Geschäftsreisen: Gute Aussichten für MICE

Montag, 28.11.2022

Das Segment der Geschäftsreisen befindet sich in einem massiven Strukturwandel. Das geht aus aktuellen Studien hervor – und wird auch von Aussagen zahlreicher Travel Manager bestätigt.

Demnach liegt die Zahl der klassischen Geschäftsreisen aufgrund kurzer Meetings deutlich unter dem Niveau aus den Zeiten vor der Corona-Krise. Reisen zu Events, Kongressen und längeren Meetings erlebten 2022 dagegen ein Comeback.

Dabei wird es auch künftig bleiben, glaubt unter anderem Matthias Schultze vom German Convention Bureau (GCB). Ihm zufolge liege der MICE-Anteil bei Geschäftsreisen inzwischen bei über 70 Prozent, der Anteil der „klassischen“ Geschäftsreisen betrage dagegen nur noch 30 Prozent. Sein Fazit auf dem Kölner Tourismustag, der am 22. November in der Event-Locaton Gürzenich stattfand: „Moving Brains sind wichtiger als Moving Bites“.

Seiner Prognose zufolge wird es im Jahr 2024 bei großen Events und Kongressen sogar mehr Präsenzteilnehmer als 2019 geben. Gleichzeitig gebe es dann aber auch immer virtuelle Teilnehmer – wenn dieses Format angeboten wird. Und das scheint in vielen Fällen Pflicht zu werden: „Hybrid bleibt angesagt“, so Schultze.

Die Reichweite von Kongressen und Events werde damit deutlich steigen, verwies der Convention-Profi auf die Einschätzungen vieler PlanerInnen und Kongresscentren. Und hatte noch eine weitere wichtige Info im Gepäck: „Eine Destination, die keinen verlängerten Arm in die digitale Welt habe, ist von dieser Welt abgeschnitten.“

Empfehlung für Tourist Boards

Darüber hinaus sollten die Tourist Boards und Convention Bureaus online so aufgestellt sein, dass ihre Produkte auch gefunden werden, empfahl der Managing Director des GCB in einem Workshop auf dem Kölner Tourismustag. An dem nahm auch Tilman Naujoks vom Fraunhofer IAO teil und schloss sich der Aussage Schultzes an. Sein Tipp: „Regionales Storytelling wird immer wichtiger“.

Dabei sei zu beachten, dass 83 Prozent der Planer eine Destination passend zur Branche auswählen. So würden Chemiker gerne in der Nähe von Chemiestandorten tagen.

Zudem seien die Erwartungen an Tagungen höher geworden. „Die Teilnahme muss sich wirklich lohnen“, mahnte Tilman Naujoks an. Ob der Druck auf Planer aber tatsächlich derart hoch ist, scheint nicht ganz so ausgemacht zu sein: So ist aktuellen Studien zufolge eine Vor-Ort-Teilnahme für 63 Prozent der Befragten auch eine gute Abwechslung vom Büro-Alltag.

Und: Für fast alle Teilnehmer von Events ist der Austausch zwischen den Foren eine willkommene Quelle für Ideen und Inspirationen. „Die gibt es nämlich nicht nur beim Joggen oder Duschen, sondern vor allem im kreativen Austausch mit Kollegen“, so Tilman Naujoks.

Matthias Gürtler