Nachhaltige Hotellerie: So agieren die Technikanbieter

Dienstag, 18.07.2023

Die Suche nach Hotels mit hohen Ansprüchen bei der Nachhaltigkeit kann für PlanerInnen mühsam sein. Die Technikanbieter geben Hilfe. Die Vorgehensweise ist allerdings sehr uneinheitlich und nicht immer transparent.

Mit unterschiedlichen Konzepten versuchen die Online-Portale und B2B-Buchungs-Tools der Tourismusbranche, die Nachhaltigkeits-Levels von Hotels darzustellen. Das umfangreichste, aber auch unübersichtlichste Konzept hat dabei Booking.com. Das Portal verfügt mit der Business Suite über ein eigenes Tool für die Geschäftsreise- und MICE-Branche und arbeitet seit Ende 2022 mit dem Klimatechnologie-Spezialist Choose daran, detaillierte und nachprüfbare Daten zur Kohlenstoffemission von Unterkünften anzuzeigen.

Ziel von Booking ist es, „Reisenden transparente und glaubwürdige Infos zu bieten, mit denen sie bewusstere Entscheidungen für ihre Reisen treffen können“. Doch dafür müssen Reisende und PlanerInnen ganz genau hinschauen. Denn neben der Darstellung von sage und schreibe 40 verschiedenen Zertifikaten gibt es noch Kennzeichnungs-Levels für Hotels, die nicht zertifiziert sind.

Bei Level 1 geht es um Unterkünfte, die „einige wirkungsvolle Nachhaltigkeitsmaßnahmen“ umgesetzt haben. Für Level 2 sind „beträchtliche Investitionen und Maßnahmen“ nötig, für Level 3 „große Investitionen und Maßnahmen“. PlanerInnen, die diesen Maßnamen auf den Grund gehen wollen, müssen entsprechend Zeit für die Recherche einrechnen.

Bleibt zu hoffen, dass es Booking-Kontrahent Expedia besser macht. Das Portal ist in Deutschland über das Partnerprogramm TAAP eng mit Reisebüros und MICE-PlanerInnen verknüpft und testet aktuell, wie diverse Bestandteile einer Reise mit Blick auf die Nachhaltigkeit zusammengeführt werden können. Zu dem Konzept gehören das Anzeigen der geschätzten Flugemissionen sowie die Nachhaltigkeitspraktiken von Hotels und Autovermietungen. Einige Funktionen sind inzwischen online, sie sollen weiterentwickelt und verbessert werden.

Auch beim B2B-Portal Ratehawk gibt es inzwischen eine Reihe von Hotels, die mit dem Banner „Umweltfreundliches Hotel“ gekennzeichnet sind. Der jeweilige Status wird von hauseigenen Hotel-Content-RedakteurInnen überprüft – und nimmt MICE-PlanerInnen somit eine Menge Arbeit ab.

Der Haken: Bislang verfügt Ratehawk über keinen separaten Filter, um nach umweltfreundlichen Unterkünften zu suchen. Immerhin signalisieren die Banner auf den Seiten ReiseverkäuferInnen und Fachleuten der MICE-Branche, dass es sich um nachhaltige Optionen handelt.

Das führende traditionelle Buchungsportal im Tourismus, Amadeus, markiert nachhaltig arbeitende Hotels seit einigen Jahren mit dem „Grünen Blatt“. Im Vergleichsportal Bistro sind etwas mehr als 4.000 Hotels damit gekennzeichnet. Das Thema Zertifikate soll weiter ausgebaut werden – sowohl für Bistro als auch für die Amadeus Leisure IBE Advanced und den Amadeus IBE Web Service. Während Bistro vor allem ein Reisebüro-Tool ist, werden die beiden letzteren auch von der MICE-Branche genutzt.

Das von vielen Unternehmen für Geschäftsreisen genutzte Kölner Portal HRS folgt beim Thema Nachhaltigkeit der Zertifizierung Green Stay. Diese gibt auch den CO2-Verbrauch an, im Hotelsegment allerdings immer nur einen Durchschnittswert.

Auch im MICE-Desk von Best Western spielt Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle. Infos gibt es unter www.bestwestern.de/en/meetings-events.html.

Einen ganz eigenen Weg geht die Geschäftsreisekette Amex GBT. Sie bietet im eigenen Buchungs- und Reisekostenabrechnungssystem Neo die Funktion „Green Badge“ an. Die Funktion kennzeichnet Hotels, die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Der Clou: Die Kriterien lassen sich nach den Anforderungen der Unternehmen konfigurieren.

Für Hotelausschreibungen bietet das Consulting-Team von Amex GBT zudem Zugang zu einem ESG-Index, um sie beim Einkauf von Hotels zu unterstützen, die ihren Nachhaltigkeitsvorgaben entsprechen. Dabei handelt es sich um eine gewichtete, konfigurierbare Kennzahl, erstellt auf Basis von Antworten der Hotels auf Fragen zu bekannten Kriterien wie Energie- und Wasserverbrauch, Abfallmanagement, Emissionen pro Übernachtung und soziale Faktoren.

Mehr zum Thema Nachhaltigkeit in der Hotellerie lesen Sie in der akutellen Ausgabe von CIM Conference & Incentive Management.

 

Matthias Gürtler