Hofburg Vienna. Die 17 Traditionsbälle ziehen in den Monaten Jänner und Februar alljährlich zwischen 50.000 und 55.000 Besucher an. Pro Ball finden sich zwischen 2.500 und 5.500 Tanzbegeisterte in den imperialen Räumlichkeiten ein. Grund genug, das Thema Wiener Hofburgbälle und ihre wirtschaftliche Bedeutung in der ersten Jahreshälfte 2009 zu beleuchten.
Als wissenschaftliche Partner wurden die Krems Research Forschungsgesellschaft und Studentinnen der IMC Fachhochschule Krems von der HOFBURG Vienna beauftragt, eine Attraktivitäts- und Wertschöpfungsanalyse der Wiener Hofburgbälle durchzuführen. In einer empirischen Forschung wurden bei sechs repräsentativen Ballveranstaltern gut 550 Gäste in persönlichen Interviews befragt.
Sowohl Großbälle wie der Kaffeesiederball und der Jägerball, als auch Bälle von Berufs- und Interessensgruppen, wie der Wiener Ärzteball sowie die Hofburg Gala der Wiener Wirtschaft, aber auch Bälle von Studenten und studentischen Verbindungen wie der BOKU-Ball und die Rudolfina Redoute fanden Berücksichtigung. Erkenntnisse über Herkunft, Motive und Ausgabeverhalten der Ballgäste konnten daraus gewonnen werden.
Auch mögliche Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise und des Antikorruptionsgesetzes wurden abgefragt. “Eine detaillierte Wertschöpfungsstudie zeigt die wirtschaftliche Bedeutung der Wiener Hofburgbälle für den Tourismus, aber auch für die gesamte Wirtschaft während die soziologischen Auswertungen Aufschluss über die gesellschaftliche Stellung der Wiener Hofburgbälle geben.”, erklärt Renate Danler, Geschäftsführerin HOFBURG Vienna. So erfreut sich nicht nur die Ballsaison großer Beliebtheit, auch der Ballveranstaltungsort Hofburg ist wesentlich für die Auswahl der Ballveranstaltung und die Zufriedenheit der Gäste.
Gästeherkunft und Nächtigungen: Insgesamt stammen fast 85 Prozent der Gäste der Wiener Hofburgbälle aus Österreich. Genau die Hälfte davon sind Wiener (Ranking: 13., 19. und 1. Bezirk), gefolgt von den Niederösterreichern (gut 17% der österreichischen Besucher), den Oberösterreichern (rund 7%) und den Steirern (ungefähr 3 bis 4%). Die Wiener Ballsaison zieht mit 15 Prozent der Ballgäste auch Besucher aus aller Welt an, allen voran aus Deutschland (mit über 55% aller ausländischen Gäste).
Auch Großbritannien und die USA (mit jeweils 7%) sowie Italien und Schweiz (mit jeweils rund 5%) sind gut vertreten. Gut 21 Prozent der Gäste sind aus anderen EU-Ländern aber auch aus Übersee (Kanada, Australien).
Rund 45 Prozent der Ballbesucher, die nicht aus Wien stammen, verbringen eine Nacht in der Landeshauptstadt, gut 35 Prozent immerhin zwei bis drei Nächte. Länger (vier Nächte bis über eine Woche) bleiben rund 20 Prozent der Gäste und beleben damit vor allem die heimische Hotellerie und den Tourismus. Neben Privateinladungen (über 60%) werden vor allem die Vier-Stern-Hotellerie (über 16%) sowie die Fünf- und Drei-Stern-Hotellerie (jeweils rund 10 %) von den Nächtigungsgästen gewählt. Pensionen und Gasthöfe werden (mit insgesamt knapp 1%) kaum nachgefragt.
Blickt man auf das An- und Heimreiseverhalten, so verwenden fünf Prozent das Flugzeug, 15% die Bahn und andere öffentliche Verkehrsmittel und zwischen 40 und 55 Prozent das Taxi als Fortbewegungsmittel.
Ausgabeverhalten: Insgesamt werden bei den Wiener Hofburgbällen über 10 Mio. Euro ausgegeben. Dies entspricht einer durchschnittlichen Ausgabe von 196 Euro pro Ballbesucher. Am großzügigsten sind die Ballgäste bei Speisen und Getränken (37% der Ausgaben), dicht gefolgt von den Ausgaben für die Ball- und Sitzplatzkarten (25%).
Viel Geld wird auch für die Abendkleidung (14%) und den Transport (12,3%) ausgegeben. Auf den Plätzen fünf und sechs sind Friseurbesuche (3,9%) und Unterkunft (3,6%) zu finden. Dieser Ausgabenanalyse sind jedoch Balleinladungen noch nicht berücksichtigt. Es ist daher anzunehmen, dass die Gesamtausgaben in der Realität sogar noch höher sind.
Weltwirtschaftskrise und Antikorruptionsgesetz: Vor der Befragung im Frühjahr 2009 wurde vermutet, dass sich die Weltwirtschaftskrise und das Antikorruptionsgesetz auch auf das Ausgabeverhalten der Ballgäste negativ auswirken könnte. Dies konnte jedoch im Zuge der Studie nicht bestätigt werden. Rund 70% der Ballbesucher haben ihr Ausgabeverhalten nicht geändert. 80% jener Gäste, die ein verändertes Konsumverhalten zeigen, gaben an, bei den Hofburgbällen sogar mehr Geld aus als in den Vorjahren ausgegeben zu haben. Nur 15% der Ballbesucher mit unterschiedlichem Kaufverhalten wendeten weniger auf. Aussagen über die Gründe der Veränderungen des Ausgabeverhaltens wurden nicht getroffen.
Wertschöpfung Wiener Hofburg Bälle Auf Basis des Ausgabeverhaltens konnte vom Forschungsinstitut Krems Research die Wertschöpfung für Österreich, aber auch die regionalisierte Wertschöpfung für Wien berechnet werden. Pro Person werden durchschnittlich 196,80 Euro ausgegeben. Daraus ergibt sich für Österreich ein Bruttoproduktionswert von 258,30 Euro und eine Wertschöpfung von 145,60 Euro pro Person. Die gesamte Wertschöpfung der Wiener Hofburg Bälle für Österreich beträgt rund 7,5 Mio. Euro, die regionalisierte Wertschöpfung für Wien sogar 10,2 Mio. Euro, bzw. 198,40 Euro pro Ballgast.
Über 50% der regionalisierten Wertschöpfung stammt von öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen, gefolgt von Handel und Gebrauchsgütern (22%.) sowie der Vermietung von beweglichen Sachen und unternehmensbezogenen Dienstleistungen (13%). Auf Platz vier und fünf befinden sich Verkehr (ca. 4,2%) und das Beherbergungswesen (ca. 3,6%).
Motivforschung – Unterhaltung vor Networking: Ein interessanter Aspekt der Studie sind auch die Motive der Gäste, einen der 17 Traditionsbälle zu besuchen. Für über die Hälfte der Ballbesucher (51%) ist Unterhaltung die Hauptmotivation auf einen Hofburgball zu gehen, dicht gefolgt vom Tanzen ( 45 %) und von sozialen Kontakten (27%). Für ein Viertel der Gäste jedoch ist der Besuch eines Hofburg-Balles nicht rein privat angesiedelt, sondern entweder eine geschäftliche (16%) oder eine berufliche (9%) Verpflichtung.
Dies legt nahe, dass die Wiener Hofburgbälle auch für die gesellschaftlichen Kontakte sowie für Geschäfts- und Kundengespräche von großer Bedeutung sind. Viele Besucher schätzen aber auch einfach die Wiener Balltradition als besonderes Ereignis (16%) sowie das einzigartige Ambiente und die Atmospäre der Hofburg (9%).
Ballgäste-Feedback: So schließen die Wiener Hofburg Bälle auch in der Bewertung der Ballgäste sehr gut ab. Fast 95% der Befragten bewerteten den Veranstaltungsort Hofburg Vienna als exzellent und waren mit der Atmosphäre sehr zufrieden. Auch die Erreichbarkeit wurde von über 90% als exzellent und gut bewertet. Weniger positiv schnitt die Übersichtlichkeit der Hofburg Vienna ab. Nur 60% der Ballbesucher bewerteten sie mit exzellent und gut. Ein eigenes Wegeleitsystem, das den Besuchern der Hofburg Vienna die Orientierung in der imperialen Kaiserresidenz erleichtern soll, ist daher in Umsetzung.
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, so sind auch die Aussagen über das Catering teils widersprüchlich. Während sich über 35% der Gäste nicht für die Gastronomie interessierten, waren fast 46% der Befragten sehr zufrieden und zufrieden. Ebenso teilte das Rauchen die Geister. Wünschten sich einige Ballgäste, überall rauchen zu können oder zumindest eine Erweiterung der Raucherzonen, sprachen sich andere Ballbesucher überhaupt gegen Raucherzonen und ein generelles Rauchverbot aus.
Ein großes Anliegen der Ballgäste war eine großangelegte Übertragung der Eröffnung in die umliegenden Ballräumlichkeiten. Auch dieser Kundenwunsch wird in die Organisation der Bälle verstärkt einfließen. Insgesamt empfehlen über 95% die Wiener Hofburgbälle gerne weiter.