Neuland Zentralasien

Montag, 09.12.2019

Chinas ehrgeizige „Belt and Road Initiative“ erschließt neue Märkte in einem uralten Kulturraum. Neben Handelskontakten und Absatzmärkten lockt die Seidenstraße mit Erlebnisfülle.

Potenzial. Bereits zum zweiten Mal war die Messe Nürnberg am 2. Oktober 2019 Gastgeber des Kongresses Seidenstraße. 220 Gäste und 20 Aussteller sind zu der gemeinsam mit dem Bayerischen Ministerium für Wirtschaft sowie den Industrie- und Handelskammern in Bayern organisierten Veranstaltung mit dem Thema „Handeln in neuen Märkten gekommen. Eine 1.800 km lange Pipeline zwischen Turkmenistan und China gehört zu den Großprojekten der BRI und soll jährlich 40 Mrd. Kubikmeter Gas nach China transportieren.

Schon im Vorfeld hatte der CEO der Nürnberg Messe Dr. Roland Fleck betont: „Chinas Belt and Road Initiative wird die Weltwirtschaft entscheidend prägen und zahlreiche Wirtschaftsregionen entstehen lassen. Davon können europäische Unternehmen profitieren“. Produkte aus Nürnberg werden derzeit einmal in der Woche in 54 Containern per Güterzug auf der 10.000 km langen Zugstrecke in die chinesische Metropole Chengdu transportiert.

Chinas 2013 gestartete Belt and Road Initiative (BRI) will einen transkontinentalen Handelsraum schaffen. Das hierfür erforderliche Straßen- und Schienennetz entsteht entlang der historischen Seidenstraße, die einst Europas Metropolen mit den Handelsstädten Asiens verband.

Das Projekt mobilisiert große Konferenzen wie das „2. Belt and Road Forum“ im April 2019 in Peking, an dem 37 Staats- und Regierungschefs teilnahmen. Chinas Staatspräsident Xi Jinping bezifferte hier das Gesamtvolumen der vereinbarten Verträge für Infrastruktur-Investitionen mit 57 Mrd. Euro. Am 11. und 12. Oktober 2019 ist Georgiens Hauptstadt Tiflis Schauplatz der „14. International Silkroad Konferenz“ gewesen. Schon Ende September 2019 haben im iranischen Hamadan Vertreter aus 16 Ländern getagt, um wissenschaftliche Kooperationen bezüglich der Unesco-Welterbestätten der Seidenstraße zu initiieren.

„Renaissance tourism at the crossroads at the Great Silk Road“ war Motto einer Konferenz Ende Mai 2019 in Samarkand, Usbekistan. Die Bedeutung als Kultur- und Handelsstadt an der historischen Seidenstraße bezeugen die orientalischen Prachtbauten, die 2018 allein aus Deutschland 18.000 Gäste nach Usbekistan lockten. Die Aufhebung der Visumspflicht für deutsche Bürger am 1. Januar 2019 sorgt für wachsende Besucherzahlen. Dies würdigen die Grandvoyage Tourism Awards mit dem Preis für die „Best developing tourist destination“.

Im Zentrum von Usbekistans Hauptstadt Taschkent, mit drei Mio. Einwohnern wichtigste Metropole Mittelasiens, bietet der moderne „Forums Palace“ 40.000 qm Veranstaltungsfläche. Die Technik verantwortet die deutsche Firma Salzbrenner Stagetec AVM. Im November 2019 kommt die „International Conference on Green Energy and Technology“. Im nahen Hyatt Regency hat im Sommer 2019 der weltweit erste World Influencers Congress mit Teilnehmern aus 40 Ländern stattgefunden.

Das Land von der Größe Deutschlands und Österreichs punktet mit guten Flugverbindungen, Sicherheit und günstigem Preis-Leistungs-Verhältnis. Lebendige Traditionen machen die Destination hochattraktiv für Incentives. Im Angebot sind aktive Erlebnisse wie Kalligrafie, Brotbacken, Kochen des usbekischen Nationalgerichts Plov sowie Besuche im Atelier der international angesehenen Designerin Valentina Romanenko. Darüber hinaus locken Outdoor-Abenteuer wie Wüsten-Rallyes.

Bislang kamen die Teilnehmer vorwiegend aus Russland. Jetzt will der Spezialist Silk Tour Ltd. vermehrt deutsche Kunden ansprechen, wie der fließend Deutsch sprechende Mitinhaber Saad Alhaire andeutet. Ansprechpartner in Deutschland ist der Gruppenreiseveranstalter „Tour mit Schanz“.

Auch im Nachbarland Turkmenistan beginnen Agenturen mit der professionellen Vermarktung der unentdeckten Attraktionen ihrer Heimat. Reich geworden ist das Land von der doppelten Größe Deutschlands durch die viertgrößten Erdgasvorkommen der Welt. Eine neue, 1.800 km lange Pipeline gehört zu den Großprojekten der BRI und soll jährlich 40 Mrd. Kubikmeter Gas von Turkmenistan nach China transportieren.

Seit im September 2017 in der Hauptstadt Aschgabad die „Asian Indoor & Martial Art Games“ zu Gast waren, sorgen die weißen Marmorprachtbauten für internationales Aufsehen und einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde. Gerade wird in Ashgabad vom französischen Bauunternehmen Bouygues ein neues Kongresszentrum errichtet, das 2020 eröffnen wird. Ansprechpartner für Planer ist die Agentur DN Tours, die neben Corporate Events auch Incentives organisiert. „Wir führen maßgeschneiderte Programme für Gruppen durch, die Besuche historischer Unesco-Welterbestätten sowie Wüsten-Exkursionen beinhalten. Einzigartig ist etwa das „Tor zur Hölle“, ein Krater mit brennenden Erdgasflammen“, berichtet der DN-Tours-Direktor Shorat Atbashyyev. Er wünscht sich mehr Gäste im Land und ist über seine Deutschlandvertretung Schanz bei den notwendigen Visum-Formalitäten behilflich.

Derzeit dreht ein deutsches Fernsehteam eine Dokumentation über die Kulturschätze Turkmenistans, die im Frühjahr 2020 gesendet wird.

Katharina Brauer