Booking: Aus für Nachhaltigkeits-Label

Donnerstag, 04.04.2024
Nach der Kritik der niederländischen Verbraucherschutzbehörde (ACM) am Travel-Sustainable-Programm von Booking hat das Reiseportal sein Nachhaltigkeits-Label offline gestellt. Fortan werden nur noch die Zertifikate von Drittanbietern genutzt. Aber die bieten nur wenig Transparenz.
Stand von Booking.com auf der ITB 2019. Foto: ITB

Stand von Booking.com auf der ITB 2019. Foto: ITB

Die Folgen der ACM-Kritik sind gravierend: Quasi über Nacht muss Booking sowohl den Namen „Travel Sustainable“ als auch das Logo und die dazugehörigen Nachhaltigkeitsstufen von der eigenen Website entfernen. Als Alternative können Booking-Nutzer damit nur noch nach Unterkünften mit einer Drittanbieter-Zertifizierung suchen. Sie zeigen die Nachhaltigkeitsmaßnahmen an, die von den jeweiligen Unterkünften umgesetzt wurden.

Verbraucherschutz: „Label war irreführend“

Zuvor hatten die holländischen Verbraucherschützer das Travel-Sustainable-Programm, das es bereits mehrere Jahre gab und das kontinuierlich ausgebaut wurde, als irreführend eingestuft. Für Booking ist das ein heftiger Schlag, vor allem in der Zusammenarbeit mit Firmen. Viele von ihnen legen bei Geschäftsreisen, Kongressen und sonstigen MICE-Events großen Wert auf Nachhaltigkeitszertifizierungen.

Entsprechend wichtig war das Thema für Booking: Eine eigene Abteilung kümmerte sich um die Vergabe des Siegels, weltweit waren rund 500.000 Unterkünfte mit dem Travel-Sustainable-Symbol gekennzeichnet.

Verändertes „regulatorisches Umfeld“

In der Amsterdamer Zentrale wird nun überlegt, wie es strategisch weitergeht. „Unser Ziel ist und bleibt es, die Entscheidung für nachhaltigeres Reisen für alle einfacher zu machen“, heißt es in einem Statement auf Anfrage der CIM-Schwesterzeitschrift touristik aktuell. Und weiter: „Auch wenn sich der Bereich Nachhaltigkeit erheblich weiterentwickelt hat, insbesondere im Hinblick auf das regulatorische Umfeld, sind wir nach wie vor bestrebt, allen unseren Kunden nachhaltigere Reisemöglichkeiten aufzuzeigen.“

Gleichzeitig wolle man Unterkunftspartner weiterhin dabei unterstützen, eine Zertifizierung durch Dritte zu erreichen. Genau da lauern jedoch die nächsten Herausforderungen: In der Hotellerie gibt es mehr als 50 Nachhaltigkeitszertifikate mit äußerst unterschiedlichen Kriterien. Sie zu unterscheiden ist für Kunden kaum möglich.

Details zum bisherigen Nachhaltigkeitsprogramm von Booking sowie den Labels anderer Portale und Technikanbieter lesen Sie in einem Beitrag aus dem vergangenen Juli zum Thema „nachhaltige Hotellerie“. 

Die Vielfalt und das Wirrwarr der Zertifikate war damals auch Titelthema des CIM-Magazins. Es kann kostenlos als E-Paper abgerufen werden.

Matthias Gürtler