Einsatzbereit. Organisationstalent sowie Exzellenz bei Technik, Timing und Teilnehmermanagement zeichnen das Profil guter Eventmanager aus. Dass ihre Auftragslage derzeit desolat ist und bereits erste Insolvenzen zur Folge hatte, macht ihre Expertise nicht weniger geschätzt. Kreative Lösungen sind gefragt, um die Eindämmung der Pandemie zu bewältigen. Insbesondere die Organisation der Terminvergabe von Corona-Schutzimpfungen verlangt eine punktgenaue Logistik. Mit der Software des Live Entertainment und Ticketing-Anbieters CTS Eventim funktioniert die Regelung hoher Nachfragefrequenz, vergleichbar dem Ticketverkaufsstart zu Beginn der Tournee eines Popstars. Nachdem das Bundesland Schleswig-Holstein CTS Eventim mit der Impfterminvergabe beauftragt hat, sind im Minutentakt mehr als 4.000 Termine vergeben worden. Auch Österreich und Brasilien haben dem Unternehmen Aufträge zur Terminvergabe erteilt.
Auch bei der praktischen Durchführung der Impfungen ist die Kompetenz von Eventagenturen eine gefragte Ressource. So in der Messe Bremen, wo nach der Halle 7 auch die Hallen 4, 5 und 6 mit 19.400 qm Fläche als Impfzentrum genutzt werden. Im Zuge der Initiative „Bremen impft“ sollen Ende Juli 2021 70 Prozent der Bremer Bevölkerung geimpft sein. Engagiert bei „Bremen impft“ hat sich auch die Agentur Joke Event mit dem Aufbau eines Impfzentrums. Während die Termine von der in Teilnehmermanagement spezialisierten IT-Firma Digital Guest Solutions organisiert wird, kümmert sie sich um das Procedere vor Ort. „Wir haben als Eventagentur Erfahrung im Durchschleusen von vielen Menschen“, kommentiert Joke Event-Vorstand Christian Seidenstücker das aktuelle Engagement.
In 30 deutschen Messezentren haben im ersten Quartal 2021 etwa 1,7 Mio. Corona-Impfungen stattgefunden. Wie der Verband der Deutschen Messewirtschaft AUMA ermittelt, sind dies 20 Prozent der im ersten Quartal erfolgten 9,8 Mio. Impfungen. Auf dem Gelände der Koelnmesse wurde ein Impfzentrum für bis zu 5.000 Menschen täglich errichtet, das die Kölner Brand Experience-Agentur Uniplan erbaut hat. „Wir freuen uns, dass wir mit unserer Erfahrung in der Steuerung von Menschenströmen einen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten können“, erklärt Rüdiger Maeßen, CEO Europe bei Uniplan. „Wir sind groß, flexibel, können mit engen Zeitplänen gut umgehen und beherrschen die Logistik“, weiß der Event-Experte.
Dass ihre Expertise in Pandemiezeiten besonders nachgefragt ist, beobachtet auch das in den Bereichen Livekommunikation und Messebau aktive Unternehmen mac, das einen mehrjährigen Vertrag mit der Messe Berlin unterzeichnet hat. Am Standort Berlin hat mac die Impfzentren auf dem Flughafen Tegel und in der Arena Berlin errichtet. In der 6.500 qm großen Arena am Berliner Osthafen hingegen betreuen Markus Nisch und sein Team, die zuvor hier Techno-Events organisierten, im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes die Abläufe im Impfzentrum. Für die im Umgang mit vielen Menschen gleichzeitig versierten und stresserprobten Veranstalter ist die Tätigkeit eine ideale Überbrückung – bis sie endlich wieder Events organisieren können.
Hart getroffen von der Pandemie sind besonders Veranstalter von Sport-Events, per se potentielle „Superspreader-Events“ und deshalb derzeit ohne Zuschauer durchgeführt. Für Moritz Fürste, Hockey-Olympiasieger und Geschäftsführer der Sport-Eventagentur upsolut sports in Hamburg, war im Herbst 2020 bereits klar, dass Schnelltests einen Boom erleben werden. Derzeit betreibt sein Unternehmen 25 Schnelltestzentren in Hamburg, die offiziell mit der kassenärztlichen Vereinigung kooperieren. Partizipative Sport-Events wie Marathonläufe fallen auch 2021 der Pandemie zum Opfer. So etwa der legendäre, traditionell am dritten Montag im April stattfindende und im Schnitt 25.000 Athleten mobilisierende Boston-Marathon. Dessen Direktor Dave McGillivray und sein Team nutzten 40 Jahre Veranstaltungserfahrung ihrer Agentur DMSE Sports nun zum Aufbau von zwei Impfzentren in Boston. Ziel ist es, täglich 10.000 Menschen zu impfen und den alternativen Marathon- Termin am 11. Oktober 2021 durchführen zu können.
Wer mit Kreativität und empathischem Engagement positive Perspektiven entwickelt für die Zeit nach der Pandemie, hat das Licht am Ende des Tunnels vor Augen. Dass mittlerweile auch die Politik aufgewacht ist und mit Verbesserungen bei der Überbrückungshilfe III der Branche endlich unter die Arme greift, weckt Zuversicht.