bleibt abzuwarten. Die Arbeitsgemeinschaft aus Horizont, W&V und FAMAB hat sich dazu entschieden, das neu aufgesetzte Verfahren drei Jahre durchzuführen. Danach wird entschieden, wie man in Sachen Umsatz-Ranking weiter vorgehen wird.
Avantgarde-Geschäftsführer Martin Schnaack sieht das aktuelle Ranking der Agenturen für Live-Kommunikation äußerst kritisch und nimmt Stellung: „Wir sind einigermaßen überrascht über das aktuelle Ranking, das angeblich keinen Anlass zur Kritik mehr gibt, da es jetzt erstmals „von einer branchenerfahrenen Wirtschaftsprüferin auf Richtigkeit und Plausibilität“ geprüft wurde (W&V). Es hätte auffallen müssen, dass bei einigen Agenturen Zahlen, die jetzt noch mal für das Jahr 2011 genannt wurden, nicht mit jenen im vergangenen Jahr für 2011 gemeldeten übereinstimmen! So liegen bei dem für die Reihenfolge maßgeblichen Honorarumsatz im Bereich Live-Kommunikation bei einigen großen Agenturen die jetzt für 2011 gemeldeten Umsätze teils mehrere Millionen unter den noch im Vorjahr genannten Umsätzen für dasselbe Jahr. Ein seltsamer Schwund, der nun wirklich nicht für die Richtigkeit und Verlässlichkeit des Rankings stehen kann. Die in Horizont zitierte Rechtfertigung einer Agentur, es seien damals zulässigerweise noch Auslandsumsätze miteingerechnet worden, kann in unseren Augen nicht gelten. Auch in den vergangenen Jahren verboten es die offiziellen Richtlinien des Verbands, „Umsätze von ausländischen Töchter- bzw. Schwesterunternehmen“ miteinzurechnen. Wir haben uns immer daran gehalten. Und fragen uns, wie es sein kann, dass Verbandsmitglieder dies nicht tun konnten. Vielleicht sollte dies jetzt einmal gründlich nachrecherchiert werden. Wie viele in der Branche haben auch wir uns in den vergangenen Jahren, als das Ranking noch nach altem Muster vorgenommen und die Zahlen lediglich von Wirtschaftsprüfern der Agenturen attestiert wurden, über manche Angaben gewundert. Und wir hielten das vom FAMAB als Errungenschaft dargestellte neue Ranking-Verfahren durchaus für eine Chance, vielleicht endlich die wahren Verhältnisse dargestellt zu bekommen. Doch das aktuelle Ranking mit seinen offenkundigen Ungereimtheiten, lässt uns das Ganze nun endgültig in Frage stellen. Wer sich übrigens die geringe Mühe macht, die im Ranking angegebenen Zahlen der einen oder anderen Agentur einmal mit deren Bilanzzahlen zu vergleichen, kann nur zu der gleichen Überzeugung kommen.“