Die Kongresswirtschaft sollte Vorreiter sein

Sonntag, 19.07.2009
CIM: Weniger kurzfristiges Wachstum, mehr langfristiger Nutzen: Setzt aus Ihrer Sicht ein Wertewandel ein?Große Ophoff: Der Wandel zu einem nachhaltigeren Wirtschaften ist nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes wichtig. In 100 Jahren müssen wir die Rohstoffbasis radikal umgestellt haben. Gas und Öl sind dann erschöpft oder zumindest sehr knapp geworden. Die dann deutlich gewachsene Weltbevölkerung […]

CIM: Weniger kurzfristiges Wachstum, mehr langfristiger Nutzen: Setzt aus Ihrer Sicht ein Wertewandel ein?
Große Ophoff: Der Wandel zu einem nachhaltigeren Wirtschaften ist nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes wichtig. In 100 Jahren müssen wir die Rohstoffbasis radikal umgestellt haben. Gas und Öl sind dann erschöpft oder zumindest sehr knapp geworden. Die dann deutlich gewachsene Weltbevölkerung sollte trotzdem ausreichend ernährt werden. Ich denke, dass die meisten Menschen nicht nur in Legislaturperioden denken, sondern die Zukunft auch für ihre Enkel gestalten wollen.

Was sollte Nachhaltigkeit in Zukunft aus Ihrer Sicht für die Kongresswirtschaft und ihre Player bedeuten?
Tagungen und Kongresse sind der Ort, auf denen die Zukunft diskutiert und gestaltet wird. Sie haben eine ungeheure Multiplikatorfunktion. Gerade aus diesem Grund sollte die Kongresswirtschaft Vorreiter sein.

Könnten wir zur Vermeidung von Emissionen Ihrer Meinung künftig auf manche Kongresse ganz verzichten?

In einzelnen Fällen kann dies sicherlich eine Option sein. Doch die menschliche Kommunikation besteht nicht nur aus Sprache und Bild. Der direkte persönliche Kontakt wird auch weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Dies gilt insbesondere dann, wenn es um schwierige Problemlösungen geht.

Im Amtssitz des Bundespräsidenten hatten Sie kürzlich eine Veranstaltung. Wie lief diese ab?
Bei der Woche der Umwelt (www.wochederumwelt.de) haben wir Deutschland als Land nachhaltiger Innovationen dargestellt. Umfangreiche – auch kleine – Diskussionsforen mit mehr als 200 Referenten sorgten für eine Atmosphäre, in der die Zukunft diskutiert werden konnte.

Was wären für Sie Beispiele für nachhaltige Incentives?
Leider ging der Trend – zumindest bis zur Wirtschaftskrise – bei manchen Incentives immer nur in die Richtung: größer, toller, spektakulärer. Doch wo bleibt der Sinn? Wozu wird da eigentlich motiviert? Ich habe eine Incentive-Veranstaltung erlebt, bei der mit den Mitarbeitern in Workshops die Sanierung des eigenen Wohnhauses erarbeitet wurde. Unter anderem mit der interaktiven Ausstellung „Energie@home“ wurden verschiedene Techniken vorgestellt und experimentell erkundet.

Dr. Markus Große Ophoff ist Fachlicher Leiter und Prokurist des Zentrums für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
www.dbu.de