Meeting- & Event Barometer: Aufwärtstrend in allen Bereichen

Donnerstag, 28.04.2022

Die Analyse zeigt: Tagungen werden wohl wieder vermehrt in Präsenz stattfinden, hybride Veranstaltungen bleiben. Und der Personalmangel macht Sorgen.

Am 27. April wurden die Ergebnisse des Meeting- & Event Barometers 2021/2022 präsentiert. Die Referenten zeigten einen Rückblick auf die vergangenen beiden Jahre, wagten aber auch erste Prognosen für die Zukunft. Und die sieht, sollten sich die Vorhersagen bewahrheiten, gar nicht mal so düster aus.

Incoming: Top-Position soll gestärkt werden
Besonders im Incoming-Geschäft freut sich Matthias Hickl von der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) darüber, dass Deutschland nach wie vor die Nummer eins unter den europäischen Geschäftsreisezielen ist.

Im vergangenen Jahr kamen 4,4 Millionen Business Traveller in die Bundesrepublik, auf den Plätzen zwei und drei folgen Frankreich (2,4 Millionen) und Italien (2,3 Millionen). Für das aktuelle Jahr stimmt Hickl zuversichtlich, dass laut einer Studie von IPK International 23 Prozent der Befragten weltweit Geschäftsreisen ins Ausland planen. Besonders reiselustig sind dabei die Asiaten (hier planen 38 Prozent einen Business Trip) und die Amerikaner (33 Prozent). Die befragten Europäer sind mit 14 Prozent deutlich zurückhaltender.

Schon jetzt könne man sehen, dass die Ankunft der Business-Class-Passagiere in Deutschland wieder ansteige, so Hickl: „Eine Erholung ist in Sicht.“ Die DZT-Vorstandsvorsitzende Petra Hedorfer sieht Deutschland als Geschäftsreiseziel auch nach zwei Jahren Pandemie sehr gut aufgestellt. Zum einen hätten sich die Akteure mit innovativen Produkten auf die künftigen Anforderungen des Marktes eingestellt und auch in Sachen Nachhaltigkeit deutliche Fortschritte gemacht, zum anderen sei die Nachfrage gerade aus solchen Ländern, in denen es strenge Corona-Restriktionen gegeben habe, sehr groß. Ihr Fazit: „In der Verbindung aus innovativen Angeboten, Sensibilität für einen ressourcenschonenden Tourismus und hoher Nachfrage sehen wir große Chancen, die Top-Position Deutschlands als Geschäftsreiseziel auszubauen.“

Hybride Veranstaltungen als Rettungsanker
Dass die Zahl der Präsenzveranstaltungen im Vergleich zu 2019 in den Keller gerauscht ist, verwundert nicht. In seiner Analyse präsentierte Geschäftsführer Matthias Schultze vom German Convention Bureau (GCB) dennoch erschreckende Zahlen. Nahmen im Jahr 2019 noch 423 Millionen Menschen an einem Business Event vor Ort teil, waren es im Jahr 2020 nur 62 Millionen. Immerhin: Zählt man die hybriden Veranstaltungen hinzu, gab es 2021 wieder 24,5 Prozent mehr Events als im Vorjahr. Die Kombination aus einem Vor-Ort- und einem digitalen Format könnte sich demnach als Rettungsanker der Branche erweisen.

In der Umfrage zeigt sich jedoch auch, dass sich die Menschen wieder persönlich begegnen möchten. Nahmen im Jahr 2020 noch 12,4 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Präsenz an hybriden Events teil (entsprechend verfolgten 87,6 Prozent das Geschehen virtuell), stieg dieser Wert im vergangenen Jahr schon wieder auf 33,7 Prozent.

„Die Ausdifferenzierung der Teilnahmeart spiegelt eine übergeordnete Entwicklung wider. Die Zukunft von Business Events ist nicht eindimensional, sondern eröffnet unterschiedliche Szenarien“, so GCB-Geschäftsführer Schultze. „Während sich die einen maximal flexible Remote-Angebote wünschen, bevorzugen andere den persönlichen Draht in authentischer Umgebung. Diese gewandelten Kundenanforderungen gilt es künftig noch differenzierter zu betrachten und entsprechende Angebote zu schaffen. Der Tagungs- und Kongressstandort Deutschland ist auf die Vielfalt der Nachfrage mit seinem ebenso vielfältigen Angebot bestens eingestellt.“

Personalmangel als große Herausforderung
Im Rahmen des Meeting- & Event Barometers gab es auch Zahlen vom Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC). Dieser vermeldete für das Jahr 2021 einen Umsatzeinbruch von 62 Prozent gegenüber 2019, das Plus im Vergleich zum Vorjahr betrug nicht mal ein Prozent.

Dennoch stimmt der Ausblick positiv. Veranstaltungszentren, Tagungshotels und Eventlocations gehen von einem starken Wachstum in den nächsten Jahren aus. „Die deutschen Veranstaltungsstätten sind aktuell noch stark von der Corona-Pandemie betroffen, können angesichts zukunftsfähiger Angebote aber optimistisch nach vorne blicken“, so Ilona Jarabek, Präsidentin des EVVC. Sollte der Markt nicht durch Lieferbeschränkungen und den Krieg in der Ukraine erneut zurückgeworfen werden, rechnet Jarabek mit einer weitgehenden Erholung bis zum Jahr 2024.

Zur größten Herausforderung könnte Jarabek zufolge dabei der Personalmangel werden. So suchen aktuell 68 Prozent der Tagungshotels Verstärkung in allen Bereichen; besonders im Service, in der Gastronomie und bei der Technik sieht es mau aus. „Um die künftige Nachfrage in gewohnt hoher Qualität bedienen und Arbeitskräfte für unsere Branche gewinnen zu können, brauchen wir jedoch neue Arbeitszeitmodelle, Nachwuchsförderung und gezielte Weiterbildung. Das gilt umso mehr, als dass ein umfassendes Serviceangebot zu den Top-Entscheidungsfaktoren bei der Wahl einer Location gehört.“

 

sl