Leserfeedback auf unseren Newsletter vom 20. März

Donnerstag, 21.03.2013

In unserem letzten Newsletter fragten wir nach der Tatsache, ob jedes Angebot, das Planer von Hotels bekommen, auch compliancegerecht ist. Hierzu haben wir einen interessanten Leserbrief erhalten:

Mandy Hännes’chen, Leiterin der Geschäftsstelle der Vereinigung Deutscher Veranstaltungsorganisatoren.

Hallo Herr Funk,

wenn eine Hotelkette die Buchung ihre Zimmer und Veranstaltungsräumlichkeiten mit einem kostenfreien Luxusurlaub belohnt, oder wenn Veranstaltungsplanerin Liselotte Müller ihre Tagung bei Hilton bucht, weil Hilton damit wirbt „wenn du jetzt bei mir buchst, schenke ich dir einen schönen Urlaub in der Karibik“, stellen sich mir folgende Fragen: Hat es das Produkt/Hotel so nötig, sich so zu verkaufen? Sollten ein professioneller Veranstaltungsbereich, ein guter Service und ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis nicht Grund genug sein, das Hotel in seine Tagungsplanung mit einzubeziehen? Und anhand welcher Auswahlkriterien bucht Liselotte Müller? Eher aufgrund der passenden sachlichen Kriterien oder eher, weil sie dem Winter in Deutschland entfliehen will und sich beim Unterzeichnen des Veranstaltungsvertrages schon auf den Urlaub in der Karibik freut?

Wenn die Branche bei so einem sehr offensichtlichen Fall verunsichert sein sollte, ob das nun compliancegerecht ist oder nicht, dann ist entweder noch nicht genug Aufklärungsarbeit geleistet worden, oder der gesunde Menschenverstand nimmt immer mehr ab in dieser Welt. (Ich befürchte, beides ist der Fall).

Nicht erst im Zuge der aktuellen Compliance-Diskussionen ist klar, dass Bonusprogramme, die Mitarbeitern Bonuspunkte für geschäftlich veranlasste Kaufentscheidungen gewähren, eine Verleitung zum Missbrauch darstellen. In strafrechtlicher Hinsicht ist der Tatbestand der Bestechung und Bestechlichkeit (§ 299 StGB) erfüllt, es sei denn, der Arbeitgeber habe ausdrücklich der Teilnahme am Bonusprogramm und der privaten Nutzung der Bonuspunkte zugestimmt. Letzteres wird wohl kaum der Fall sein.

Sicherlich ist es ein schmaler Grad und vieles wird leider im Zuge der aktuellen Compliance-Diskussion „über einen Kamm geschert“. Unsere Branche ist jedoch viel zu komplex, um für alle Eventualitäten Regeln aufstellen zu können. Man kann die vielfältigen, komplexen Veranstaltungsformate, die es in unserer Branche gibt, nicht alle mit einer Leitlinie oder einem halbherzigen Quick Check auf Compliance-Konformität prüfen.

Vielmehr bedarf es dem Dialog und einer intensiveren Aufklärungsarbeit in allen Bereichen. Das Fehlverhalten im Geschäftsleben lässt sich nicht durch Checklisten, Leitlinien und Regelwerke unterbinden. Es wäre sinnvoller, die Grundlagen der Ethik wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen zu rufen.

Herzliche Grüße
Mandy Hännes’chen