Und dazwischen: kurze Wege – Düsseldorf im MICE-Porträt

Donnerstag, 05.10.2023
Als Event-Standort ist Düsseldorf bestens vernetzt und noch besser angebunden. Und bietet von der Skipiste bis zur Party-Cruise ein ­buntes Drumherum.
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Lebensader Rhein: Düsseldorf 
war schon früh ein wichtiger Handels- und Hafenstandort entlang des Flusses. Alle Fotos: Düsseldorf Tourismus

Wenn man ihn danach fragt, was Düsseldorf als Event-Standort ausmacht, muss Jens Ihsen, Director bei Düsseldorf Convention, gar nicht lange nachdenken: „Das Zusammenspiel aus einer kompakten Stadt und ihrem Einzugsgebiet, in dem 12 Millionen Menschen leben. Die noch dazu wahnsinnig grün ist und richtig erholsame Flecken bereithält.“ Für ihn ist das einer der wichtigsten Faktoren dafür, dass jährlich etliche nationale und internationale Tagungen und Kongresse, Konferenzen und Firmen-Events ihren Weg in die Stadt finden, viele davon seit Jahren wieder und wieder. Auch deswegen bewerben Ihsen und sein Team ihre Stadt, die für sie die schönste Stadt am Rhein ist, auch mit dem Slogan „Nähe trifft Freiheit“.

Was damit gemeint sein könnte, wird schnell klar, wenn man die ersten Stunden in der Stadt verbringt, deren S-Bahn-Netz im Süden Richtung Köln und im Norden weit ins Ruhrgebiet hinein reicht. Düsseldorf steht im Zentrum einer leben­digen Region, in der Tradition gelebt wird und dennoch keine Angst vor Innovationen herrscht. Einer Region, die für ihre Offenheit bekannt ist und dafür, dass sie sich auch mal neu erfinden kann, wenn die Umstände es erfordern.

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Foto: Düsseldorf Tourismus/Sabrina Weniger

Die Vielfalt, die all das mit sich bringt, zeigt allein ein kurzer Stadtspaziergang: Vom Hauptbahnhof geht es in wenigen Schritten ins legendäre Japan-Viertel „Little Tokyo” mit seinen Supermärkten, Buch- und Comic-Läden, Stehimbissen und Restaurants und von hier geradewegs auf die hübsche Stadtmitte zu, die vom grün umwucherten Stadtgraben entlang der Königsallee und begrünten Fassaden am Kö-Bogen geprägt ist. Unterwegs zum Rheinufer mit seinen Promenaden, ­Brücken, Parks und viel moderner Architektur lohnt ein Stopp am Carlsplatz, wo der fest installierte Wochenmarkt sich zum kulinarischen Herzen der Stadt gemausert hat.

Tagen und Networken auf dem Wasser

Von hier sind es dann nur noch einige Meter durch die Altstadt, bis man am Burgplatz steht, wo sich eine Treppe runter Richtung Uferpromenade ergießt. Links geht es zu den Kasematten, den bunten Rheinterrassen mit ihrem vielseitigen gastronomischen Angebot, rechts macht gerade die MS RheinGalaxie fest, mit ihren 2500 Quadratmetern Event-Fläche ein Gigant in der Flotte der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt, kurz KD. Die auf Schiffsausflüge, Panoramafahrten und Events spezialisierte Reederei trägt ihre beiden zentralen Heimathäfen im Namen, in den beiden Städten am Rhein sind auch die meisten ihrer Schiffe im Einsatz. 

Die RheinGalaxie, die neben den mehrmals täglichen ­Panoramafahrten zwischen Medienhafen und Theodor-Heuss-Brücke auch für Konferenzen und Events mit bis zu 1.000 TeilnehmerInnen gechartert werden kann und über eine große Bühne für Vorträge und die dazugehörende Technik ­verfügt, sticht dabei nicht nur wegen ihrer Größe hervor. ­Thomas Majer, Sales Manager für das Chartergeschäft bei KD sieht das im April 2022 getaufte Schiff auch als Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit. „Das beginnt beim Landstrom­anschluss an allen KD-Landebrücken, der die anlegenden Schiffe mit Strom versorgt, geht über die bordeigene Kläranlage, in der zwischen Schwarzwasser, Grauwasser und Frischwasser getrennt wird, bis hin zum Konzept gegen Lebensmittelverschwendung beim Catering.” 

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Lebendig, viel­seitig, historisch: Die Düsseldorfer Altstadt wird oft
liebevoll „die längste Theke der Welt“ genannt

Dafür hat sich die Reederei auch mit dem Green Award zerti­fizieren lassen und greift damit dem Zeitgeist vor. Denn: „Bei immer mehr unserer Kundinnen und Kunden ist der Nachhaltigkeitsfaktor bei der Planung ihrer Events ausschlaggebend.” Und letztlich spielt bei diesem Faktor auch mit, was Majer als größte Stärke von Düsseldorf als Event-Standort sieht: „Die kurzen Wege”, sagt er, ohne lange zu grübeln. „Die ermöglichen den Gästen, dass sie eigentlich jeden Ort zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln problemlos ­erreichen, meistens in weniger als 15 Minuten.”

Das neue Herzstück der Arena

Das gilt auch für einen Ort, den man von Bord der MS RheinGalaxie schon von Weitem sehen kann: die mit auffälligen blauen Bannern behängte MERKUR SPIEL-ARENA. Die ist weit mehr als das Heimspiel-Stadion von Fortuna Düsseldorf und hat wie zum Beweis dafür auch gerade einen brandneuen Bereich aus dem Hut gezaubert. Im großen Innenraum des knapp 65.000 Menschen fassenden Stadions machen längst auch Tourneen internationaler Rock- und Pop-Stars Halt, hin und wieder finden auch Großveranstaltungen statt: „Uns ist es aber wichtig, dass Gäste unsere Eventflächen auch außerhalb der richtig großen Events mit Tausenden von Teilnehmenden nutzen ­können“, erklärt Christian Poschmann, Executive Director Corporate Events beim Arena-Betreiber D.LIVE, der auch für einige andere ­Flächen und Hallen in der Stadt verantwortlich ist. 

Dann demonstriert er anhand einer Visualisierung und einem Grundriss, wie die neu gestalteten, multifunktionalen Räume Cave 01 und Cave 02 anstelle einer ehemaligen Garagenfläche auf beiden Seiten des verglasten Spielertunnels „The Tunnel“ bald aussehen sollen. 450 Quadratmeter auf der einen Seite, 500 Quadratmeter auf der anderen. Moderne Lampen an der Decke, an einer Wand ein gigantischer LED-Bildschirm. Der größere der beiden ­Räume wird bereits bei den Spielen der Fußball-Europameisterschaft 2024 als Pressebereich genutzt. Nur wenige Meter ­entfernt vom Spielertunnel, der mit bunten Folien beklebt ist, die je nach Lichteinfall von neugierigen Blicken abschirmen, oder genau diese erlauben. 

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Die Bauten nach Entwürfen von Star-Architekt Frank Gehry sind zum Wahrzeichen des Düsseldorfer Medienhafens geworden, stehen für die Modernisierung und Transformation des Areals und prägen eindrucksvoll das Stadtbild


Für Poschmann ist die beste Eigenschaft von Düsseldorf als Event-Standort die Weltoffenheit und Herzlichkeit der Stadt, die für ihn damit ideal geeignet ist, internationale Gäste zu empfangen. Dazu passt auch, was für den Fachmann für Corporate Events die MERKUR SPIEL-ARENA so besonders macht: „Wer einmal hier zu Gast war, der verbindet seinen Besuch mit Emotionen – sei es, weil man sich ans Konzert der Lieblingsband erinnert oder an die einmalige Stadion­atmosphäre während eines Fußballspiels. Bei den meisten, die die Räume für Events anfragen, spielen diese Emotionen höchstwahrscheinlich auch eine aktive Rolle.“ Und genau aus diesem Grund wollen Poschmann und sein Team mit den neuen Räumen „Happy Places“ schaffen und gleichzeitig technisch wie räumlich eine gute Basis für anspruchsvolle Events bieten. Dafür arbeiten sie mit lokalen Partnern zusammen: vom Cateringteam über Technikdienstleister bis hin zur hinzugebuchten Stadion-Zipline.

Mit dem Zeitgeist weiterentwickelt

Quasi nebenan, ein Stück flussaufwärts direkt hinterm Messe­gelände, liegt mit dem Congress Center Düsseldorf (CCD) einer der wichtigsten Orte der Düsseldorfer Veranstaltungswelt. Es jongliert auf seinen rund 11.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche häufig ­sogar mehrere Events gleichzeitig und kann bei besonders ­großen Tagungen problemlos auch mal eine der Messehallen dazu belegen. Der älteste Teil des CCD stammt noch aus den 1970er-Jahren. Und auch wenn man das seiner Architektur in Wabenform, der Beleuchtung und den Raumkonzepten stellenweise ansehen kann, haben zahlreiche Modernisierungen über die Jahre dafür gesorgt, dass der Komplex neben der 2020 fertig­gestellten brandneuen Messehalle 1 nie Gefahr läuft, an Aktualität zu verlieren.

Und eben trotzdem von sich ­behaupten kann, im Feb­ruar 1981 als Drehort der ­allerersten Folge „Wetten dass..?” Geschichte ­geschrieben zu haben. 

Seit dem Bau der Stadthalle in den 90ern, die seither mit zum CCD-Komplex gehört, sei eine riesige ­Anzahl an Aushänge­schildern dazugekommen, zählt CCD-Marketingchef Martin Rütten beim Rundgang durchs Gebäude auf, das über die Stadthalle ­einen direkten Zugang zur rund 20.000 Quadrat­meter ­großen Messehalle 3 hat: „Eine Bambi-Verleihung, zahlreiche namhafte Medizin- und Wissenschaftskongresse, Karnevals­sitzungen sowie seit einigen Jahren auch die Anime- und ­Manga-Messe DoKomi, zu der gerade zuletzt an einem Wochenende 150.000 Gäste gekommen sind.“

Schon am Tag nach dem dreitägigen Event zeigen sich nur noch ­wenige Spuren der Riesenveranstaltung – im Prinzip wäre hier alles schon fast wieder einsatzbereit. Und das wirklich mit jeder tech­nischen Anforderung, die man sich im Veranstaltungsbereich vorstellen kann: modern ausgestattete Dolmetschkabinen, professionell bediente Licht- und Tontechnik, Ausstattung für Livestreams. Außenrum gibt es für Gäste eine vielseitige Infrastruktur mit internationalen Restaurants und einer großen Auswahl an Unterkünften. 

Bunte Hotellandschaft mit 230 Häusern 

Denn Hotels gibt es in der lebendigen Gewerbe- und Dienstleistungsstadt Düsseldorf mehr als genug. 231 Beherbergungsbetriebe mit knapp 37.000 Betten registriert Düsseldorf Tourismus Stand Juni 2023 in der Stadt. Zwischen Januar und Juni 2023 kamen laut deren Berechnung rund 1,4 Millionen Gäste in der Stadt an. Fast so viele wie zu Zeiten vor Corona. Dafür bleiben die Gäste inzwischen länger in der Stadt. 

Diese Infrastruktur nutzt auch und insbesondere die Event-Branche – viele der verfügbaren Hotels bieten eigene Tagungsräume an oder arbeiten zumindest eng mit Veranstaltungsorten zusammen. Dass in der Region auf etablierte Großkonzerne und dutzende Hochschulen auch junge Life-Science-Unternehmen und darüber hinaus mehrere tausend Modeunternehmen treffen, macht die Vielfalt der Beherbergungsbetriebe noch sichtbarer. 


CIM ALS E-PAPER

Dieser Artikel ist in der Ausgabe CIM 4/2023 erschienen, die hier als E-Paper zur Verfügung steht.

Den großen MICE-Report aus Düsseldorf „Und dazwischen: kurze Wege“ lesen Sie auf den Seiten 64 bis 72 im Resort Destination.

Einen Überblick über vergangene CIM-Ausgaben finden Sie im E-Reader-Bereich unter „Alle Ausgaben“.

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Eins der jüngeren Hotels direkt um die Ecke von Carlsplatz, Kö und Altstadt ist das 2021 eröffnete Ruby Luna. Es bietet im 1962 erbauten Commerzbank-Hochhaus, dem höchsten Gebäude der Innenstadt, 206 Zimmer, sein Alleinstellungsmerkmal ist das ­dekorative Weltraum-Interieur. Und genauso bunt, wie die Planetenmodelle, die hier den Barbereich schmücken, ist hier auch das Publikum, das das Haus nach Einschätzung von Junior Sales Manager ­Leon Krüger auch den vielseitigen großen und kleinen Events zu verdanken hat. „Düsseldorf bietet da einfach für jede Anforderung die richtige Lösung.

Pragmatismus trifft Vorfeldblick

Dabei ist eine der wohl größten Stärken des Standorts Düsseldorf wohl der Flughafen, der einer der größten und am besten angebundenen Deutschlands ist. Durchschnittlich 385 Flugbewegungen verzeichnet der Airport täglich. Im gesamten Jahr 2022 gab es hier über 140.500 Starts und Landungen, 163 Flugziele in 46 Ländern, insgesamt rund 16 Millionen Passagierinnen und Passagiere. 2023 werden rund 20 Millionen Fluggäste erwartet. Viele von denen, die kommen, bleiben geschäftlich und sind in der S-Bahn zum Hauptbahnhof, die im kurzen Rhythmus fährt, kaum eine Viertelstunde unterwegs. Dazu wird derzeit an der Stadtbahnlinie U81 gebaut, die voraussichtlich 2025 in Betrieb gehen und die Verbindung zwischen Flughafen und Innenstadt noch einfacher gestalten soll. 

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Europas größte Grünfassade: Im Herzen der Stadt sprießen sage und schreibe 30.000 Hainbuchen auf den Fassaden­schrägen und dem Dach des neuen Komplexes „Kö-Bogen II“


Inmitten des ganzen Trubels bietet der Flughafen mit dem ­„DUSconference plus” mitten in Terminal auch ein eigenes Kon­ferenzzentrum mit zahlreichen Boardrooms, Tagungsräumen und ­Arbeitsplätzen in einem offenen Workspace. Und einem ­fantastischen Ausblick, denn die Fensterfronten in einem Großteil der Räume gehen direkt raus zum Vorfeld, wo gerade ein Flieger mit Star Alliance Logo Richtung Terminal rollt. Neben einem Schreibblock und Kugelschreiber an einem der Arbeitsplätze liegt eine Postkarte mit der Aufschrift „Weitblick kann bei Meetings nie schaden”. Und auch Dennis Minasso, General Manager beim Betreiber des Kon­ferenzzentrums SSP Group, gibt zu: „Dieser Ausblick wird auch wenn du hier arbeitest und ihn täglich hast nicht so schnell langweilig.” 

Die in seinen Augen beste Eigenschaft der Event-Stadt – dass hier täglich unzählige Menschen vieler Kulturen zusammenkommen und daraus Synergien entstehen – zeigt sich an kaum einem Ort so schön wie hier, wo durch die Fenster auf der anderen Seite des 1.700 Quadratmeter großen Konferenzzentrums pausenlos ­Menschen durchs Terminal wuseln. Und genau wie draußen, sind die Dinge eigentlich auch hier drin immer weiter im Wandel. Denn gerade weil das 2017 eröffnete Konferenzzentrum so frisch und modern ist, lässt sich aus Minassos Sicht gerade hier ganz individuell auf ­Kundenwünsche reagieren: „Dazu schärfen wir gerade unser Verständnis davon, was die Kundschaft genau hier am Standort braucht, um dann jeden dieser Wünsche besser erfüllen zu können.” Ideen dazu haben er und sein Team genug – vom Barista-Kaffee in einem bislang ungenutzten Winkel des Eingangsbereichs, bis zur Party- und After-Work-Tauglichkeit der Event-Lounge.  

Ausgefallene Kulissen mit Industriecharme

Der absolute Kontrast zu den modern eingerichteten Räumen am Flughafen sind – zumindest auf den ersten Blick – die mächtigen ­Industriehallen, die kaum fünf Kilometer Luftlinie von der ­nächsten Landebahn entfernt auf der anderen Rheinseite liegen. „AREAL BÖHLER“ steht unübersehbar in großen, gerade frisch aufgearbeiteten Buchstaben auf dem großen Fabrikschornstein, dem Wahrzeichen des 230.000 Quadratmeter großen Geländes. Schon seit 1914 wurde hier Stahl verarbeitet. Bis in den 70er-Jahren die Ölkrise die Branche schwächte, zählte die eigentlich aus Österreich stammende Firma Böhler zu einem der wichtigsten Industrieunternehmen der Stadt mit Tausenden Beschäftigten. Die Fassaden von damals sorgen auch heute noch fürs Ambiente, das für Lars ­Wessel, Mitglied der Geschäftsleitung und Verantwortlicher der ­Betreiber­firma BHG.BROICHCATERING, die Besonderheit seiner Location ­ausmacht: „Diesen Industriecharme zu erhalten, war beim Ausbau der Hallen zu Event-Bereichen eine unserer wichtigsten ­Missionen – auch wenn es in der Unterhaltung mehr kostet, den Shabby Chic zu konservieren, als alles clean und wie neu wirken zu lassen.“

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Nicht nur dem Güterverkehr dient Düsseldorfs Wasserstraße. Gäste der Stadt können als
Bord-Passagiere in die malerische Rheinlandschaft eintauchen

Im Untergrund neben den alten Kanalsystemen des Werks­geländes unterm Hallenboden liegen längst hochmoderne Glasfaser­leitungen – aus dem Lost Place im Alten Stahlrevier ist für etliche ­Unternehmen, die hier Flächen anmieten, ein zeitgemäßer Arbeitsplatz mit besonderem Flair geworden. Und einer, der für Wessel auch Düsseldorfs große Stärke als Event-Standort zeigt: die „hervorragende Anbindung durch die zentrale Lage in Deutschland“. Umschlossen von den Autobahnen 44, 52 und 57 und nur wenige Fahrminuten von jeder von ihnen entfernt, gilt das besonders für die Hallen auf dem AREAL BÖHLER. Einige von ihnen geben seit Jahren außergewöhn­liche Event-Flächen ab, die noch dazu für effiziente Logistik und Schwerlastverkehr ausgelegt sind. 

Der große Hingucker unter den Veranstaltungshallen auf dem ­Gelände ist das Alte Kesselhaus mit 750 Quadratmetern Event-­Fläche, das früher als Heizwerk diente und dessen alte Technik heute durch eine beeindruckende Lichtinstallation in Szene gesetzt ­werden kann. „Das Kesselhaus war 1999 die erste Event-Fläche hier auf dem Gelände und ist bis heute eine der beliebtesten Locations bei den Gästen, auch weil die alte Technik mit den original Schaltanlagen, einer alten Kohlen­rutsche und dem Kessel noch heute wahnsinnig beein­druckend ist“, sagt Julian Schreiner, Prokurist bei AREAL BÖHLER LOCATION­MANAGEMENT. Noch mehr Platz bieten die 5.200 Quadratmeter große Kaltstahl­halle oder die noch größere Alte Schmiedehalle mit 8.000 Quadratmetern. Die Produktionsküchen von BHG.BROICHCATERING befinden sich genauso auf dem ­Gelände wie der Anbau des Start-Ups „Vollgepackt”, einer Tochter­firma des Traditionsunternehmens Broich. Hier werden unter eigens darauf abgestimmten Bedingungen in mehreren Kellerräumen ­Microgreens angebaut, die dann in den Produktionsküchen verarbeitet werden und für neue Geschmacksnoten am Salatbuffet sorgen. 

Innovation und Neuheiten für mehr Nachhaltigkeit

Dass das alte Fabrikgelände stellenweise über die Stadtgrenzen in die Nachbarstadt Meerbusch hineinragt, macht so auch sichtbar, wie der Event-Standort über die Grenzen der nordrhein-westfälischen Hauptstadt hinaus reicht. Veranstaltungen erstrecken sich hier nicht selten auch über die Nachbarstädte, kombinieren Hotels, Veranstaltungs-Locations, Restaurants und Incentives an den verschiedensten Orten zwischen Krefeld, Neuss und Wuppertal, einfach weil die ­Möglichkeiten vorhanden sind und die Wege in alle Richtungen kurz. Dafür sorgen neben dem dichten ÖPNV-Netz auch die auf Individualtransport ausgerichteten Unternehmen der Region, die sich wie der Chauffeur-Service AlphaLane auch immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit positionieren. Der vermehrte Einsatz von E-Autos und Hybridfahrzeugen, ein ausgeklügeltes Konzept für die Vermeidung von Leerfahrten und CO2-Kompensation, in diesen Schritten sieht Geschäftsführer Antonios Tzovaras einen wichtigen Trend für die Zukunft. Ihre moderne Infrastruktur sei die Eigenschaft, mit der die Event-Stadt Düsseldorf ihm und anderen diese Entwicklung erleichtert. 

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An der „Kö“, eine der berühmtesten Straßen Deutschlands, liegt der Kö-Bogen – als Paradebeispiel
für die Fusion von Architektur und Städtebau

Und das muss Düsseldorf allein aus einem bedeutenden politischen Punkt: dem Düsseldorfer Klimapakt, in dem sich die Stadt und viele ihrer Unternehmen vorgenommen haben, bis 2035 klimaneutral zu werden. Dazu gibt das Netzwerk aus Stadt, IHK, Handwerks­kammer und Kreishandwerkerschaft den teilnehmenden Unternehmen Tipps, wie Verbrauch und Emissionen minimiert werden können und verspricht, die Firmen „in eine klimafreundlichere und nach­haltigere Zukunft” zu begleiten.

Diesen Zeitgeist zeigen auch die vielen Neuerungen, über die Düsseldorf Convention im ersten Halbjahr 2023 berichtet. Mit der Event-Location „The Frame“ wird ein weiterer Anbieter kreativ und haucht der bestehenden Infrastruktur der historischen Rheinhöfe neues Leben ein, mit dem EUREF-Campus Düsseldorf entsteht ein ­Innovationshub, der sich ganz den Themen Energie, Nachhaltigkeit und Mobilität der Zukunft verschrieben hat. Und die weltgrößte ­Indoor-Surfinghalle „RheinRiff“, ebenfalls auf dem AREAL BÖHLER in Meerbusch, bringt die Sehnsuchtssportart Wellenreiten mal eben so nach Deutschland. Den hohen Energieaufwand der Anlage minimieren etwa eine Photovoltaikanlage und Wärmerückgewinnung.

Perfektes Zusammenspiel zwischen Sonne und Schnee

Dass so eine, auf den ersten Blick vielleicht verrückte Idee, eine Form des Freizeitvergnügens dahin zu holen, wo es augenscheinlich nichts zu suchen hat, auch Dinge zum Positiven beeinflussen kann, das zeigt sich schon, wenn man bei der Anfahrt zum Alpenpark Neuss auf den neu entstandenen Solarpark achtet, der unterhalb der von ­weitem sichtbaren Halle auf einer ehemaligen Mülldeponie über die letzten Monate entstanden ist. Durchschnittlich 4,4 Megawatt sollen hier, wenn alles am Netz ist, an sonnigen Tagen gewonnen werden. „Wenige Stunden davon reichen, um den kompletten Alpenpark mit Energie zu versorgen“, erklärt Patryk Lamich, COO des Betriebs, der gut 20 Jahre nach seiner Eröffnung inzwischen weit mehr bietet als nur die Skihalle. Der Rest der umgewandelten Solarenergie, sagt er, wird ins Netz der öffentlichen Stromversorgung eingespeist.  

Zum Angebot auf dem Gelände, von dem nun gut 30.000 Quadratmeter von Photovoltaik-Panelen bedeckt sind, gehören neben der Hauptattraktion mit zwei Skipisten von je gut 300 und 100 Metern Länge einer Rodelabfahrt und Platz zum Eisstockschießen, auch das Hotel „Fire & Ice” mit 79 Zimmern und Wellnessbereich. Seit 2018 kommen weitere Betten in 22 unweit gelegenen Baumchalets dazu. 

Über ein gutes Dutzend Tagungsräume zwischen 365 und 15 Quadratmetern Fläche verfügt das Hotel außerdem – zusammengerechnet knapp 1.000 Quadratmeter Veranstaltungsfläche. Für Event-Pausen stehen ein Fußball-Parcours, Gastronomiebereiche drinnen und draußen und natürlich die auf minus drei Grad gekühlte Skihalle parat.

Für Lamich gehört zur erfolgreichen Event-Region Düsseldorf aber weit mehr als nur Event-Flächen und Infrastruktur: „Was den Standort für mich ausmacht, sind die super Kooperationen. Hier sind alle miteinander vernetzt“, sagt er. Das sei umso wichtiger, weil selten Veranstaltungen angefragt würden, die einer anderen eins zu eins gleichen. „Wir verkaufen hier grundsätzlich keine Veranstaltungen von der Stange, sondern setzen auf individuell geplante und betreute Events – und das ist auch die ­Anforderung unserer Gäste.“

Ein „Place to be“ für VeranstalterInnen

Dass sich die Anforderungen über die Jahre verändert haben, darüber sind sich alle einig und sehen in der Vielfalt und Wandlungsfähigkeit der Stadt auch den großen zentralen Standortvorteil, der sich nirgends so schön manifestiert wie an den Event-Locations selbst. Ein Schiff, das es ermöglicht, dass die Stadt zur Kulisse wird und dabei auf Nachhaltigkeit setzt, eine Arena, die aus bislang kaum genutzten Flächen einen Ort macht, der auch ohne Groß-Event bespielt werden kann und eine Skihalle, die nicht nur eines der Top-Ausflugsziele der Region ist, sondern bald auch ein gigantischer Energieproduzent.

Dazu kommen all jene Orte der Stadt, die sich immer wieder neu erfinden: das Congress-Center, das eng mit der direkt angrenzenden Messe zusammenarbeitet und so eine der größten Flächen für Großveranstaltungen des Landes schafft, und die Konferenzräume, die an einem der wichtigsten Flughäfen des Landes direkt aufs Vorfeld zeigen. Und mit dem AREAL BÖHLER sogar ein Ort, von dem man mancherorts vielleicht meinen würde, er gehöre nach dem Wegzug der Industrie der Vergangenheit an. Tatsächlich hat aber auch seine Geschichte noch eine ganze Menge Raum, erzählt zu werden. 

Das alles sorgt auch dafür, dass es CCD-Marketingchef Martin Rütten, wie so manchem in der Düsseldorfer Event-Welt, eben gar nicht so leicht fällt, die Stärken Düsseldorfs als Event-Standort in nur wenigen Worten zusammenzufassen. Was nicht heißen soll, dass er die perfekte Antwort nicht trotzdem parat hat: „Es ist der Rhein, es ist die Kö, es ist die Altstadt, es sind wahnsinnig viele Grünflächen, es ist das tolle Kongresscenter – das alles macht Düsseldorf für mich aus. Die Stadt ist einfach ein Place to be – gerade für Veranstalter.“

Sandra Kathe