Kolumne: Wie queer-freundlich ist die Event-Branche eigentlich?

Dienstag, 19.09.2023
CIM-Kolumnist David Friedrich-Schmidt geht in jeder neuen Print-Ausgabe mit einem oder einer BranchenvertreterIn in die Arena und diskutiert ein heißes Eisen. Diesmal steht die Frage im Raum: Tun wir in unserer Branche eigentlich genug für Akzeptanz und Toleranz der LGTBQIA+-Community?
Pride_Parade_CIM

Events, Paraden oder Bildungsinitiativen werden während des Pride Month organisiert, um die LGBTQIA+-Identität zu feiern, auf die Herausforderungen und Diskriminierung hinzuweisen, mit der queere Menschen konfrontiert sind. Foto: Unsplash

David Friedrich-Schmidt, Geschäftsführer, Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)

Im Juli fanden in vielen großen deutschen Städten wieder Paraden zum Christopher Street Day statt, um Queerness sichtbar zu machen. Die Regenbogen-Flagge wurde vor Rathäusern und auf dem Reichstag gehisst, sogar am Kanzleramt wurde eine Fahne gesichtet.

Was jedoch auffiel: Heftige Kritik aus meist konservativer Richtung mit dem Tenor: Ist das jetzt nicht alles ein bisschen dick aufgetragen? Die Antwort: Nein! Denn der Wind dreht sich gerade wieder, auch international. Vermeintlich Selbstverständliches wird wieder mal infrage gestellt.

Sascha Hildebrandt David Friedrich-Schmidt
Sascha Hildebrandt (links) und David Friedrich-Schmidt. Fotos: Privat, Christian Staaden

Auch wenn ich als schwuler Mann weder privat noch im Job jemals Diskriminierung erfahren habe, kenne ich genügend andere Geschichten. Outing mit erst 28, im Job erst viele Jahre später, weil das Fundament hierfür einfach nicht da war. Dort die Kollegen mit vermeintlich lustigen Schwulen-Witzen in der Kaffeeküche, dort die übergriffigen Fragen nach einer möglichen Partnerin. Ich erlebe die Eventbranche grundsätzlich als sehr queer-freundlich.

Aber tun wir für Akzeptanz und Toleranz eigentlich genug? Können Mitglieder der LGBTQIA+-Community in unseren Betrieben ohne Sorge arbeiten? Wir kleben uns hübsche Diversity-Plaketen an. Aber wird es konkret gelebt?

Ich habe mir für diese Kolumne Sascha mit ins Boot geholt. Er kann von seiner Sicht und coolen Projekten berichten. Sascha, the stage is yours!

Sascha Hildebrandt, Head of Sales, MOA Group GmbH

„Hi David, vielen Dank für deinen tollen Aufschlag und deine Einschätzung!

Diese kann ich für mich privat und beruflich 1:1 übernehmen. Ich finde es wichtig, dass wir dem Thema mehr Aufmerksamkeit geben, da die Zahlen an Übergriffen wieder ansteigt und wir zwei auch als Sprachrohr fungieren sollten mit dieser Kolumne, für diejenigen, denen anderes widerfährt.

Tatsächlich haben wir mit Beginn des Pride Month auch das 10-jährige Bestehen der „Pink Pillow Berlin Collection“ gefeiert, eine großartige Gemeinschaft an mittlerweile 65 Berliner Hotels. Diese haben sich zum Ziel gesetzt, dass „jeder Gast so sein darf, wie er ist“ und stehen für die Offenheit und Toleranz Berlins.

Ich finde Initiativen wie diese sind sehr wertvoll und leider auch noch viel zu selten.

Wir sprechen momentan wieder sehr viel von Nachhaltigkeitszertifizierungen und Co. Nun soll mich keiner falsch verstehen, ohne Frage, sehr wichtige Themen für unsere Gesellschaft und alle folgenden Generationen und auch mir persönlich sehr wichtig. Beinhaltet das nicht aber immer auch eine soziale Komponente?

Gerade in Europa sind die Menschenrechte so stark verankert, wie vielleicht nirgendwo sonst auf der Welt. Wir sollten also nicht zulassen, dass das auf einmal nicht mehr „für alle“ gilt, ganz egal, welche sexuelle Orientierung sie ausleben oder in welcher Geschlechtsidentität sie sich wohlfühlen.

Wir dürfen Diskriminierung und Ausgrenzung nicht zulassen, gerade die Event-Branche ist so vielfältig und unsere Strahlkraft ist immens. Warum gibt es kein „Pink-Pillow“ für Locations, für Anbieter? Warum lassen wir uns nicht zum Thema LGBTQIA+ zertifizieren? Für uns ist es vielleicht mit etwas Aufwand verbunden, darzustellen, was wir leisten. Für viele ist es dagegen der Schlüssel für ein noch freieres Leben! Sollte es uns das nicht Wert sein?“